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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Ich glaube, mir fehlt ein halber Liter. Und dir?«
    » Mindestens ein halber Liter. Was ist mit den anderen? Denen im Nest?«
    »Das sind noch Babys«, sagte er und zückte sein Handy. »Die können nicht mal fliegen.« Mit einer Hand tippte er eine SMS , mit der anderen hielt er mich fest. Ich konnte auf das Display sehen. In der SMS drängte er die Mortmaine, sich um die Babyegel zu kümmern, bevor noch jemand verletzt wurde. Jemand anderes. »In der Zwischenzeit können wir zu mir gehen. Wir brauchen Orangensaft, Antibiotika, Verbandszeug …«
    »Ist er ein Pfadfinder?«, fragte Poppa, während Wyatt immer weitersprach. Poppa rannte nicht, so wie wir, er ging nicht einmal. Er glitt neben uns her. Sein Schatten wand sich in wahnsinnigen Bewegungen über den Asphalt.
    »So ungefähr«, erklärte ich. »Aber sie nennen sie hier Mortmaine.«
    »Was?« Wyatt sah mich an. »War das Finnisch? Irgendwas über die Mortmaine?«
    »Ich muss stehen bleiben.« Ich glaube , ich sagte es auf Englisch. Verdammt, war ich benebelt.
    Wir hatten den Carmona Boulevard erreicht, und Wyatt stellte mich an der Wand eines Musikgeschäfts ab. Er hatte ein paar Feuchttücher in seiner Tasche gefunden und nahm sie, um sich und mir das Blut abzuwischen. Er war viel blutverschmierter als ich – mehr wie Carrie aus diesem alten Horrorfilm auf dem Abschlussball.
    »Bald geht’s dir besser«, sagte er, und ein paar Minuten später glaubte ich es ihm auch.
    »War ’ne gute Sache, dass du dran gedacht hast, die Rutenhirse zu benutzen. Das Zeug ist echt praktisch. Runyon hat schon vor langer Zeit rausgefunden, dass Pflanzen, die neben einem SCHLÜSSEL wachsen, ein bisschen anders sind. Dieser Runyon war höllisch clever. Zu blöd, dass er so ein Vollidiot war. Woher wusstest du, wie du es benutzen musst?«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Glück gehabt, was? Ich wohne gleich da drüben«, sagte er und zeigte auf das Haus. »Dir geht’s sofort besser, wenn wir drin sind, okay?«
    »Okay.«
    Er half mir, mich hinzustellen. Ich dachte, meine Beine würden einknicken, aber das taten sie nicht. Sie waren Soldaten.
    »Bist du okay?«
    Die Leute, denen wir auf der Straße begegneten, sahen uns neugierig an. Nicht schockiert, nicht erschüttert, nicht besorgt.
    Neugierig.
    »Warum nicht?«, fragte ich und versuchte, mit Wyatts langen Schritten mitzuhalten. »Es war nur ein Egel. Nur ein monströser fliegender Egel. Mit Tentakeln.«
    »Wird Rosalee durchdrehen, weil du verletzt bist?« Als ob die Vorstellung, Rosalee zu verärgern, ihn mehr quälte als die Egel.
    Ich sah Poppa an, der mit uns Schritt hielt. Er kannte Rosalee besser als ich. Aber Poppa behielt seine Gedanken für sich. Nicht, dass es einen Unterschied machte. Ich kannte die Antwort.
    »Hanna?«
    »Ihr ist egal, was mit mir ist.« Die Wahrheit dieser Worte umschlang mich wie ein Leichentuch.
    Wyatt wischte meine Bemerkung weg. »Rosalee ist Porte-ranerin. Selbst wenn uns etwas berührt, zeigen wir es nicht immer. Wir haben prima Pokerfaces.«
    Aber ich wollte nicht über Rosalee sprechen.
    Ich stieß Wyatt gegen einen Telefonmast und küsste ihn so, wie er mich an dem Zaun geküsst hatte, nur viel intensiver. Ich schmeckte seine Augenbrauen und seine Ohren und die Narbe an seinem Kinn wie auch seinen Mund. Der leichte Blutgeschmack auf seiner Zunge spornte mich zur intensiveren Erforschung an.
    »Verstehst du jetzt, was ich über Sex und Tod gesagt habe?«, keuchte er, während ich an seiner Oberlippe knabberte.
    »Ich verstehe, was du über den Tod gesagt hast«, sagte ich zwischen zwei Bissen. »Das mit dem Sex musst du mir erst noch zeigen.«
    Er grinste. »Ach ja?«

17

    Wir küssten uns auf dem Weg den Carmona Boulevard runter, vorbei an schmalen alten Backsteinhäusern mit hohen Veranden und spitzen schmiedeeisernen Zäunen, die immer in meinen Rücken stachen, wenn Wyatt und ich uns gegen einen lehnten, was oft geschah. Wir waren fest entschlossen, uns gegenseitig zu verschlingen. Ich wünschte, Wyatt könnte mich verschlingen – wie beruhigend wäre es, in so einem starken Jungen geschützt zu sein.
    »Stark und mächtig«, sagte Poppa.
    »Hm?« Ich unterbrach kurz die Erforschung von Wyatts Mund und sah, dass Poppa uns von der Veranda eines der schmalen Häuser aus beobachtete.
    »Er ist mächtig«, erklärte Poppa geduldig, während Wyatt meinen Hals küsste. »Seine Familie ist es. Sie haben einen SCHLÜSSEL . Diesen SCHLÜSSEL . Das kann sonst keiner von sich behaupten.« Poppa

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