Bleakhouse
Kaffeestrauchkultur für die Eingebornen in den Ansiedlungen von Borriobula-Gha.
Das bedeutete zweifellos einen Aufwand von Tinte und Federn, der den Freudenanteil ihrer Tochter an dem Feste zu nichts weniger als einem Feiertag machen mußte.
Da jetzt die Zeit gekommen war, wo Mrs. Jellyby zurückkommen sollte, hofften wir sie dies Mal zu treffen. Sie war jedoch wieder nicht zu Hause, da sie unmittelbar nach dem Frühstück in irgendwelchen Borriobula-Geschäften in eine Gesellschaft, genannt Zweighilfssubkomitee, London-Ost, nach Mile-End hatte gehen müssen. Da ich bei unserm ersten Besuch Peepy nicht gesehen hatte – er war nirgends zu finden gewesen, und die Köchin meinte, er sei wahrscheinlich mit dem Kehrichtmann fortgelaufen –, fragte ich jetzt wieder nach ihm. Die Austernschalen, mit denen er ein Haus gebaut hatte, lagen noch im Hausflur, aber er selbst war nirgends zu entdecken, und die Köchin meinte, er sei wahrscheinlich – »den Schafen nachgelaufen«. Als wir erstaunt fragten: »Den Schafen?« sagte sie: »O ja. Am Markttag läuft er ihnen manchmal bis vor die Stadt hinaus nach und kommt dann in einem schrecklichen Zustande wieder nach Hause.«
Ich saß am nächsten Morgen mit meinem Vormund am Fenster, und Ada schrieb eifrig – natürlich an Richard –, als Miß Jellyby angemeldet wurde und mit Peepy eintrat, den sie sich einigermaßen präsentabel zu machen bemüht hatte, indem sie ihm den Schmutz in die Winkel seines Gesichts und seiner Hände gewischt und das Haar begossen und mit den Fingern heftig frisiert hatte.
Alles, was das arme Kind an sich trug, war ihm entweder zu groß oder zu klein. Unter andern widerspruchsvollen Ornamenten hatte er einen Bischofshut und Baby-Fäustlinge an. Die Stiefel waren kleinere Ausgaben von Ackerknechtstiefeln, während seine Beine, so der Kreuz und Quer mit Schrammen und Kratzwunden bedeckt, daß sie wie Landkarten aussahen, unterhalb seiner sehr kurzen Plaidhose, die man mit einer Spitzenkante von ganz verschiednem Muster an jedem Bein besetzt hatte, vom Knie abwärts bloß waren. Die fehlenden Knöpfe an seinem Plaidfrack stammten offenbar von Mr. Jellybys Gehrock, denn sie waren aus Messing und viel zu groß. An verschiednen Stellen seiner Kleidung, wo sie hastig befestigt worden, offenbarten sich ganz merkwürdige Entartungen der Nähkunst, und dieselbe kundige Hand verriet sich an Miß Jellybys Kleidung. Ihre Erscheinung machte übrigens einen weitaus bessern Eindruck als früher, und sie sah wirklich sehr hübsch aus.
Sie fühlte offenbar recht gut, daß der arme kleine Peepy trotz all ihrer Bemühungen doch mißlungen war, und verriet dies durch den verzweifelten Blick, den sie beim Eintritt ins Zimmer zuerst ihm und dann uns zuwarf.
»O mein Gott«, brummte mein Vormund. »Scharfer Ost.«
Ada und ich hießen sie herzlich willkommen und stellten sie Mr. Jarndyce vor. Sie nahm Platz und sagte:
»Mama läßt sich bestens empfehlen und bittet, sie zu entschuldigen, da sie die Korrektur zu den Plänen lesen muß. Sie ist im Begriff, fünftausend neue Zirkulare zu versenden, und weiß, daß Sie das interessieren wird. Ich habe eins mitgebracht. Mama läßt sich empfehlen.«
Damit reichte sie ihm das Papier mit mürrischer Miene hin.
»Danke schön«, sagte mein Vormund. »Ich bin Mrs. Jellyby sehr verbunden. O Gott! Ist heute aber Ostwind!«
Wir machten uns mit Peepy zu schaffen, nahmen ihm seinen Geistlichenhut ab, fragten ihn, ob er uns noch kenne, und anderes mehr. Anfangs flüchtete er sich hinter seinen Ellbogen, ließ sich aber durch den Anblick von Baumkuchen erweichen und erlaubte mir, ihn auf den Schoß zu nehmen, wo er dann friedlich kauend sitzen blieb. Mr. Jarndyce hatte sich in das Ersatzbrummstübchen zurückgezogen, und so konnte Miß Jellyby die Unterhaltung mit ihrer gewohnten Schroffheit eröffnen.
»Es geht so schlecht wie je in Thavies Inn. Ich kann in meinem Leben nicht zur Ruhe kommen. Immer und immer Afrika! Es könnte mir nicht schlimmer gehen, wenn ich selber so ein Dingsda wäre – ein 'Mensch und ein Bruder'.«
Ich suchte nach Worten, um ihr etwas Tröstliches zu sagen.
»Ach, das hilft gar nichts, Miß Summerson! Obgleich ich Ihnen für Ihre freundliche Absicht dankbar bin. Ich weiß ganz gut, wie ich behandelt werde, und lasse mir das nicht ausreden. Sie ließen sich's auch nicht ausreden, wenn Sie an meiner Stelle wären. Peepy, geh und spiel wildes Tier unter dem Piano.«
»Ich will nicht«, sagte
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