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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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könnten auch abwechselnd zu mir kommen, und dann würden sie doch ein wenig Aufsicht und Pflege haben.«
    Die arme Caddy hatte wirklich ein liebevolles anhängliches Herz. Sie wurde immer weicher und weicher gestimmt, während sie uns das erzählte, und weinte so sehr, wie sie uns das kleine Bild einer ungewohnten Häuslichkeit ausmalte, daß es Peepy in seiner Höhle unter dem Piano tief ergriff und er sich laut jammernd auf dem Rücken wälzte. Erst, als ich ihn hervorholte, damit er seine Schwester küsse, ihn wieder auf den Schoß nahm und ihm zeigte, daß Caddy – die nur so tat – wieder lache, konnten wir ihn beruhigen, und selbst dann nur, indem wir ihm erlaubten, uns alle der Reihe nach am Kinn fassen und uns die Wangen streicheln zu dürfen. Da selbst das ihn noch nicht genügend stärkte, um es unter dem Piano auszuhalten, stellte ich ihn auf einen Stuhl, damit er aus dem Fenster schauen könnte, und Miß Jellyby hielt ihn an einem Bein fest und setzte ihre Erzählung wieder fort.
    »Die Ursache war Ihr Besuch bei uns.«
    Wir fragten natürlich: »Wieso?«
    »Ich war mir meiner linkischen Manieren so bewußt geworden, daß ich mich entschloß, mich darin zu bessern und tanzen zu lernen. Ich sagte Ma, ich schämte mich über mich selbst und müßte tanzen lernen. Ma machte ihr maliziöses Gesicht und sah über mich hinweg, als ob ich Luft wäre, aber ich war fest entschlossen, Tanzstunden zu nehmen, und ließ mich daher in Mr. Turveydrops Tanzakademie in Newman-Street einschreiben.«
    »Und dort war es, mein Kind...?« fing ich an.
    »Ja, dort war es, und ich bin mit Mr. Turveydrop verlobt. Es gibt zwei Mr. Turveydrop – Vater und Sohn. Mein Mr. Turveydrop ist natürlich der Sohn. Ich wünschte nur, ich wäre besser erzogen und könnte ihm eine bessere Frau werden, denn ich habe ihn sehr gern.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, daß Sie so reden«, sagte ich.
    »Ich verstehe nicht, warum es Ihnen leid tun sollte«, erwiderte sie ein wenig ängstlich. »Aber ich bin nun einmal mit Mr. Turveydrop verlobt, so oder so, und er hat mich sehr gern. Er muß es selbst auch geheim halten, weil der alte Mr. Turveydrop mit im Geschäft ist und es ihm das Herz brechen oder ihn sonstwie niederschmettern könnte, wenn man es ihm unvorbereitet mitteilte. Der alte Mr. Turveydrop ist ein großer Gentleman – ein sehr großer Gentleman.«
    »Weiß es seine Frau?«
    »Des alten Mr. Turveydrops Frau, Miß Clare?« fragte Miß Jellyby erstaunt und riß die Augen auf. »Die gibt es doch gar nicht. Er ist Witwer.«
    Hier wurden wir von Peepy unterbrochen, an dessen Beinchen seine Schwester jedes Mal unbewußt gerissen hatte wie an einem Klingelzug, wenn sie in Eifer geraten war, und er fing jetzt laut über sein Mißgeschick an zu jammern. Da er sich an mich um Hilfe wendete und ich nur zuzuhören brauchte, übernahm ich es, ihn zu halten. Miß Jellyby bat ihn mit einem Kuß um Verzeihung, versicherte ihm, daß es nicht absichtlich geschehen wäre, und fuhr dann fort.
    »So liegen die Sachen. Wenn ich mir jemals einen Vorwurf machen muß, so trägt Ma die Schuld. Wir wollen heiraten, sobald wir können.
    Und dann besuche ich Pa im Bureau und schreibe von dort an Ma. Es wird sie nicht sehr aufregen; ihr bin ich ja nur Feder und Tinte. Ein großer Trost ist«, seufzte sie, »daß, wenn ich verheiratet bin, ich niemals mehr etwas von Afrika hören werde. Der junge Mr. Turveydrop haßt es meinetwegen, und wenn der alte Mr. Turveydrop überhaupt weiß, daß es so ein Land gibt, ist es viel.«
    »Das ist der Mr. Turveydrop, der ein so großer Gentleman ist, nicht wahr?«
    »Ein sehr großer Gentleman, gewiß. Er ist überall wegen seines Anstandes berühmt.«
    »Gibt er Unterricht?« fragte Ada.
    »Nein. Er gibt nicht direkt Unterricht, aber seine Manieren sind fabelhaft.«
    Nach vielem Zögern und Stocken brachte Caddy heraus, sie habe uns noch etwas anzuvertrauen und fühle, daß wir es wissen müßten, und hoffe, wir würden es nicht übel aufnehmen. Sie habe nämlich ihre Bekanntschaft mit Miß Flite, der kleinen verrückten Alten, erneuert und gehe frühmorgens zu ihr, um ihren Verlobten vor dem Frühstück ein paar Minuten zu sprechen – nur für ein paar Minuten. »Ich besuche sie auch noch zu andern Zeiten«, sagte sie, »aber Prince kommt dann nicht. Des jungen Mr. Turveydrops Vorname ist nämlich Prince; es ist eigentlich schade, denn er klingt wie ein Hundename, aber er hat ihn sich doch nicht selbst ausgesucht!

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