Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
nicht verstand, und ein Wort, das ich verstand: das Wort »lila« in einem durchgestrichenen Kreis.
Nachdem die Mortmaine mit den Holzfiguren fertig waren, umzingelten mich die Bürgermeisterin und ihre Leibwächter wieder. Sie riss mir das Herz aus der Hand.
»Woher hat Runyon die?«, wollte sie wissen. Im Spiegel ihrer Augen sah ich mich, sah meine ratlose – und zum Teil auch gespielte – Unschuld.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. Und ich wusste es wirklich nicht, aber ich erinnerte mich daran, dass Rosalee blutverschmiert bis zu den Ellenbogen nach Hause gekommen war. Ich wette, sie wusste, woher die Herzen gekommen waren.
Die Bürgermeisterin reichte einem ihrer Leibwächter das Herz und wandte sich an die drei verstörten Porteraner, die als Einzige von der vormals großen Menge übrig waren. Die meisten anderen waren entweder abgehauen oder lagen tot auf dem Platz. Die drei Verbliebenen kauerten sich aneinander und bebten im Regen, der das Blut ihrer Nachbarn zu ihren Füßen wegwusch.
Die Bürgermeisterin zerrte mich zu ihnen.
»Ich brauche euch drei als Zeugen dafür, was ihre Taten angerichtet haben. Nun, da der SCHLÜSSEL wieder in Runyons Händen ist, nun, da er wieder in seinem Haus ist, wo niemand, nicht einmal ich, Macht über ihn hat, hat er alle Zeit der Welt, sich auszudenken, was er mit dem SCHLÜSSEL anstellen kann, um uns aus reiner Boshaftigkeit ins Elend zu stürzen.«
»Es ist keine Boshaftigkeit«, sagte ich ihr. »Wenn Sie ihn gehen lassen, verschwindet er nach Calloway, und niemand wird ihn je wiedersehen müssen.«
»Ich soll Runyon und deine Mutter gehen lassen?« Sie schüttelte mich. »Soll ich sie auch noch für ihren Ungehorsam belohnen?«
Ich versuchte, mich loszureißen, aber es ging nicht. Zu fest umklammerte sie meinen Arm. »Runyon hat recht. Ihr Groll ist Ihnen wichtiger als das Leben Ihrer Leute.«
Die Bürgermeisterin ignorierte mich und sprach zu den drei Porteranern. »Wer würde sich für sie einsetzen?«
Keiner von ihnen sagte etwas. Sie sahen so traumatisiert aus, wahrscheinlich erinnerten sie sich nicht einmal mehr daran, warum sie hier waren.
In der regnerischen Stille formierte sich eine Tür aus dem Nichts. Schwarz mit silbernem Knauf und Türangeln. Eine Selbstmordtür. Genau so, wie ich es mir gedacht hatte.
»Du musst wissen, dass diese Bestrafung allein denen unter uns zusteht, die am niedrigsten gestellt sind«, sagte die Bürgermeisterin. »Niemand ist so weit unten wie ein Fremdling, abgesehen von Feiglingen, und du scheinst beides zu sein. Selbstmord ist schließlich der Ausweg für Feiglinge. Wirst du zu Ende bringen, was du zu Hause begonnen hast?«
Sie versuchte, mich zu beschämen, aber Scham lag längst hinter mir. Was interessiert mich schon, was diese Stadt von mir dachte? Alles, was ich hatte, war weg. Ich wollte auch weg sein.
Ich öffnete die schwere schwarze Tür, sah das Grau dahinter, die Leere. Ich ging hindurch und füllte sie.
33
In der Tür war es grau und neblig. Kalt und feucht. Ein Gefühl von Taubheit durchlief mich, während ich wieder einmal auf mein Ende wartete.
Ich hatte kaum genug Platz, um auf den Boden zu rutschen und mit den Knien gegen die Brust zu sitzen. Es fühlte sich wie ein Boden an, aber unter dem grauen Nebel, der um meine Hüften waberte, war nichts zu sehen.
Ich wartete auf das Ende. Ich wartete und wartete.
Wie lange dauerte das denn, verdammt noch mal?
Der Mann, den ich in der Selbstmordtür gesehen hatte, hatte wenigstens einen Strick. Ich hatte nicht einmal …
Etwas schlug gegen meinen Kopf und baumelte vor meinem Gesicht.
Eine Schlinge.
Mein Blick folgte dem baumelnden Strick, aber wie schon beim Boden war alles über meinem Kopf im Nebel verloren. Es war fast rauchig, als wäre ein Feuer …
Nicht, dass ich verbrennen wollte!
Ich legte meine Hände auf den Kopf, um mich vor herunterfallenden Flammen zu schützen, die nie kamen, Gott sei Dank. Ich wollte so was von überhaupt nicht verbrennen. Ich wollte auf eine Art sterben, durch die sich dieser graue Raum mit Blut füllte, so viel Blut, dass die neugierigen Porteraner, die kamen, um es sich anzusehen, von einer gewaltigen roten Flut begossen wurden.
Natürlich funktionierte so etwas nur einmal. Zu dumm, dass ich diese großartige Wirkung an irgendwelche lausigen Kiddies verschwenden musste. Ich wünschte, ich könnte mir sicher sein, dass Rosalee als Erste die Tür öffnete.
Ich musste feststellen, dass ich mir wünschte, sie
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