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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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war nicht wirklich meins.
    »Das mit dir und Wyatt wird nicht funktionieren«, sagte sie, und ihre Stimme klang belegt von der Erkältung.
    »Ach nein?«
    Sie räusperte sich und lehnte sich dann gegen mich – als wäre ich eine Mauer! Dabei schlang sie mir einen Arm um die Schultern. »Ich weiß, was du bist, okay? Du bist nur eine schnuckelige Frem. Glaub mir, das hab ich alles schon durch.«
    Durch? Sie war noch mittendrin. Beim kleinsten Windstoß würde es sie bis nach Mexiko pusten.
    »Du denkst dir ›wow!‹«, fuhr sie fort. Ihre grünen Wichtelaugen leuchteten vor Ernsthaftigkeit. »›Seht doch mal, dieser starke, tapfere, leckere Junge. Die Antwort auf alle meine Gebete.‹ Richtig? Falsch.« Die Ernsthaftigkeit verstärkte sich. »Wyatts Mortmaine-Aufgaben stehen immer an erster Stelle. Und du immer an zweiter. Oder dritter. Oder zehnter .«
    Petra machte eine Pause, um auf ihren Handrücken zu husten. Ihre Bronchien waren wirklich noch sehr belegt, und da sie immer noch an mir lehnte, klopfte ich ihr auf den Rücken. Ich wünschte mir, ich hätte Hustenbonbons dabei, die ich anbieten könnte. Sie brauchte jemanden, der auf sie aufpasste.
    »Wyatts Prioritäten sind mir egal«, erklärte ich ihr. »Wyatt ist mir egal.«
    Der Schock löste Petras Husten. »Echt?«
    »Ja.«
    »Also bist du gar nicht hinter ihm her? Überhaupt nicht?«
    »Mit dem würd ich nicht mal über die Straße gehen wollen.« Die Sache mit dem Schoß hatte ich weder vergessen noch vergeben.
    »Also dann …« Petra schien erstaunt, dass ich nicht mehr kämpfte. Erstaunt und erleichtert. »Gut. Großartig! Du bist sowieso viel zu stark für ihn.«
    »Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes.« Ich tauchte aus ihrer erdrückenden Umarmung weg, nur um zu sehen, ob sie auch allein stehen konnte. Konnte sie nicht. Sie schob sich zu den dunkelblauen Spinden und lehnte sich dagegen.
    »Es ist nichts Schlechtes. Es muss schön sein, wenn man stark ist.« Petra senkte den Kopf und sah sich ihren zerbrechlichen Körper mit der dünnen Haut und den spinnenartigen Knochen an. Sie seufzte. »Aber wenn ich es wäre, würde ich Wyatt nicht brauchen. Und er gehört zu der Sorte, die es braucht, dass man sie braucht.«
    »Du brauchst frische Luft. Und was zu essen. Du brauchst keinen fiesen Jungen.«
    Ein Funke zündete in ihren traurigen Augen, wie das Blitzen einer Rasierklinge in einer Schüssel voller Pudding. »Wyatt ist nicht irgendein Junge, und er ist auch nicht fies. Er ist Mortmaine. Ein Initiierter, aber ein Überlebender. Ein absolut knallharter Typ.«
    »Mortmaine?«
    »Das ist eine Familie. Keine Blutsverwandten, aber sie nehmen alle den Namen Mortmaine an, wenn sie die Aufnahme bestehen. Man muss was echt Besonderes sein, um dazuzugehören.« Sie sah sich mein schwarzes Gesicht an. »Du musst sie gesehen haben. Sie tragen grün, fahren grüne Wagen, beschützen uns? Puh.«
    Ich erinnerte mich an die herrische Frau im Sekretariat an meinem ersten Tag, die ganz in Grün gekleidet gewesen war. »Beschützen uns wovor?«
    Der Funke verschwand aus Petras Augen. Zum ersten Mal verstand ich, was das Mädchen mit dem dunklen Pfirsichsaft gemeint hatte, als sie davon sprach, man könnte immer an den Augen erkennen, wer schon etwas Echtes gesehen hatte und wer nicht. Petra hatte etwas Echtes gesehen. Etwas , das sich in ihre Netzhaut eingebrannt hatte.
    »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie das war, so ahnungslos zu sein«, sagte sie mit einer leisen, schrecklichen Stimme. »Ich beneide dich fast schon.«
    »Pet!« Lecy stand neben den Treppen und winkte Petra zu sich.
    Petra griff nach meinen Schultern und lehnte sich wieder gegen mich, aber diesmal, um mir etwas ins Ohr zu sagen. »Tu dir selbst einen Gefallen und such dir jemanden, der so tough ist wie Wyatt und auf dich aufpasst. Du wirst es mir danken.« Sie ließ mich los und eilte rüber zu Lecy.
    Jemand Toughes, der auf mich aufpasst?
    Petra schien nett zu sein, nicht die Bitch, die ich erwartet hatte, aber selbst wenn ich gerne ihre Freundin wäre, würde mich ihre Art wahnsinnig machen. Dachte sie, wir wären in den Fünfzigern? Ich brauchte doch keinen Kerl, der auf mich aufpasste. Das konnte ich selbst.
    Ich rannte ins Sekretariat, um Cowboy meine medizinischen Unterlagen zu geben, bevor es klingelte, aber das Büro war leer. Selbst die Statue war nicht mehr da. Ich wollte gerade wieder gehen, weil ich dachte, die Sachbearbeiter hätten vielleicht ein Meeting oder so was,

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