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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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von der Allegorie an der Decke zu sehen, aber der aufdringliche Römer, der beständig aus den Wolken fällt und mit dem Finger nach abwärts deutet, ist unentwegt in dieser Beschäftigung tätig. Mr. Tulkinghorn schenkt ihm weiter keine Aufmerksamkeit, zieht einen kleinen Schlüssel aus der Tasche, öffnet damit eine kleine Schublade, in der wieder ein Schlüssel liegt. Dieser erst paßt zu dem Kästchen, in dem der Schlüssel liegt, der den Aufenthaltsort des Kellerschlüssels aufsperrt.
    Mit dem Licht in der Hand geht Mr. Tulkinghorn, in der Absicht, in die Regionen des Portweins hinabzusteigen, zur Türe, da klopft es.
    »Wer ist da? – Aha, Mistreß. Sie sind es. Sie kommen mir gerade recht. Ich habe eben von Ihnen gehört. Nun! Was wollen Sie?« Er stellt das Licht auf den Kamin im Wartezimmer und klopft sich die dürre Wange mit dem Schlüssel, wie er Mademoiselle Hortense so bewillkommt.
    Die katzenhafte Zofe mit ihren schmalen Lippen schließt, den Advokaten aus den Augenwinkeln ansehend, geräuschlos die Tür.
    »Ich habe große Mühe gehabt, Sie zu finden, Sir«, sagt sie mit französischem Akzent. »So. Ich bin sehr oft hier gewesen, Sir. Immer hat es geheißen, er nicht zu Haus, er beschäftigt, er dies und das, er nicht bei sich.«
    »Stimmt schon.«
    »Stimmt nicht. Lügen!«
    – Manchmal kann in Mademoiselle Hortenses Wesen etwas Rasches sein, das einem plötzlichen Sprung beängstigend ähnlich sieht. Der, den es angeht, pflegt in solchen Augenblicken unwillkürlich zu erschrecken und zurückzubeben. So geht es gegenwärtig Mr. Tulkinghorn, obgleich Mademoiselle Hortense mit fast geschlossnen Augen ruhig dasteht und nur verachtungsvoll lächelt. –
    »Nun, Mistreß«, sagt der Advokat und klopft mit dem Schlüssel ungeduldig auf das Kaminsims, »wenn Sie etwas zu sagen haben, genieren Sie sich nicht.«
    »Sir, Sie aben mich behandelt nicht gut. Sie sind gewesen gemein und schäbig.«
    »Gemein und schäbig, oho!« Mr. Tulkinghorn reibt sich mit dem Schlüssel die Nase.
    »Ja. Was ist es sonst? Sie aben mich drangekriegt – mich gefangen, um sich zu verschaffen Information. Sie mich haben lassen anziehen das Kleid, das Mylady muß getragen haben diesen Abend, haben mich gebeten, zu kommen ier und zu sehen den Knaben... Sprechen Sie!« Mademoiselle Hortense macht wieder einen Sprung.
    »Zänkische Bestie!« scheint sich Mr. Tulkinghorn zu denken, wie er sie mißtrauisch mustert. Dann gibt er zur Antwort: »Gut, Dirne. Habe ich Sie denn nicht bezahlt?«
    »Sie, mich bezahlt«, wiederholt sie verächtlich voller Wut. »Zwei Sovereign. Ich habe sie nicht gewechselt. Ich ver-achte sie, ich wer-fe sie von mir, ich will sie nicht.«
    Sie nimmt die Goldstücke bei diesen Worten aus ihrem Busen und wirft sie mit solcher Gewalt auf den Fußboden, daß sie klingend wieder in die Höhe springen, dann in die Ecke kollern und sich dort langsam klirrend beruhigen.
    »Nun!« sagt Mademoiselle Hortense und schließt ihre großen Augen wieder halb. »Sie mich aben bezahlt? Mon dieu, o ja?«
    Mr. Tulkinghorn kratzt sich amüsiert mit dem Schlüssel den Kopf und lächelt sarkastisch dabei.
    »Sie müssen reich sein, meine schöne Freundin«, bemerkt er gleichmütig, »wenn Sie Geld auf diese Weise wegwerfen können.«
    »Ich bin reich. Ich bin reich an Haß. Ich hasse Mylady aus tiefster Seele. Sie wissen das.«
    »Wissen? Woher soll ich es wissen?«
    »Weil Sie es gewußt aben ganz gut, ehe Sie mich baten, Ihnen zu geben diese Information. Weil Sie aben gewußt ganz gut, daß ich war voll Zorrn.«
    Mademoiselle scheint das »r« nicht wütend genug schnarren zu können, trotzdem sie schon energisch genug beide Hände ballt und mit den Zähnen knirscht.
    »So! Wußte ich es? Wirklich?« sagt Mr. Tulkinghorn und besieht sich den Bart des Schlüssels.
    »Ja, gewiß. Ich bin nicht blind. Sie haben mich umgarnt, weil Sie das wußten. Sie hatten recht. Ich verabscheue sie.« Mademoiselle Hortense verschränkt ihre Arme und wirft ihm ihre Bemerkung über die Schulter hin zu.
    »Haben Sie außerdem noch etwas zu sagen, Mademoiselle?«
    »Ich abe noch keine Stellung. Verschaffen Sie mir eine gute Stellung. Wenn Sie das nicht können oder nicht wollen, stellen Sie mich an, sie zu verfolgen, sie in Schmach und Schande zu hetzen. Ich will Ihnen helfen gut und mit gutem Willen. Sie wollen das doch. Glauben Sie, ich weiß es nicht?«
    »Sie scheinen überhaupt sehr viel zu wissen«, entgegnet Mr. Tulkinghorn.
    »Weiß ich

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