Bleakhouse
daß man die Worte so ausspricht.« Mr. Snagsby scheint diese Antwort mit einem verzweifelten Ansatz, den Namen nachzusprechen, begonnen zu haben, aber bei näherer Überlegung beschränkt er sich lieber auf das Hüsteln.
»Und was haben Sie mir in bezug auf sie zu sagen, Snagsby?« fragt Mr. Tulkinghorn.
»Ja, sehen Sie, Sir«, antwortet der Papierhändler bescheiden in seinen Hut hinein, »es trifft mich etwas hart. Mein häusliches Glück ist sehr groß – wenigstens immerhin so groß, als es die Umstände erlauben –, aber meine kleine Frau neigt ein wenig zur Eifersucht. Um nicht durch die Blume zu sprechen, sie ist sogar außerordentlich eifersüchtig. Und sehen Sie, da kommt nun ein ausländisches Frauenzimmer von noblem Aussehen in den Laden herein, treibt sich in Cook's Court herum – ich wäre gewiß der letzte, einen starken Ausdruck zu gebrauchen, wenn ich es vermeiden könnte –, aber sie treibt sich wirklich im Hof herum – wissen Sie –, aber sagen Sie selbst, ist es nicht so? Ich bin im voraus ganz Ihrer Meinung, Sir.«
– Nachdem Mr. Snagsby das in einer sehr kläglichen Weise vorgebracht hat, läßt er eine Art Gemeinplatzhusten hören, um alle etwa noch leergelassnen Lücken in seiner Schilderung damit auszufüllen. –
»Nun, und was wünschen Sie denn eigentlich?« fragt Mr. Tulkinghorn.
»Das ist es ja eben, Sir. Ich war überzeugt, Sie würden es selbst mitempfinden und meine Gefühle entschuldigen, wenn Sie die bekannte Reizbarkeit meiner kleinen Frau bedenken wollten. Sehen Sie, die ausländische Frauensperson – deren Namen Sie soeben nannten –schnappte an jenem Abend das Wort Snagsby auf – denn sie faßt ungewöhnlich rasch auf – und forschte weiter nach, erfuhr meine Adresse und platzte zum Mittagessen herein. Nun, wissen Sie, ist Guster, unser Mädchen, sehr furchtsam und überdies Krämpfen unterworfen, und richtig bekommt sie beim Anblick der ausländischen Person und infolge der höhnischen Manier, mit der sie spricht und sie sehr erschreckt, ihre Anfälle und stürzt die Küchentreppe hinab. Zum Glück war meine Frau damit beschäftigt, sie wieder zum Leben zurückzubringen, und außer mir weilte niemand im Laden. Die Ausländerin sagte mir, da sich Mr. Tulkinghorn beständig vor ihr verleugnen ließe, wollte sie sich solange das Vergnügen machen, in meinen Laden zu kommen, bis sie vorgelassen würde... Seit dieser Zeit hat sie sich unablässig in Cook's Court herumgetrieben«, wiederholt Mr. Snagsby mit rührendem Nachdruck. »Die Folgen dieses Benehmens sind nicht auszudenken. Es würde mich nicht wundern, wenn es selbst in den Köpfen der Nachbarn, von meiner kleinen Frau gar nicht zu reden, bereits zu den peinlichsten Mißverständnissen Anlaß gegeben hätte. Und ich habe doch, der Himmel weiß es, nie im Leben von einem ausländischen Frauenzimmer auch nur geträumt, außer höchstens als Kind in Verbindung mit einem Bund Ruten oder einem Sack Nüsse. Das versichere ich Ihnen, Sir.«
Mr. Tulkinghorn hat das Herzeleid des Papierhändlers mit ernstem Gesicht bis zu Ende angehört und fragt jetzt: »Nun, und das ist alles, Snagsby?«
»Gewiß, Sir, das ist alles.« Mr. Snagsby fügt ein Hüsteln hinzu, das deutlich sagen soll: Ich dächte wirklich, daß das für meine Verhältnisse gerade genug ist.
»Ich weiß wirklich nicht, was Mademoiselle Hortense verlangen oder wollen mag, sie müßte denn verrückt geworden sein«, sagt der Advokat.
»Aber auch für diesen Fall, Sir«, fällt Mr. Snagsby ein, »wäre es kein großer Trost, fürchten zu müssen, eines Tages eine ausländische Waffe in Gestalt eines fremdländischen Dolches im Herzen seiner Familie stecken zu sehen.«
»Nein«, gibt Mr. Tulkinghorn zu. »Gut, gut! Dem soll ein Ende gemacht werden. Es tut mir leid, daß Sie Ungelegenheiten deswegen gehabt haben. Wenn sie wieder kommt, schicken Sie sie zu mir.«
Mit vielen Bücklingen und einem kurzen um Verzeihung bittenden Hüsteln empfiehlt sich Mr. Snagsby erleichterten Herzens. Mr. Tulkinghorn geht die Treppe hinauf und murmelt vor sich hin: »Ob nicht diese Weiber geschaffen sind, auf der ganzen Welt den Frieden zu stören. Ich habe noch nicht genug mit der Herrin zu tun, da kommt mir noch die Kammerzofe in die Quere! Aber mit dieser Dirne will ich mich wenigstens kurz fassen.«
Mit diesen Worten sperrt er seine Türe auf, tastet sich seinen Weg in das dunkle Zimmer, zündet seine Kerzen an und blickt um sich. Es ist zu dunkel, um viel
Weitere Kostenlose Bücher