Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
ist es nur natürlich, wenn er jetzt auch des Freundes gedenkt, dem er eine so vielversprechende Bekanntschaft verdankt. Und er tut es. Er schließt sich sehr an ihn an. Immer wieder kommt er darauf zurück, von was immer auch gesprochen wird. Er wartet, um mit ihm nach Hause zu gehen. Sogar seine Stiefel interessieren ihn, und er beobachtet sie aufmerksam, während Mr. George mit überschlagnen Beinen am Kamin sitzt und raucht.
    Endlich steht der Kavallerist auf, um zu gehen, und im selben Augenblick erhebt sich auch Mr. Bucket. Er kann sich von den Kindern gar nicht trennen und kommt wieder auf den Auftrag, den er für einen abwesenden Freund übernommen hat, zurück.
    »Was das gebrauchte Violoncello betrifft, Meister, können Sie mir ein solches empfehlen?«
    »Dutzende«, sagt Mr. Bagnet.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden«, entgegnet Mr. Bucket und drückt ihm die Hand. »Sie sind ein Freund in der Not. Einen guten Ton muß es haben, nicht vergessen! Mein Freund ist kein Stümper. Wahrhaftig, er fiedelt seinen Mozart und seinen Händel und die andern Obermacher herunter wie einer vom Fach, und«, setzt er vertraulich hinzu, »Sie brauchen sich hinsichtlich des Preises nicht zu sehr ins Fleisch zu schneiden, Meister. Ich will nicht gerade einen zu hohen Preis für meinen Freund anlegen, aber andrerseits sollen Sie auch Ihre anständigen Prozente haben und für Ihren Zeitverlust entsprechend entschädigt werden. Das ist recht und billig. Jeder Mensch muß leben und verdienen.«
    Mr. Bagnet nickt der Alten zu, um damit auszudrücken, welches Juwel sie in dem Manne gefunden hätten.
    »Angenommen, ich fragte morgen um halb elf wieder hier an, könnten Sie mir da schon die Preise von ein paar Violoncellos von gutem Ton sagen?«
    Nichts leichter als das. Mr. und Mrs. Bagnet verpflichten sich beide, bis dahin die erforderliche Auskunft verschafft zu haben, und wechseln Blicke, ob es nicht möglich sei, einen kleinen Vorrat zur Besichtigung herbeizuschaffen.
    »Ich danke Ihnen«, sagt Mr. Bucket. »Gute Nacht, Maam. Gute Nacht, Meister. Gute Nacht, meine Schätzchen. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für einen der angenehmsten Abende, die ich in meinem Leben gehabt habe.«
    Die Bagnets sind dem Herrn sehr verpflichtet für das Vergnügen, und so scheiden sie mit vielen Ausdrücken der Zufriedenheit von einander.
    »Nun, George, alter Junge«, sagt Mr. Bucket und nimmt an der Ladentür den Arm des Kavalleristen, »kommen Sie.«
    Wie sie die kleine Straße hinabgehen und die Bagnets ihnen eine Weile nachsehen, bemerkt die Alte zu dem würdigen Lignum, »daß Mr. Bucket sehr an George zu hängen und ihn wirklich gern zu haben scheint«.
    Da die nächstfolgenden Straßen eng und schlecht gepflastert sind, so ist es sehr unbequem für zwei Leute, nebeneinander Arm in Arm zu gehen, und Mr. George schlägt daher vor, sie sollten lieber einzeln marschieren. Mr. Bucket kann sich durchaus nicht entschließen, den Freund loszulassen, und vertröstet ihn: »Nur noch eine Minute, George! Ich möchte erst mit Ihnen sprechen.« Gleich darauf schiebt er ihn in ein Wirtshaus hinein und in ein Stübchen, stellt sich ihm gegenüber und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür.
    »Hören Sie, George«, sagt er. »Pflicht ist Pflicht und Freundschaft ist Freundschaft. Ich will nie, daß die beiden einander in die Haare geraten, wenn ich es verhindern kann. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, die Sache heute abend angenehm zu gestalten, und sagen Sie selbst, ob ich es getan habe oder nicht. Aber jetzt haben Sie sich als verhaftet zu betrachten.«
    »Verhaftet? Weshalb?« entgegnet der Kavallerist, wie vom Donner gerührt.
    »Hören Sie, George«, sagt Mr. Bucket und hebt bedeutungsvoll und eindringlich seinen dicken Zeigefinger in die Höhe. »Pflicht, das wissen Sie recht gut, und Unterhaltung sind zweierlei. Es ist meine Pflicht, Ihnen zu sagen, daß jede Äußerung, die Sie tun, unter Umständen belastend für Sie sein kann. Also nehmen Sie sich in acht, George, mit dem, was Sie sagen. Also: Haben Sie nicht zufällig von einer Mordtat gehört?«
    »Einer Mordtat?«
    »George«, sagt Mr. Bucket und macht mit seinem Zeigefinger eine ausdrucksvolle Bewegung, »vergessen Sie nicht. Sie sind diesen Nachmittag in gedrückter Stimmung gewesen. Ich sage, haben Sie zufällig nichts von einem Mord gehört?«
    »Nein. Wer ist denn ermordet worden?«
    »Passen Sie auf, George. Kompromittieren Sie sich nicht. Ich will Ihnen sagen, weshalb ich

Weitere Kostenlose Bücher