Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
auch«, rief Asher zurück. Sera sah mir nur grimmig nach, bis ich aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
Oben küsste mich Wyatt wieder leidenschaftlich, ohne sich um die Familienfotos zu kümmern, die uns von der Flurwand aus zusahen.
»Wir sollten uns erst mal waschen«, sagte ich schließlich. Ich hatte meine Hände unter Wyatts Shirt geschoben, und er war so durchnässt von dem Blut dieses Egeldingens, dass meine Handflächen knallrot waren.
Wyatt nahm meine blutige Hand, beförderte mich in das Badezimmer – ein enges Räumchen mit grünen flauschigen Matten überall auf dem Boden – und machte die Dusche an. Dann verfluchte er mein Kleid auf Spanisch, weil er nicht wusste, wie er es mir ausziehen konnte. Ich zeigte ihm die versteckten Reißverschlüsse, und dann bedankte ich mich bei ihm, indem ich ihm die blutgetränkte Kleidung auszog.
Das Blut, das auf ihn explodiert war, war zum Teil meins. Ich mochte den Gedanken, dass er von meinem Blut, meinem Geruch bedeckt war. Es war, als gehörte er mir. Es war ein wildes Gefühl.
Ich stieß ihn so heftig in die Dusche, dass er sich den Kopf an den grünen Kacheln stieß. Er lachte darüber, aber ich erinnerte mich an mein erstes Mal mit Mika und wie ich ihn eingeschüchtert hatte. Ich wollte Wyatt nicht einschüchtern, wollte ihn nicht als ein Mittel gegen den Tod, dem ich knapp entronnen war. Ich wollte eine Verbindung – eine echte.
»Was ist mit dir?« Wyatt wich zurück, sodass ich ihn richtig sehen konnte, in seine braunen Augen sehen konnte, die Tiefe der Dinge sehen konnte, die ich nicht über ihn wusste. Es war nichts im Vergleich zu dem, was er nicht über mich wusste. Kein Wunder, dass er mir nicht sagen wollte, warum Runyons SCHLÜSSEL an seiner Tür hing.
Was hatte ich ihm schon über mich erzählt?
Fast schon schüchtern sank ich in seine Arme unter dem heißen Sprühregen. »Weißt du noch, als du mich gefragt hast, was an mir seltsam wäre?«, fragte ich ihn und ließ meine Finger über sein Gesicht gleiten. Ich achtete sorgfältig darauf, wie ich ihn berührte.
Er sah mich genau an. »Ich erinnere mich.«
Ich holte tief Luft und blinzelte, um das Wasser aus meinen Augen zu bekommen. »Ich kann meinen Poppa sehen. Ich kann mit ihm sprechen. Obwohl er seit einem Jahr tot ist.«
»Ehrlich?« Er küsste meine Nase. »Ich wusste, es gibt einen Grund, warum dich so leicht nichts umhaut.«
Die Sorglosigkeit der Porteraner erstaunte mich doch immer wieder. »Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
Er küsste mein Ohr. »Cool?« Er küsste mein Schlüsselbein zweimal. »Doppelt cool?« Er küsste mich dreimal unter der Achsel. »Dreifach cool?«
Wir schmiegten uns aneinander, lachten in der Hitze und dem Dampf, und der Rest des Egelbluts verschwand im Abfluss. Wir schmiegten uns aneinander … und es war cool.
Sehr cool.
Wir blieben unter der Dusche, bis das Wasser kalt wurde. Dann stellten wir sie ab und blieben noch etwas länger, trotz der harten, unnachgiebigen Kacheln. Wir hätten auf einem Stachelschwein liegen können und wären trotzdem geblieben. Mir war egal, wie ungemütlich es war, aber dank Wyatt merkte ich erst, wie verspannt ich war, als wir in sein Zimmer stolperten. Und obwohl wir guten Sex hatten und perfekt harmonierten, ging ich ihm aus dem Weg.
So war es immer mit mir. Nachdem ich mich jemandem geöffnet hatte, brauchte ich ein paar Minuten, um wieder zuzumachen, um meine Privatsphäre zurückzubekommen.
Wyatt lag auf dem Bett, braun wie geröstetes Brot in seinen weißen Boxershorts. Er hatte mir einen schäbigen grünen Bademantel gegeben, weil meine Sachen noch in der Waschmaschine waren. Aber er hielt es nicht für notwendig, sich selbst etwas überzuziehen. Er hatte genug damit zu tun, die Decke anzulächeln, während er auf seiner weißen Bettdecke lag wie ein jungsförmiger Biskuit auf Schlagsahne.
»Ich glaube, ich war noch nie so müde nach dem Sex«, sagte er und klang erstaunt. »Ganz unter uns und dem Egel – ich bin völlig ausgelaugt.«
»Das dauert zehn Minuten«, sagte ich und verdrehte die Augen. »So etwas wie einen ausgelaugten Sechzehnjährigen gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
»Ich bin siebzehn.«
»Das macht keinen Unterschied.«
Ich versuchte, ihn nicht mehr dauernd anzulächeln, und drehte seine Anlage auf. Gruselige Briten, die von Gedichten sangen, suchten mich heim, während ich mir die vielen Gipskörperteile ansah, die an der Wand hingen und aussahen wie schneeweiße Körper, die
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