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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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dass er meinen Wunsch ruiniert hatte. Abgesehen davon würde er es zehnmal wiedergutmachen, auch wenn er das jetzt noch nicht wusste.
    Ich ging rein und blieb, bis es dunkel wurde. Ich spielte Ringelreihen mit Ragsie und Paulie, Quartett mit Asher und Wyatt und überhaupt nichts mit Sera, die jede meiner Bewegungen genau beobachtete und sicherstellte, dass Wyatt und ich niemals allein waren. Als Asher mitten in seiner Weichspüldarbietung von Black Sabbaths Paranoid angelangt war, flüsterte ich Wyatt schließlich zu: »Ich muss mit dir reden. Allein.«
    »Gut«, sagte er und schielte zu seinem Vater. »Der Erfinder von Karaoke gehört erschossen.« Er nahm meine Hand und führte mich zur Treppe.
    »Wo, glaubt ihr, geht ihr gerade hin?«, bellte Sera.
    »Ja«, sagte Asher, »der beste Teil kommt erst noch.«
    Paulie riss ihm das Mikrofon aus der Hand. »Es gibt nie einen guten Teil, wenn du dran bist, Poppy. Ich will dran sein.«
    »Wir reden nur ein bisschen«, rief Wyatt in die erhitzte Debatte, die zwischen Asher und Paulie ausgebrochen war.
    »Ihr könnt euch auch hier unterhalten .«
    »Können wir wenigstens in die Küche gehen? Für fünf Minuten?«
    »Die fünf Minuten laufen schon.« Sera drückte etwas auf ihrer Armbanduhr.
    Wyatt und ich rannten in die Küche. Kaum waren wir außer Sichtweite, fing er an, mich zu küssen. Es waren stechende Küsse, die mein Herz flimmern ließen.
    »Eigentlich«, flüsterte er und lächelte, »könnte ein einfallsreicher junger Mann in fünf Minuten eine Menge erreichen.«
    Ich wich vor seinen Küssen zurück. Ich tat es nicht gerne, aber ich musste mich auf mein Ziel konzentrieren. »Wir müssen wirklich reden.«
    »Zur Hölle.« Er lehnte sich gegen die Küchentheke und hielt meine Hände. »Willst du mich noch ein bisschen mehr zusammenscheißen wegen dem, was im Evangeline passiert ist?«
    »Nein.« Die Worte zitterten auf meiner Zunge: Wyatt, ich muss mir deinen SCHLÜSSEL borgen . Aber ich konnte sie nicht sagen. Weil er Nein sagen würde, und wenn ich darauf bestand, würde er wissen wollen, warum, und wenn ich ihm von Rosalee, von Runyon erzählte, würde er sich auf die Mortmaine-Art darum kümmern. Gnadenlos.
    Er sah mich geduldig an und ließ mich nachdenken, und mit einem Mal hasste ich ihn dafür, so verdammt aufmerksam zu sein.
    Endlich sagte ich: »Du hast gesagt, ich darf mir etwas wünschen.«
    Er streichelte meine Handfläche. »Und wenn dann deine Hand abgehackt wird?« Er sagte es im Scherz, als würde er wirklich nicht daran glauben, dass seine Mutter zu so etwas fähig wäre.
    »Das wäre es mir wert.«
    Er schnaufte. »Dann ist es etwas für Rosalee.«
    »Ja.«
    »Gut. Du kannst dir etwas wünschen.«
    Statt ihm zu danken, küsste ich ihn, und diesmal stachen seine Küsse nicht. Sie schmerzten. Schmerzten tief in mir. In Dallas hatte ich Jungs die ganze Zeit ausgenutzt – sie waren dazu da gewesen , ausgenutzt zu werden. Wyatt wollte ich nicht ausnutzen.
    Aber hatte ich eine Wahl?
    » Die Zeit ist um. «
    Wir sprangen auseinander, als Sera in der Tür stand und uns böse anstarrte. »Muss ja eine tolle Unterhaltung gewesen sein«, sagte sie trocken.

    Als ich bei Wyatt wegging, war es dunkel und regnete leicht. Ich platschte auf die nasse Veranda, schob die Kapuze meines indigofarbenen Mantels zurück und starrte auf den SCHLÜSSEL , der unauffällig an der Tür hing. Meine Ellenbogen brummten wie verrückt. Ich legte meine Finger vorsichtig um seine glatte Oberfläche, wünschte mir mit aller Macht etwas, und dann zog ich den SCHLÜSSEL mit einem leichten Ruck ab, als wäre es nur ein loser Zahn.
    Ich starrte verwundert auf das schwere schwarze Ding aus gewundenem Knochen in meiner Hand und staunte darüber, wie leicht es gewesen war, ihn zu nehmen, als auch schon ein Blutschwall aus dem Loch schoss, in dem der Schlüssel gesteckt hatte. Das Blut schwappte in einem warmen Stoß gegen meinen Hals.
    Es war wieder wie bei den Brütern am Springbrunnen, nur dass sich diesmal keine Vene in der Erde, sondern in der Tür der Ortigas geöffnet hatte.
    Ich schnappte nach Luft und spuckte, aber bevor ich mich aus der blutigen Schusslinie ducken konnte, ging die Tür auf, und das helle Rechteck aus Licht füllte sich sofort mit Sera, die mich und das blutige Loch in ihrer Tür anglotzte.
    Und natürlich den SCHLÜSSEL in meiner Hand.
    »Also hatte ich doch recht.« Sie schenkte mir ein Lächeln, das so tödlich war wie eine Sense. »Das muss ja eine verdammt

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