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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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mich bestrafen wollen, sie hätte nichts Besseres tun können.
    Ich war es so leid, allein zu sein.
    »Du bist nicht allein.« Poppa saß am Schreibtisch, weiß und ruhig, wie eine von Wyatts Skulpturen, eine, die es geschafft hatte, ganz in das Zimmer zu gelangen.
    »Und du bist wie Rosalee«, fuhr er fort. »Sie setzte Sex auch gerne als Waffe ein. Du wirst diesem Jungen wehtun, so wie sie mir wehgetan hat.«
    »Nein, das werde ich nicht«, sagte ich und erschrak bei dem Gedanken.
    Poppa drehte sich von mir weg. »Das war keine Frage.«

    Als ich später am Abend nach Hause kam, saß Rosalee in einem glitzernden, hautengen Kleid im Wohnzimmer und räumte Dinge von einer Handtasche in die andere.
    Sie musste zweimal hinsehen, als sie mich bemerkte. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Riesige Blutegelattacke. Ich habe eine Menge Blut verloren. Haben wir Orangensaft? Wyatt hat gesagt, ich soll eine Menge Orangensaft trinken.«
    Sie rannte in die Küche – rannte! – und kam mit einer Literflasche Orangensaft zurück. Sie ließ mich in dem Sessel neben der metallenen Stehlampe Platz nehmen. Die Lampe benutzte sie als Scheinwerfer, um sich meine verwundete Armbeuge und die Schrammen an Kopf und Beinen anzusehen.
    Sichtbare Verletzungen, wie ein echter Porteraner.
    Wyatt hatte mich ganz vorzüglich zusammengeflickt, aber die zusätzliche Fürsorge gerade ließ mich auf Wolken schweben. Rosalee kümmerte sich so intensiv um mich, dass die kalte Schulter, die sie mir gezeigt hatte, nur so hinwegschmolz.
    »Warum bist du nicht gleich nach Hause gekommen?«, fragte sie, nachdem sie sich die Geschichte von der Egelattacke angehört hatte.
    »So schlimm war es doch gar nicht«, sagte ich und schaukelte in dem Sessel herum. »Nur ein paar Kratzer. Hast du Abendessen gemacht? Ich weiß, dass es spät ist, aber Wyatt hat mir ein Omelette gemacht.« Ich verzog das Gesicht. »Da waren lauter Eierschalen drin und viel zu viel Salz.«
    Rosalee machte ein unheimlich komisches Gesicht.
    »Was? Du wurdest von einem riesigen, fliegenden Egel angegriffen, und alles, an was du denken kannst, ist essen? Du solltest lieber darüber nachdenken, wie du dich wieder mit deiner Tante verträgst, damit du nach Hause fahren kannst.«
    »Ich bin zu Hause. Ich habe die Wette gewonnen. Erinnerst du dich? Ich habe Freundschaften geschlossen. Ich habe Wyatt.«
    »Rumhuren zählt nicht. Das hab ich dir gesagt.«
    Ich hörte auf zu schaukeln. Wow. Konnte sie ihn an mir riechen? Ich schnupperte an mir.
    »Du hast mir gesagt , dass du mit ihm schlafen würdest«, erinnerte sie mich genervt.
    »Oh, klar«, tat ich es ab. »Er mochte mich auch vorher schon, also zählt es. Aber was am meisten zählt, ist, dass ich auch dich habe.«
    Rosalee schlug mich so fest, dass die Innenseite meiner Wange blutete. »Du hast mich nicht!«
    Sie sprang von der Armlehne, um von mir wegzukommen, als hätte ich sie geschlagen. »Du kennst mich nicht mal. Und zur Hölle, ich kenne dich auch nicht. Ich weiß nicht mal, warum ich mich überhaupt bemühe, dich zur Vernunft zu bringen. Lass dich fressen. Lass dich umbringen. Ist mir doch egal.«
    » Du bringst mich um.«
    Sie fuhr zusammen, als hätte ich ihr in den Kopf geschossen. »Was?«
    »Bring mich in einem Anfall von Leidenschaft um. Wie cool wäre das?« Die linke Seite meines Gesichts war heiß, als ob eine Wärmelampe auf meine Wange gerichtet wäre. »Ein Verbrechen aus Leidenschaft. Nennt man es auch Verbrechen aus Leidenschaft, wenn es die Tochter ist? Es ist eigentlich egal, weil ich weiß, dass du dir nur die Mühe machen würdest, mich umzubringen, wenn dir ganz leidenschaftlich danach wäre, richtig? Wenn es dir wichtig wäre? Es würde mir gefallen, dir wichtig zu sein. Soll ich dir ein Messer holen? Oder du könntest mich erwürgen. Wie würdest du es gerne tun?« Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Durch die Tränen war alles verschwommen. »Sag mir nur wie.«
    Bevor sich Rosalee entscheiden konnte, hupte draußen ein Wagen. Sie drehte sich um und rannte weg, aber ich schnappte mir den Riemen ihrer Handtasche. Sie kämpfte sich frei und überließ mir die Tasche, während sie sich auf die Tür stürzte, als würde ich sie jagen. Ich war froh, dass ich nicht ihre Hand erwischt hatte. Sie hätte sie sich wahrscheinlich abgebissen und ebenfalls bei mir zurückgelassen.
    Ich beobachtete sie durchs Fenster, wie sie sich in einen schwarzen Lexus warf und davonbrauste. Poppa schwebte wie eine Sommerwolke neben mir

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