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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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raus.
    »Du gehörst längst dazu. Frems sterben normalerweise innerhalb der ersten Woche, in der sie hier sind. Oder sie ziehen wieder weg. Oder sie werden verrückt.« Mit meinem Ohr auf seiner Brust klang das, was er sagte, sehr tiefgreifend und weise. »Sie kommen her und haben genaue Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat, und wenn sie etwas sehen, das schräg ist, verlieren sie den Verstand.« Er strich mit seiner Hand über mein Haar. »Aber dein Verstand kann sich anpassen. So sehr, dass du sogar Geister sehen kannst.«
    »Keine Geister. Nur Poppa. Und das erst, seit ich hier bin.«
    »Woher weißt du, dass er nicht nur in deinem Kopf ist?«, fragte er vernünftig.
    »Er weiß Dinge, von denen ich nichts weiß.« Ich dachte an den Egel und schüttelte mich, was Wyatt dazu brachte, meinen Rücken zu streicheln. »Er hat mir da am Zaun von der Rutenhirse erzählt.«
    Wyatts Hand erstarrte. »Ist er hier?«
    »Da drüben.« Ich zeigte auf Poppa, der an Wyatts Schreibtisch saß, so still wie das Wasser eines Sees, und mich beobachtete.
    Wyatt stemmte sich auf die Ellenbogen und sah sehr verwirrt zu seinem Schreibtisch. »Was macht er denn?«
    »Er beobachtet mich.«
    Er riss die Augen auf. »Seit wann?«
    Ich lachte, weil er ein Gesicht machte wie eine alte Oma. »Poppa ist tot, Wyatt. Jenseits aller Scham.«
    »Ich wünschte, ich wäre es.« Er legte sich ein Kissen auf sein Gesicht.
    Ich schnappte ihm das Kissen weg, und es war, als würde ich ein Geschenk auspacken. Was für ein schönes Gesicht Wyatt hatte. Ich flüsterte in sein Ohr: »Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst«, und dann küsste ich ihn.
    Was für ein schöner Mund.
    »Wyatt, hast du dein Telefon …« Wyatt und ich sprangen auseinander, als Sera im Türrahmen auftauchte. »… ausgeschaltet?« Ihr Blick rollte wie eine Dampfwalze über mich. Zu recht.
    Da wusste ich, dass Wyatts Mutter und ich niemals beste Freunde werden würden.
    »Ich hab es nicht ausgeschaltet.« Wyatt setzte sich vor mich, um mich vor den Blicken seiner Mutter zu schützen, obwohl er weniger anhatte als ich. »Es steckt noch in meiner Hose.«
    »Und wo ist deine Hose?«, fragte Sera spitz und sah auf das Kissen in Wyatts Schoß.
    »Im Wäschekorb.« Seine Ohren glühten wie heiße Kohlen.
    »Deine Ältesten mussten mich anrufen, um dir auszurichten, dass du morgen Nacht im Dunklen Park jagen gehst.«
    »Wir gehen?«, flüsterte ich in Wyatts leuchtend rotes Ohr. Mein Herz klopfte vor Aufregung.
    »Nein«, flüsterte er zurück. »Nicht, wenn die Ältesten dabei sind.«
    »Wyatt!«, bellte Sera. Als sein Kopf herumschoss, sagte sie: »Hol dein Telefon. Und deine Hose.«
    Wyatt rollte vom Bett und griff sich eine Jeans aus seinem Schrank. Er schnitt eine reumütige Grimasse in meine Richtung, während er sich anzog, und floh dann aus dem Zimmer.
    Als Sera und ich alleine waren, musterte sie mich von oben bis unten und taxierte mich, als sei ich ein glänzender neuer Toaster, den sie gerne auseinanderschrauben würde. »Du siehst genauso aus wie Rosalee.«
    »Danke.«
    »Das war kein Kompliment.« Der Schatten dunkler Erinnerungen fiel über ihr Gesicht. »Bestimmte Frauen können mit ihrer Schönheit nicht gut umgehen.« Sie starrte mich wieder an. »Wie ich hörte, ist dein Vater ein Schwede oder so was?«
    »Ein Finne.«
    »Es wundert mich, dass Rosalee nicht von einem Kerl hier aus der Gegend geschwängert worden ist. Gott weiß, sie hatte massenhaft Möglichkeiten.«
    War das eine kulturelle Sache, diese Neigung der Porteraner für taktlose Kommentare?
    »War Asher so eine Möglichkeit?«, fragte ich ganz unschuldig.
    Seras narbenartigen Mund zu sehen, wie er sich verärgert verzog, war eine deutlich unangenehme Erfahrung, aber auch wenn Rosalee es nicht verdient hatte, musste ich ihre Ehre verteidigen. Und meine.
    Zum Glück kam Wyatt zurück, bevor Sera mich zu einer Rangelei herausforderte. »Ich hab dein Kleid in den Trockner gesteckt«, sagte er zu mir und versuchte, an Seras ausgestrecktem Arm vorbeizukommen, der die Tür blockierte. Sie ließ ihn nicht rein. Stattdessen fing sie an, ihn auf Spanisch zu beschimpfen. Und dann ging es hin und her und her und hin, bis Wyatt schrie: » Basta! «
    Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Ich mach uns was zu essen, in Ordnung?«
    »Toll«, sagte ich, sah dabei aber seine Mutter an. »Nach einer guten Dusche bin ich immer sehr hungrig.«
    Sera knallte die Tür zu und ließ mich alleine zurück. Hätte sie

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