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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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wo seine Mutter war. Bevor ich ihm die Tür vor der Nase zuknallen konnte, streckte er seine Hand aus.
    »Hey«, sagte er verwirrt. »Du hast doch gesagt, dass ich vorbeikommen kann.«
    »Nein, hab ich nicht, aber wo du schon mal da bist …«, ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, »… hi!« Mein Lächeln wurde düster. »Und jetzt verpiss dich.« Ich versuchte, die Tür zuzuschlagen, aber sein Arm bewegte sich nicht, selbst als ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmte.
    Mistkerl.
    »Ich dachte, wir könnten reden.«
    »Ich will nicht mit dir reden«, sagte ich und hasste seinen blöden texanischen Akzent. »Wir sprechen nicht mal dieselbe Sprache.«
    »Du glaubst, ich bin irgend so ein Verrückter?«, fragte er empört. »Ein Monster? Hast du Angst vor mir?«
    »Wieso Angst?«
    »Du weißt schon.« Er zögerte. »Wegen dem, was du gesehen hast.«
    »Oh. Oooh ja.« Wie hatte ich das vergessen können. Wyatt, wie er als grüner Wirbel im Fensterglas herumgeschwirrt war? Mein Lächeln kam nun ganz von selbst. »Hast du Hunger?«
    »Vielleicht«, sagte er vorsichtig, als wüsste er nicht, was er von mir zu erwarten hatte.
    »Warte hier.«
    Ich ließ ihn auf der Veranda stehen und ging in die Küche, um etwas herzurichten: Eistee und Brote mit Roastbeef. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich so dringend zu ihm zurückkehren wollte. Er sah so normal aus. Andererseits, das tat ich auch. Keiner konnte allein vom Anblick her sagen, wie verdreht mein Gehirn war.
    Der weiße Gartenstuhl auf der Veranda stand neben einem langen Brett, auf dem eingetopfte rote Chrysanthemen standen. Ich nahm ein paar der Töpfe runter und stellte das Tablett mit dem Essen auf das Brett.
    »Gut«, sagte Wyatt, als der das Tablett betrachtete. »Ich dachte schon, du würdest mir das alles über den Kopf kippen.«
    »Das hättest du verdient«, sagte ich stur.
    Er setzte sich auf den Boden neben den Stuhl. »Das stimmt wohl.«
    »Du kannst dich auf den Stuhl setzen, ich hole mir einen aus der Küche.«
    »Wozu?« Er kniete sich hin und nahm sich ein Brot vom Tablett. Von seiner großspurigen Art war nichts mehr zu sehen. Auch nichts von seinem herrischen Verhalten. Oder vielleicht waren diese Eigenschaften auch nur schwerer zu erkennen, weil er vor meinen Füßen zusammengekauert war wie ein Hund.
    Ich setzte mich in den Gartenstuhl, und wir aßen schweigend, bis ich nicht mehr anders konnte. »Mach das noch mal, was du in dem Fenster gemacht hast. Ich will es sehen.«
    Er sah mich so erschüttert an, als hätte ich ihm gesagt, er solle vor mir masturbieren.
    »Mach schon. Ich lach auch nicht.« Aber ich lachte längst. Er machte ein Gesicht wie eine alte Jungfer. »Ich hab doch schon mal gesehen, wie du es gemacht hast.«
    Er dachte lange darüber nach. »Gib mir was zu trinken«, sagte er.
    Ich goss ihm Tee in ein mit Eiswürfeln gefülltes Glas und gab es ihm. Die Eiswürfel waren in der Hitze schon halb geschmolzen.
    »Nicht das Glas. Die Flasche.«
    Ich gab sie ihm und sah zu, wie er seine Hand auf die Öffnung presste. Und dann schmolz seine Hand wie das Eis und schlüpfte in die Flasche, wo sie als ein nasser, brauner Klumpen über dem restlichen Tee herumtanzte.
    Einen Moment später zog er die Hand raus, und als sie wieder ihre ursprüngliche Form angenommen hatte, trank er die Flasche aus. Die ganze Zeit über beobachtete er mich misstrauisch.
    Was für ein Freak! Was für ein unglaublicher, fantastischer Freak!
    Hoffnung hellte sein Gesicht auf, als er meine Reaktion sah. »Du denkst also nicht, dass das krank ist?«
    »Das ist jenseits von krank«, versicherte ich ihm atemlos. »Das ist sogar jenseits von cool.«
    »Nur ein anderer Kranker würde denken, dass das cool ist.«
    »Du verarschst mich.«
    »Quatsch. Was ist an dir krank?« Er musterte mich. »Mal abgesehen von deiner Lila-Manie.«
    »Ist doch egal. Verglichen mit dem, was du kannst, bin ich langweiligst normal. Also, was bist du?«
    Er legte sein halb aufgegessenes Brot auf das Tablett, als wäre ihm der Appetit vergangen. Ich dachte darüber nach, was ich gesagt hatte, und fühlte mich sofort schlecht.
    »Tut mir leid. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das gesagt habe. Ich hasse es, wenn die Leute mich so was fragen.«
    Er hob verwirrt die Augenbrauen. »Warum sollte dich das jemand fragen?«
    »Weil ich Eltern mit unterschiedlichen Hautfarben habe. Die Leute sehen mich an und können mich nicht einordnen, also fragen sie: ›Was bist

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