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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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sich mein Abenteuer im Sekretariat wie ein Lauffeuer ausgebreitet. Ich konnte kaum Luft schnappen, weil mich die anderen so bedrängten – Pet, Lecy, Carmin und noch viele mehr, von denen ich die wenigsten kannte. Sie beschossen mich mit Fragen wie neugierige Maschinengewehre.
    »Und wie ist es, wenn man einem Lockvogel ins Gesicht sieht?«
    »Welche Waffe hast du benutzt?«
    »Hattest du keine Angst?«
    »Wo hast du gelernt, sie zu jagen?«
    So viel also zu Wyatts Wunsch, alles möglichst unter den Teppich zu kehren. Aber anders als die Schuldirektorin konnte ich den Mund halten.
    »Ich hab keine Ahnung, wovon ihr redet«, sagte ich den anderen.
    »Ach, komm schon«, sagte Lecy. Sie saß links neben mir. Ihre schwarzen Zöpfe waren von rosafarbenen Hortensienblättern durchzogen. »Die Mortmaine dürfen es nicht erfahren. Wir schon.«
    »Du hast also wirklich geholfen, den Lockvogel zu töten?«
    »Ja, sag uns endlich, was passiert ist.«
    Schließlich knickte ich unter dem Druck ein und erzählte ihnen alles … Außer, wie Wyatt aus dem Fenster geflossen war. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und wie ich darüber sprechen sollte, wusste ich noch weniger.
    »Knallhart, die Neue«, sagte Carmin, als ich fertig erzählt hatte. Ich war von der Frem zur Neuen aufgestiegen – das war reines Gold wert.
    »Ich hab mich nur an die Anweisungen gehalten«, sagte ich bescheiden. »Wyatt hat die ganze Arbeit geleistet.«
    »Ja, aber Wyatt trainiert ja auch mit den Mortmaine«, sagte Lecy. »Er geht mit ihnen auf gefährliche Jagden im Dunklen Park, lauter so verrücktes Zeug.«
    »Im Dunklen Park?«, fragte ich, aber schon wurde ich von jemandem niedergebrüllt.
    »Ja, Wyatt macht so was dauernd. Du nicht.«
    »Hoffentlich hast du den erwischt, der mich erwischt hatte«, sagte ein Junge mit einer orangefarbenen Spange. Er hieß Casey.
    »Dich erwischt?«
    Petra sagte: »Puh, Frem. Sind dir nicht die Glasmenschen überall in der Schule aufgefallen?«
    Die Statue im Sekretariat. Die Statue im Waschraum. »Das waren Menschen ?«
    »Klar«, sagte Lecy. »Der Lockvogel zieht dich ans Fenster und saugt dir deinen Saft und deine Organe raus, all die guten Sachen. Und die Glashülle bleibt übrig.«
    »So wie es bei mir fast war«, sagte Casey. »Ich bin mal während der Freistunde mit dem Kopf am Fenster eingeschlafen.« Er schob sein Haar aus der Stirn. Man konnte das Blut durch die Kapillaren fließen sehen, die blauen Venen an seinen Schläfen. Die unregelmäßigen Haarrisse in seinem Schädel.
    »Oh Gott.«
    »Schon gut, klar?«, sagte Casey und ließ sein Haar wieder über die Stirn fallen. »Es ist schon wieder viel besser. Mr Fischer weckte mich, bevor der Lockvogel ganze Arbeit leisten konnte. Das Gefühl kommt wieder zurück, meine Sehkraft auch. Und man kann kaum noch durch meinen Kopf durchsehen. Mein Vater musste mich nur kurz ansehen, nachdem es passiert war, dann ging er gleich zu den Mortmaine, um sich die Erlaubnis zu holen, diesen Lockvogel zu jagen. Zum Glück muss er sich jetzt um den Scheiß nicht mehr kümmern. Ich weiß auch nicht, was er sich dabei gedacht hat. Er hätte ja nichts tun können, weil der Lockvogel im Fenster lebt.«
    »Im Fenster lebte «, sagte Carmin. »Nimm die beschissene Vergangenheitsform.« Alle lachten, als Carmin seine Ohrenstöpsel rausnahm. »Und du glaubst, wir müssen die hier nicht mehr tragen?«
    Mit einem Mal bewarfen sich am ganzen Tisch die Kids lachend mit ihren Ohrenstöpseln.
    »Hey!«, rief Lecy durch das Getöse. »Casey hat hier was Wichtiges angesprochen.« Sie sah mich genau an. »Wenn der Lockvogel im Fenster lebt …«
    »Lebte!«, rief der ganze Tisch.
    Sie lachte. »Wenn der Lockvogel im Fenster lebte , wie konnte Wyatt ihn dann kriegen?«
    Ich überlegte, was ich den neugierigen Gesichtern, die sich zu mir drehten, sagen sollte. Wyatts eigene Freunde wussten nicht, was er alles konnte?
    Oh mein Gott, was er alles konnte.
    »War es was Schlimmes?«, fragte Lecy, die etwas in meinem Gesicht gesehen hatte.
    »Nichts Schlimmes«, versicherte ich ihr und den anderen eilig. »Nur … es ist geheim.«
    Die anderen stöhnten protestierend auf.
    »Unfug!«
    »Warum sollst du es wissen und wir nicht?«, jammerte Petra. »Du kommst nicht mal von hier!«
    »Na los, uns kannst du’s doch sagen!«
    »Kann ich nicht«, rief ich über den Aufstand. »Ihr wisst doch, wie die Mortmaine sind.« Ich klammerte mich an einen Strohhalm, aber offenbar wussten sie genau, wie

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