Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
baumelte.
»Ist es nicht süß?«
Schwänin nickte und sah mich fragend an.
»Wyatt hat mir den Anhänger geschenkt. Ich weiß. Es ist schwer, auf jemanden sauer zu sein, der so aufmerksam ist.«
Ich legte die Kette um Schwänins langen Hals. Dann ging ich ins Bad, um das Flusswasser abzuduschen. Während mich das warme Wasser entspannte, fasste ich einen Plan. Vielleicht konnte mir Wyatt doch noch helfen. Er würde es nicht wollen. Wahrscheinlich würde er sich weigern. Aber scheiß drauf.
Er war mir was schuldig.
Als ich zurück in mein Zimmer kam, flatterte Schwänchen vor Schwänin herum. Sie riefen sich fröhlich etwas zu.
»Was erzählt ihr euch da?«, lachte ich. »Sprecht ihr über mich?«
Ich zog ein lila Hemdkleid und dicke Strumpfhosen an und tauschte meine nassen Schnürschuhe gegen maulbeerfarbene Stiefeletten. Doch bevor ich gehen konnte, rief Schwänin nach mir, als wollte sie mich vor etwas warnen, und ließ mich innehalten.
Schwänchen flog an meinen Hals, schlug mit den Flügeln und kitzelte mich, weil es unbedingt getragen werden wollte.
»Okay, okay! Ich dachte nur, ihr zwei wolltet vielleicht eine Weile zusammen sein, mehr nicht.«
Nachdem ich Schwänchen um meinen Hals gelegt hatte, schlug die Haustür.
Mein Herz setzte aus und pumpte dann ein mieses Gefühl durch meine Venen. Ich hatte vorher noch nie Widerwillen verspürt, Rosalee zu sehen. Ich hasste, dass es nun so war. Aber ich hatte jetzt einen Plan, und ich musste die Dinge zwischen uns in Ordnung bringen. Heute.
Rosalee warf sich in den Sessel neben der Stehlampe. Ihre Arme waren blutig bis zu den Ellenbogen, als trüge sie lange rote Handschuhe. Das Blut störte mich nicht. Blut und ich waren mittlerweile alte Freunde.
»Und, waren es diesmal Kleinkinder?«, fragte ich und staunte über meine feste Stimme.
»Nö«, sagte sie leichthin und schleuderte ihre Schuhe weg.
»Nur die übliche Mordorgie?«
»Definiere Orgie.«
Sie riss Witze, während die Erde unter mir bebte und die Welt auseinanderbrach.
»Weißt du noch, dass ich gesagt habe, ich würde einen Priester holen, sobald du durchdrehst?«, erinnerte ich sie. »Was ist mit Mord? Wen hole ich jetzt, nachdem du angefangen hast, Leute umzubringen?«
Ihr fröhlicher Humor verschwand, als wäre er nie dagewesen. Sie sah nur noch müde aus. »Man kann nicht seinen Körper mit jemandem teilen, ohne Kompromisse einzugehen. Sobald er den SCHLÜSSEL hör auf, alles erklären zu wollen, Rosalee .«
Ich fuhr erschrocken zusammen, als Runyon so plötzlich auftauchte. Seine blauen Augen schossen mich an wie Atomstrahlung.
»Sie hat Angst, du könntest schlecht von ihr denken«, gab er zu und verdrehte die Augen. »Ihr Bestreben, einen guten Eindruck bei dir zu hinterlassen, macht sie so ermüdend provinziell.«
»Ich denke nicht schlecht von ihr .«
»Siehst du?«, gurrte er Rosalee zu. »Hanna liebt dich. Jemand, der liebt, vergibt alles.«
Ich dachte an Wyatt und hoffte, dass es stimmte. Dann wappnete ich mich innerlich.
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Mit mir?« Er schien überrascht. »Worüber?«
»Ich kann Ihnen den SCHLÜSSEL besorgen.«
Er musterte mich mit einem abschätzigen Blick. »Wie willst du ihn denn kriegen?«
»Das kann Ihnen egal sein. Aber wenn ich ihn Ihnen gebe, müssen Sie Rosalee verlassen. Sie tun ihr nicht gut, ganz gleich, wie sie darüber denkt.«
Sein Gelächter verletzte mich, und ich wurde wütend. Wer war er, dass er einfach so meine Gefühle verletzte?
»Wirst du sie ohne mich immer noch wollen?«, fragte er und lächelte mich grimmig an. »Wer wird sie ohne mich sein? Die Person, die du getroffen hast, als du herkamst? Glaubst du, es war einfach, sie zu brechen?«
Brechen?
»Haben wir jetzt einen Deal oder nicht?«
»Wie du nur denken kannst, dass du erreichst, woran ich gescheitert bin …«, fing er an.
»Ich kann jetzt rausgehen und den SCHLÜSSEL holen, oder ich kann hochgehen und mir die Fußnägel lackieren. Ich frage das nur noch einmal: Haben wir jetzt einen Deal oder nicht ?«
»Gut«, sagte er und hob kapitulierend die Arme. »Wir haben einen Deal.«
Wyatt war überrascht, mich so schnell nach unserem Streit zu sehen, aber er ließ mich rein.
»Meine Eltern sind im Wohnzimmer«, flüsterte er mir auf der Veranda zu.
»Das ist nur ein kameradschaftlicher Besuch«, sagte ich ihm. »Ich will hier nicht übernachten.«
»Verdammt.« Er klang so enttäuscht, dass ich lachen musste und ihm von Herzen dafür vergab,
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