Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
beeindruckt.
Sera war es nicht. »Na, glaub bloß nicht, dass du ein höheres Taschengeld oder ein neues Auto bekommst, indem du dich mit Wünschen an unseren SCHLÜSSEL schleichst.«
»Ich wollte gar nicht …«
»Ich kümmer mich drum«, sagte Asher.
Sera warf mir einen letzten bösen Blick zu, dann küsste sie Asher auf die Stirn. »Wie du willst. Bis später.«
»Viel Spaß.« Als sich die Tür hinter seiner Frau geschlossen hatte, warf mir Asher einen verschwörerischen Blick zu. »Vertrau mir einfach. Du willst nicht, dass sie sich ärgert. Und jetzt…« Er rieb sich begeistert die Hände und sah mich aufgeregt an. »Jetzt, wo sie und Wyatt weg sind, haben wir endlich freie Bahn.«
»Wofür?«
Er sprang auf die Beine. »Es gibt da einen Zauberspruch, den ich die ganze Zeit schon ausprobieren wollte. Wenn er funktioniert, sind wir diese unglückliche klebrige Nebenwirkung des SCHLÜSSELS los. Magst du was trinken?«
Ich nickte, und nach einer Weile kam er mit einem Wägelchen zurück, das er rüber zur Couch schob. Auf dem Wägelchen türmte sich einiges an Zeug: ein Limonadenkrug, einige Kräuterbündel, ein Mischbecher, ein langes, dünnes Messer und einige Gefäße.
Eins der Gefäße klapperte.
»Das ist ein lebhaftes Ding«, sagte Asher.
»Ein lebhaftes was?«
Er goss mir Limonade ein. »Sogar mit dem SCHLÜSSEL außen am Haus öffnet sich hier drin manchmal eine Tür, und etwas kommt durch. Zum Glück«, er nickte zu dem klappernden Gefäß rüber, »wissen wir, wie wir es einfangen können. Und jetzt hör mal.«
Er sah mich ernst an. Wirklich gut gelang ihm das nicht – Disziplin war offensichtlich mehr die Sache seiner Frau. »Ich will das nicht noch einmal sagen müssen: Der SCHLÜSSEL darf nicht missbraucht werden.«
»Für Autos und mehr Taschengeld?«
»Und frühere Freundinnen, die zurückkommen sollen, Rivalen, die sterben sollen, oder geliebte Menschen, die von den Toten auferstehen sollen. Du hast ja keine Vorstellung, wie chaotisch alles werden würde, wenn den Leuten einfach so jeder Wunsch erfüllt werden würde. Wenn du den SCHLÜSSEL benutzt, um damit an die Tür zu klopfen, gut. Wenn du den SCHLÜSSEL benutzen willst, um dir was zu wünschen, vergiss es. Wie du gemerkt hast, haben SCHLÜSSEL eingebaute Verteidigungsmechanismen, um sich vor Missbrauch zu schützen.«
»Wenn es Ihr SCHLÜSSEL ist, könnten Sie mir dann nicht die Erlaubnis geben, mir etwas zu wünschen?«
»Natürlich!«, sagte er fröhlich. »Aber das werde ich nicht, also spar dir den Atem. Seit 1989 hat sich an diesem SCHLÜSSEL keiner mehr etwas gewünscht.« Vermutlich hatte er schon jede Ausrede gehört, jeden Trick gesehen. Er kannte alles.
Das dachte er jedenfalls.
»Ich muss darauf bestehen, Asher. Ich hab ein echtes Problem.«
Er schien mich gerade zum ersten Mal richtig anzusehen. Ich muss wie ein Waisenkind aus einem Roman von Charles Dickens ausgesehen haben, mit meinen dreckigen Füßen und meinem riesigen Nachthemd. »Sie müssen mich nicht so anstarren«, sagte ich und schlug meine Füße unter, um sie zu verstecken. »Ich weiß, wie ich aussehe.«
»Alles in Ordnung.« Seine Stimme war voller Gefühl. »Du siehst aus wie …« Er räusperte sich. »Du siehst aus wie deine Mutter.«
Ich hatte den Ausdruck zu oft auf Poppas Gesicht gesehen, um ihn nicht zu erkennen. »Sie lieben sie?«
»Ja.« Er zögerte nicht einmal.
»Ich wette, ihr würden Sie einen Wunsch gewähren.«
»Du bist nicht deine Mutter«, sagte er sanft, aber bestimmt.
Ich beschloss, das Thema zu wechseln. Für den Moment. »Wie haben Sie die Kontrolle über den SCHLÜSSEL bekommen?«
»Ich kontrolliere ihn nicht. Keiner tut das. Ich wache über ihn und schütze ihn, aber ich kontrolliere ihn nicht.«
»Aber warum Sie?«
»Er ist schon seit vielen Generationen in der Familie. Er wurde aus den Knochen meiner Urgroßmutter gemacht.«
Ich dachte an Wyatts Geschichte.
»Die Kreatur, die Runyon gefoltert hat, war Ihre Uroma ?«
»Sie war keine Kreatur«, sagte er empört. »Sie war menschlich. Menschlich genug, um von ihm schwanger zu werden.«
Mir fiel die Kinnlade runter. »Runyon hat sie vergewaltigt ?«
Asher blinzelte mich verschämt an. »Wyatt hat gesagt, er hätte es dir erzählt.«
»Nicht, dass Anna vergewaltigt wurde. Verdammt.«
»Oh, ja.« Sein Lächeln war so strahlend und bitter wie Gift. »Runyon hat Anna geschwängert, damit er einen Ersatz hat, falls das mit den SCHLÜSSELN nicht klappt. Einen
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