Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
Ihren werten Reizen meine ergebene Huldigung nicht versagen konnte, als ich den Tritt des Fiakers herunterließ. Es war nur ein schwacher Tribut, aber er kam von Herzen. Seitdem war dein Bild, Angebetete, auf ewig in mein Herz gegraben! Ich bin des Abends vor Jellybys Haus auf und ab gegangen, nur um die Ziegelmauer zu betrachten, die einst dich beschützte. Die heutige Reise, die bezüglich des in Rede stehenden Geschäftes ganz unnötig war, ist von mir allein ausgegangen. Wenn ich von Interessen sprach, so geschah es nur, um mich in meiner Armseligkeit in Ihren werten Augen zu heben. Liebe geht und ging dem allen voraus.«
    »Es würde mir peinlich sein, Mr. Guppy«, unterbrach ich, stand auf und legte die Hand an den Klingelzug, »gegen Sie oder gegen wen immer, der es aufrichtig meint, so ungerecht zu sein, eine ehrlich gemeinte Empfindung zu verletzen, mag sie auch noch so unangenehm ausgedrückt sein. Wenn Sie wirklich beabsichtigt haben, mir einen Beweis Ihrer guten Meinung zu geben, so fühle ich mich, so schlecht auch Zeit und Ort gewählt sein mögen, verpflichtet, Ihnen zu danken. Ich habe keinen Grund, stolz zu sein, und bin es auch nicht. Ich hoffe, daß Sie mich jetzt verlassen werden, als ob Sie nie diesen törichten Streich begangen hätten, und sich Ihren Obliegenheiten bei Kenge & Carboy wieder zuwenden werden.«
    »Nur eine halbe Minute, Miß!« rief Mr. Guppy mit einer abwehrenden Bewegung, als ich klingeln wollte. »Das war ohne Präjudiz?«
    »Ich werde gegen niemanden etwas davon erwähnen«, sagte ich, »wenn Sie mir nicht selbst in Zukunft Veranlassung dazu geben.«
    »Noch eine Viertelminute, Fräulein! Im Falle Sie sich's doch noch überlegen sollten – zu jeder beliebigen Zeit, wenn sie auch noch so fern liegt, denn das hat nichts zu sagen, da meine Gefühle sich nie ändern können –, wenn Sie auf etwas, was ich gesagt habe, hauptsächlich über das, was ich alles tun könnte, einmal mehr Gewicht legen sollten, so wird Mr. William Guppy, 86, Pentonplace, oder wenn er ausgezogen oder an enttäuschten Hoffnungen oder dergleichen gestorben sein sollte: per Adresse Mrs. Guppy, 302, Oldstreet-Road, vollkommen genügen.«
    Ich klingelte, der Bediente trat ein, und Mr. Guppy verabschiedete sich mit einer kummervollen Verbeugung, nachdem er seine selbst geschriebene Karte auf den Tisch gelegt hatte.
    Als ich aufblickte, während er hinausging, fiel mir auf, daß er mich noch immer scharf anblickte, selbst, nachdem er bereits die Tür passiert hatte.
    Ich blieb noch ein paar Stunden sitzen, ordnete meine Bücher und Zahlungen und erledigte eine ganze Menge. Dann räumte ich mein Schreibpult auf, schloß alles ab und war so gefaßt und heiter, daß ich den unerwarteten Zwischenfall ganz vergessen zu haben glaubte.
    Aber als ich hinauf in mein Zimmer ging, da kam es zu meiner Überraschung über mich; ich mußte zuerst lachen und dann zu meiner noch größern Verwunderung weinen; mit einem Wort, ich war eine Weile lang ziemlich außer mir und hatte die Empfindung, als ob eine rauhe Hand eine alte Saite in mir berührt habe, rauher als jemals seit den Tagen meiner lieben, alten, im Garten begrabenen Puppe.

10. Kapitel
Der Advokatenschreiber
    In den östlichen Grenzen von Chancery-Lane oder, genauer gesagt, in Court Cursitor Street betreibt Mr. Snagsby als Schreibmaterialienhändler sein Geschäft.
    Im Schatten von Cook's Court – fast zu allen Zeiten ein schattiger Platz – hat Mr. Snagsby in allen Sorten juristischer Formulare gehandelt, – mit Bogen und Rollen von Pergamenten, – mit Papier in allen Formaten, groß, klein, braun, weiß, gefaltet, gerollt, gestempelt, – mit Kanzlei-Gänsekielen, Federn, Tinte, Radiergummi, Nadeln, Bleistiften, Siegellack und Oblaten, mit rotem Band und grüner Seide, Notizbüchern, Almanachen, Tagebüchern und juristischen Kalendern, mit Bindfadenbüchsen, Linealen, Tintenfässern aus Glas und Zinkguß, mit Federmessern, Scheren, Stecknadeln, kurz, mit so viel Artikeln, daß man sie gar nicht alle nennen kann, gehandelt, seitdem er ausgelernt und zu »Pfeffer« in die Firma eintrat.
    Damals geriet Cook's Court sozusagen in Revolutionsstimmung, als die neue, frisch gemalte Firmatafel Pfeffer & Snagsby an Stelle der ehrwürdigen, alten, kaum mehr leserlichen Inschrift »Pfeffer« trat. Der Ruß, der Londoner Efeu, hatte Pfeffers Namen so dicht verhüllt und das ganze Haus so überwuchert, daß das zärtliche Schmarotzergewächs den Mutterstamm ganz

Weitere Kostenlose Bücher