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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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können?«, fragte ich.
    »Dich hier alleine umzubringen, wo es keiner sehen kann, wäre für zu viele Menschen sehr unbefriedigend gewesen. Die Porteraner sehen gerne dabei zu, wenn Gerechtigkeit geschieht.«
    »Gerechtigkeit?«
    »Du hast dich für eine Menge zu verantworten. Du hast den verwunschenen SCHLÜSSEL gestohlen und ihn Runyon gegeben, und wofür? Um jemanden zu befreien, den ich eingesperrt wissen will?« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Hat er dir so den Kopf verdreht?«
    »Ich wollte ihn nur dazu bringen, Rosalee zu verlassen. Sie war von ihm besessen!«
    »Und doch stellte er kein Problem dar, bis du aufgetaucht bist. Wie kam das?« Sie leckte sich das Blut von den Händen.
    Wäre ich der Typ gewesen, der vor etwas davonläuft, dann wäre ich in diesem Moment gerannt. Sie hatte eine Zunge wie eine Schlange. Nicht gespalten, aber lang und schleimig, und nun war sie von meinem Blut bedeckt.
    »Ach!«, rief sie aufgeregt aus, als hätte mein Blut das Licht zum Leuchten gebracht, das jetzt über ihrem Kopf aufging. »Weil du Rosalee auf den Kopf geschlagen und ihn aufgeweckt hast! Wärst du nicht gewesen, hätte sie bis zu ihrer Beerdigung nicht gewusst, dass er da war.«
    »Sie wussten die ganze Zeit, dass Rosalee besessen war?«
    »Wie hätte ich das nicht wissen sollen? Runyon war seit zwanzig Jahren nicht mehr in seinem Haus, und Rosalee war die Letzte, die in seiner Nähe gewesen war. Das ist nicht gerade Quantenphysik, Hanna.«
    »Aber wenn Sie es gewusst haben, warum haben Sie dann nichts unternommen?« Ich rieb meine verheilten Arme. »Mit Ihren Kräften …«
    »Warum hätte ich irgendwas für Rosalee tun sollen? Sie hat meine Befehle missachtet. Wie man sich bettet, so schläft man, und sie hat ihr Bett ziemlich mies gemacht. Wenn ich hinter all meinen Kindern aufräumen würde, hätte ich nie Zeit für mich.«
    »Und warum mischen Sie sich jetzt ein?«
    Ihre Augen verengten sich. »Weil das hier etwas Persönliches ist.«
    Die Bürgermeisterin wies ihre Wachen an, mich aus dem Haus zu zerren, raus auf die dunkle Straße in den kalten Regen – und ich hatte weder einen Mantel noch sonst irgendeinen Schutz.
    Aber ich würde sowieso bald sterben. Eine Erkältung war nun wirklich nicht mehr so tragisch. Ich sollte längst tot sein. Warum konnte ich nie dann sterben, wenn ich es wollte?
    Die Bürgermeisterin musste sich keine Sorgen um eine Erkältung machen. Der Regen schien sich für sie zu teilen, als sie durch ihn hindurchschritt. Und etwas war noch seltsamer: Als ihre wogende Robe über ein totes Gürteltier strich, zuckte es zurück ins Leben und trottete davon.
    Zum ersten Mal verstand ich, warum alle so beeindruckt davon waren, dass Rosalee jemanden wie die Bürgermeisterin missachtet hatte.
    Was zur Hölle hatte sich Rosalee dabei gedacht?
    Die Bürgermeisterin lachte leise, als sie mein Gesicht sah. »Fürs Protokoll«, sagte sie und sah dem Gürteltier nach. »Das war keine von deinen Halluzinationen.«
    Als wir an der Ecke angekommen waren, zog mich die Bürgermeisterin durch eine versteckte Tür. Wir gingen direkt durch, ohne umständlich zur Seite springen oder uns fallen lassen zu müssen, und als wir auf der anderen Seite wieder rauskamen, waren wir am Fountain Square.
    Nachdem die vier Mortmaine hinter uns durchgekommen waren, gingen wir alle durch die Kolonnade zwischen dem Gerichtsgebäude und dem Hotel, jenseits des erleuchteten Amphitheaters, wo die letzte Selbstmordtür errichtet worden war. Da wusste ich, was sie für mich geplant hatte. Wyatt hatte mir erzählt, dass nur die Bürgermeisterin persönlich eine Selbstmordtür öffnen konnte, und jetzt öffnete sie eine für mich. Ich fühlte mich fast schon als was Besonderes.
    Einige Porteraner standen unter den Bögen der Kolonnade, um sich vor dem Regen zu schützen. Die Gaslaternen, die den Platz erleuchteten, beschienen ihre ernsten Gesichter, während sie uns beobachteten. Die Bürgermeisterin, ihre Leute und ich trafen auf eine größere Gruppe Mortmaine, insgesamt ungefähr zwanzig, die sich im Halbkreis um mich stellten. Ich zitterte in meinem blassen Hemdkleid. Wyatt war nicht unter ihnen, auch sonst keine Initiierten. Nur harte Typen komplett in Grün.
    Die Bürgermeisterin stand neben mir und sprach zu der wartenden Menge. »Dieser Fremdling, Hanna Järvinen, nahm den Ortiga- SCHLÜSSEL und gab ihn unserem Feind Runyon.« Ihre Stimme trug sich mühelos über den rauschenden Regen, hin zu Leuten, von denen

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