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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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hackte gleichzeitig mit dem Messer nach oben und schnitt in ihren Flügel. Schwänin krachte hinter mir in einer Federwolke gegen die Wand.
    »Ha!«, rief ich ihr zu. »Diesmal nicht, Schwänin. Es ist jetzt egal. Rosalee hat gesagt, sie würde nicht zulassen, dass mir etwas passiert. Dass ich ihr vertrauen sollte. Aber siehst du, was sie mir angetan hat ?«
    Ich schnitt meinen linken Arm vom Ellenbogen bis zum Handgelenk auf. Der Schmerz kam schnell und heiß.
    »Ich sagte doch, ich würde die Wände mit meinem Blut streichen«, rief ich, während ich mein Kleid und den Boden vollblutete. »Anders als sie halte ich meine Versprechen!«
    Mit meiner blutigen Hand schmierte ich über die weiße Küchenwand wie ein Kind, das einen verbotenen Vorrat an Wasserfarben entdeckt hatte.
    Die blutende und verkrüppelte Schwänin richtete sich auf und humpelte hinter mir her. Ihre schwarzen Füße tappten über die weißen Kacheln. Sie stieß traurige Rufe aus, aber ob sie ihren oder meinen Schmerz bedauerte, wusste ich nicht.
    Ich wich leicht ihrem tadelnden Schnabel aus und verteilte meine Kunst auf den Wohnzimmerwänden. Ich fühlte mich nicht dem Tode nah. Wenn man alles bedachte, fühlte ich mich sogar sehr gut. Also schnitt ich mir auch meinen anderen Unterarm auf, um das Sterben zu beschleunigen.
    Ich ließ nichts im unteren Stockwerk des Hauses aus, nicht einmal Rosalees Zimmer. Schwänin entwand mir in der Begrenztheit des kleinen Badezimmers fast das Messer, aber mit ein paar gut gezielten Schlägen und einem Arsenal an Doveseife konnte ich ihr ausweichen.
    Ich schloss Schwänin im Bad ein. Zu dem Zeitpunkt kroch ich schon auf dem Boden, weil ich müde vom Kampf mit ihr und ausgelaugt von dem Blutverlust war. Von den Wänden floss mehr Blut als in meinen Venen. Ich brach im Wohnzimmer zusammen, fast genau an der Stelle, an der Rosalee durch die Tür gegangen war. Das passte, denn was mich wirklich umbrachte, war nicht der Blutverlust, sondern ihre Zurückweisung.
    Ich flüsterte den Text von Gloomy Sunday und dachte an sie. In meinem Kopf war nur noch sie. Ich wollte an sie denken, während ich starb.
    Der Tod kroch wie kaltes Wasser über mich. Es war ganz anders, als ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich hatte gedacht, ich würde ein Kribbeln spüren oder Visionen haben. Irgendwas Prophetisches oder Erleuchtendes. Aber ich wollte einfach nur schlafen.
    Ich war sooo müde.
    »Hanna Järvinen?«
    Ich hatte nicht genug Kraft, um zu antworten.
    »Bist du tot?« Die Stimme schien von sehr weit her zu kommen. Aus Seattle oder Slowenien.
    Etwas drehte mich um und drückte meine zerschnittenen Arme ab. Etwas, das sehr wehtat. »Aufhören«, stöhnte ich. Aber es hörte nicht auf.
    »Na, na. Ich kann nicht zulassen, dass du dich in deinem eigenen Haus umbringst.«
    Mit einem Schlag war ich hellwach und voller Leben.
    Die Hölle?
    Ich machte die Augen auf und sah eine hochgewachsene Frau, die sich über mich beugte. Sie drückte meine Handgelenke, drückte die Wunden zu. Ihr Gesicht war geisterhaft und wie ein Schatten unter der schwarzen Kapuze eines langen Gewands. Anders als Ashers Kostüm war das hier echt.
    »Sind Sie der Tod?«, fragte ich und suchte nach der Sense, die zu dem Gewand passen würde.
    »Nein, Frem«, sagte sie, und ein amüsiertes Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Ich bin die Bürgermeisterin. Und du hast noch nicht die Erlaubnis zu sterben.« Sie zog mich auf die Füße und ließ endlich meine Handgelenke los.
    Abgesehen von etwas verschmiertem Blut war die Haut an meinen Armen intakt und unberührt. Sie pulsierte mit Leben.
    Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so wütend gewesen zu sein wie in diesem Moment. » Warum haben Sie mich nicht sterben lassen? «
    »Weil, Frem« – das Lächeln auf ihren Lippen wurde stärker, als vier stattliche Mortmaine vortraten und sie flankierten – »weil du richtig getötet werden musst.«

32

    Die Bürgermeisterin schob ihre Kapuze zurück, ohne mein Blut auf ihren vogelartigen Händen zu beachten. Nach allem, was ich über sie gehört hatte, war mir klar gewesen, dass sie keine alte Schachtel im Hosenanzug sein würde, aber sie übertraf doch all meine Erwartungen.
    Sie war so groß wie ich. Eine markante Erscheinung mit goldener ägyptischer Haut und seltsamen asiatischen Augen, deren Iris wie Spiegel waren. Mein Zwillingsbild spähte zu mir zurück, als sie mich ansah. Ich sah verdammt verwirrt aus.
    »Sie haben mir das Leben gerettet, um mich töten zu

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