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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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vergisst die Kräuter«, sagte Poppa. Er kniete sich neben mich, voller Anmut und blonder Gelassenheit, und öffnete das Bündel, das Wyatt hatte fallen lassen. Poppa prüfte den Inhalt. »Hier ist es. Rutenhirse.«
    Er warf mir einen Bund bräunlich-grünes Gras zu. Ich fing ihn auf, und bevor ich mich noch fragen konnte, was zum Teufel ich damit anstellen sollte, ging das Gras in Flammen auf. Ich schrie auf und warf es zur Seite.
    »Nein.« Poppa hob das rauchende, ausgebrannte Büschel auf und hielt es mir hin. »Nimm.«
    Weil es Poppa war, nahm ich es, und sofort brachen wieder Flammen aus.
    »Ruhig«, sagte Poppa, als ich gegen den Drang kämpfte, das Bündel fallen zu lassen, bevor die Flammen mich …
    Aber das Gras verbrannte mich gar nicht. Die Flammen in meiner Hand waren so kühl wie Luft, aber die Flammen, die den Egel verschlangen, der an meinem Arm hing, schossen heiß über die Kreatur und schmolzen sie teilweise ein.
    Als sich Poppa herunterbeugte und die kleine Flamme in meiner Hand ausblies, erloschen auch die Flammen, die den Egel kochten. Der verkohlte Egel löste sich schnell von meinem Ellenbogen und verschwand außer Sichtweite durch den Spalt im Zaun.
    Wären da nicht das stechende Loch von der Größe eines Pennys in meinem Arm und die Aschereste des Grases, die meine Handfläche verschmierten, ich wäre davon überzeugt gewesen, mir das alles nur eingebildet zu haben.
    Wyatt landete mit einem Knall neben mir, und ich erschrak. Er hielt ein blutiges Springmesser in der Hand, das schnell in seiner Tasche verschwand. An seinem linken Unterarm erkannte ich ein Loch von der Größe eines Pennys wieder. Von meiner Erleichterung darüber, dass er noch lebte, wurde mir ganz schwindelig. Davon oder von dem Blutverlust.
    Er packte sein Bündel unter einen Arm und mich unter den anderen. »Wir müssen uns hier verziehen. Da drin gibt es ein ganzes Nest von denen. Und die Mutter hat sich nicht so richtig darüber gefreut, einen Arm verloren zu haben.«
    »Ein Nest von was?«, fragte ich, als wir die Straße entlang-rannten. Ich fühlte mich benommen, zu benommen, um zu rennen. Ich fragte mich, wie viel Blut ich verloren hatte. Na ja, nicht verloren. Wie viel mir gestohlen worden war. »Ein Nest Blutegel?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube nicht. Es hat uns mit Tentakeln angezapft. Egel haben keine Tentakeln.«
    »Egel fliegen auch nicht«, sagte Poppa hinter mir. »Aber dieser tut es. Vielleicht könntest du ein bisschen schneller rennen.«
    Ich sah mich um. Poppa zeigte in den Himmel, wo sich eine große, glänzende, rosafarbene Seltsamkeit über den Zaun schraubte wie ein grausiger Partyspaß. Sie schlug mit ihren Tentakeln um sich, als wollte sie die Luft ausbluten. Eine flügellose Grässlichkeit, und doch faszinierte sie mich, wie es ein Grizzlybär würde oder ein springender Tiger. Wem schmeichelt es nicht, gefragt zu sein? Selbst wenn man nur als Mahlzeit herhalten soll?
    Das Ding jagte uns.
    Wyatt stieß mich auf den Gehweg und aus der Gefahrenzone, aber der Egel war damit zufrieden, sich auf das große, halbgrüne Ziel zu stürzen, das schützend über mir stand. Wyatt hatte gerade noch genug Zeit, um eine rote Karte aus seiner Tasche zu ziehen, bevor der Egel ihn vom Boden riss und in seine langen, pinken Arme schloss.
    »Wyatt!« Ich rappelte mich auf, während der Egel eine Kehrtwende gegen den sternenbedeckten Himmel weit über der Straße machte und mit Wyatt über den Zaun davonflog.
    Zu seinem wartenden Nest.
    Kürzere, dünnere Tentakel wischten hoch durch die Lüfte und griffen tollpatschig nach Wyatts strampelnden Beinen, als der Mutteregel ihn über den hungrigen Kindern baumeln ließ.
    »Wyatt!«, schrie ich wieder und raste vor dem Zaun vor und zurück, um herauszufinden, wie ich auf die andere Seite kam. Aber bevor das Echo seines Namens auf der Straße verebbte, veränderte sich die Farbe des Egels von pink zu rot, was mich an den Lockvogel im Fenster des Sekretariats erinnerte. Und genau wie der Lockvogel explodierte auch der Egel. Er wurde nicht zu Glasfragmenten, aber zu einem riesigen, roten Nebelball. Wie ein geplatzter Wasserballon besprühte er mich mit feinen blutigen Tröpfchen.
    Sekunden später katapultierte sich Wyatt über den Zaun. Er war von Blut überströmt, als hätte er darin gebadet. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her, um mit mir die Straße runterzurennen.
    Und er lachte .
    »Heute hättest du diese Blutpfannkuchen backen sollen.

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