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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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versuchten, aus einer anderen Dimension in Wyatts Zimmer zu gelangen.
    »Ich hatte mal eine Bildhauerphase«, erklärte er. »Arme, Köpfe, Füße. Nur Teile. Ich habe sie hier und dort an die Wand gehängt statt der üblichen Leier mit den Rockpostern. Ich dachte, das sei so verdammt cool, weißt du? Total mit Tiefgang. Dann ging das mit den Mortmaine los und … alles wirkte irgendwie echt kindisch. Also hab ich versucht, sie wieder abzunehmen.«
    Ich berührte den Nippel einer einzelnen, perfekt geformten Brust neben dem Fenster, an dem Wyatts Schreibtisch stand. »Versucht?«
    Wyatt zuckte die Schultern. »Das Haus mag sie jetzt.«
    Die Brust pochte gegen meine Hand, als schlüge ein Herz in ihr. Ich riss meine Hand zurück und stieß gegen den Schreibtisch. Eine Lawine von Büchern schlug auf den Boden vor meine Füße, als ich Wyatt anstarrte. »Dein Haus ist lebendig ?«
    »Das war es nicht immer«, sagte er in einem Ton, von dem er wohl hoffte, er sei beruhigend. »Der SCHLÜSSEL hat es verändert. Die ganze Kraft.«
    »Verändert er mich auch?«, fragte ich und sammelte die heruntergefallenen Bücher auf. Nervös schielte ich zur Wand.
    Er schüttelte missfallend den Kopf. »Wenn du verrückt bist, steh dazu. Mach nicht den SCHLÜSSEL dafür verantwortlich.«
    Meine Nervosität legte sich. »Klugscheißer. Ich steh absolut zu …« Der Titel des Buchs, das ich in der Hand hielt, lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.
    » Das große Buch der Zaubersprüche ?« Ich starrte ihn an und schwang den schweren alten Schinken wie eine Waffe. »Du kannst also zaubern!«
    »Das Buch ist totaler Schwachsinn, Hanna«, sagte er und betrachtete es missmutig. »Es gehört nicht mal mir, sondern Pop. Ich verstecke es nur hier, damit er uns nicht aus Versehen alle im Schlaf umbringt mit seinen albernen Ritualen.«
    » Seinen albernen Ritualen? Was ist mit deinen Klebekarten?«
    » Glyphen !«
    »Und die sind keine Zauberei?«
    »Glyphen sind nur Symbole. Buchstaben, Formen, Zeichen. Nur Zeug, das für anderes Zeug steht. So wie das an Melissas Tür, erinnerst du dich?«
    Ich hatte das Bild noch im Kopf, ein Quadrat mit drei Wellenlinien darin.
    »Das Quadrat steht dafür, dass etwas eingesperrt wird. Die Wellenlinien stehen für Gestank. So einfach ist das.«
    »Aber wieso ist das keine Zauberei? Du schnitzt irgendwelche Kringel in eine Tür, und plötzlich kann fürchterlicher, ekelhafter Gestank nicht mehr austreten und die Nachbarn alarmieren, dass sie neben dem Zentralfriedhof wohnen? Und was ist mit den Glyphenkarten, die du in Melissas Haus auf uns geklebt hast, damit sie von uns fernblieb?«
    Er rollte sich auf seinen Ellenbogen und sah mich an. »Du weißt doch, wie Insektenspray die Moskitos fernhält? Das ist Chemie und Biologie, Hanna. Nicht Zauberei.«
    »Aber du hast selbst gesagt, dass die anderen Mortmaine die Glyphenkarten nicht benutzen können. Du hast gesagt, du würdest Ärger bekommen, wenn sie rausfinden, dass du sie benutzt.«
    »Sie können sie benutzen«, beharrte er bitter. »Sie tun es nur nicht. Niemand würde Glyphen jemals einfach so benutzen. Sie haben viel zu viel Angst vor dem, was passieren könnte.«
    »Vielleicht haben sie nicht Angst, vielleicht wissen sie einfach nicht, wie man tut, was du tust. Sie können Zeichen in Türen ritzen, aber beherrschen sie deine Kartentricks? Oder bist du der Einzige, der ›Chemie‹ und ›Biologie‹ versteht?«
    Die Muskeln in seinem Körper spannten sich an. »Es ist nur dann Zauberei, wenn es den Gesetzen der Natur widerspricht.«
    »Und du denkst nicht, dass Glyphenkarten der Natur widersprechen?«
    »Nicht der Natur, die ich kenne.« Er klopfte auf die schmale Stelle neben ihm im Bett. »Komm her.«
    »Das waren aber schnelle zehn Minuten«, neckte ich ihn. Aber ich war wieder kontrolliert genug, um zu ihm gehen zu können und in seinen Armen zu liegen. Er war nicht fordernd oder gierig, sondern ganz zufrieden, still neben mir zu liegen, während ich mich auf seinem Bett an ihn kuschelte und sich unsere Füße ineinander verschlangen. Er machte es mir so leicht.
    Ich beschloss, ihm einen Knochen hinzuwerfen. »Du musst nicht zugeben, dass du ein Hexer bist, wenn du es nicht willst …«
    » Hexer ?«
    »… aber ich mag den Gedanken, dass du anders bist als alle anderen. Ich weiß, dass ich es bin. Ich glaube nicht, dass ich jemals wirklich dazugehören werde.« Ich wollte es ganz leichthin sagen, als wäre es mir egal, aber so kam es nicht

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