Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
Wyatt nach Hause fahren, aber ein paar Blocks vor meinem Haus brachte ich ihn dazu, einen Umweg zu einem leeren Grundstück zu machen, damit ich ihn auf den Rücksitz zerren konnte.
Ich wollte noch Zeit totschlagen, bevor ich nach Hause gehen musste, aber sehr viel Zeit brachten wir nicht rum.
»Das hat aber nicht sehr lange gedauert«, nörgelte ich und sammelte meine Unterhose aus dem Fußraum auf.
Wyatt zog den Reißverschluss seiner Hose zu. Er grinste, schwitzte, glühte neben mir auf dem Ledersitz. »Sollte es ja auch nicht«, sagte er. »Nachmittage und Rücksitze sind was für Quickies. Das weiß doch jeder.« Er schlang seinen Arm um meine Schultern und küsste mich fest auf den Hals. Fest genug, um mir für eine Sekunde den Atem zu nehmen. »Ich mag deinen Hals.«
Ich musste darüber lächeln, wie er es sagte. Als hätte er ein peinliches Geheimnis verraten. »Wirklich?«
»Mhm.« Er küsste meine Halsschlagader. »Erinnert mich an einen Schwan.«
»Ich liebe Schwäne.« Ich zog mich von seinen bewundernden Küssen zurück und legte mein Kinn oben auf den Rücksitz. Dann starrte ich aus dem Rückfenster auf das hohe gelbe Gras und die jungen Kiefern, die sich in dem stürmischen Wind bogen.
Ich sah in den grauen Himmel und betete um einen Tornado. »Wenn ich ein Schwan wäre, bräuchte ich keinen Tornado.«
»Was?« Er berührte mich nicht mehr, aber er sah mich an und wartete darauf, dass die Mauer, die ich nach dem Sex immer aufbaute, wieder fiel.
»Wenn ich Flügel hätte, könnte ich wegfliegen.«
»Warum willst du wegfliegen?«
Ich sah Wyatt an und war erschüttert von den brennenden Tränen in meinen Augen. »Ich will noch nicht nach Hause.«
Er sorgte sich nicht wegen meiner drohenden Tränen – er war weit davon entfernt, sich zu sorgen. Tief in seinen Augen glühte etwas Helles, das sich nicht unterdrücken ließ, wie Glühwürmchen in einer Bierflasche. »Ich hab auch noch nicht vor, dich nach Hause zu bringen. Ich will dir was zeigen.«
Er zog mich aus dem Wagen, und der Wind zog mir fast das Kleid aus. Die Luft war feucht und unruhig und versprach Regen. Ich blieb beim Wagen und versuchte, mir mein Haar aus dem Gesicht zu halten. Währenddessen untersuchte Wyatt das Grundstück.
»Da«, sagte er und rannte durch das leuchtend gelbe Gras zu einem schwankenden Bäumchen, das etwa zehn Meter entfernt stand. Als er es erreicht hatte, drehte er sich um, sah mich an, machte einen Schritt zur Seite in den Wind … und verschwand.
Mein erster Gedanke galt Runyons Tochter und wie sie eines Tages von der Straße verschwunden war, einfach verschwunden, und man hatte sie nie wieder gesehen.
»Wyatt!« Ich rannte vor, schrie, und als er mitten in einem Seitwärtsschritt wieder auftauchte, prallte ich gegen ihn. Wir knallten beide auf unsere Hintern. Wyatt lachte. Ich nicht.
»Mann, war das cool!«, sagte er.
Ich kroch durch das gelbe Gras auf ihn zu. Mein rechter Ellenbogen klingelte und klirrte, als ich mir die Vorderseite von seinem grünen T-Shirt griff. »Du hast eine der versteckten Türen benutzt, richtig?«
»Sie haben mir endlich gezeigt, wie das geht«, sagte er und hatte so gute Laune, dass ich ihn schütteln wollte. »Ich lerne gerade erst, damit umzugehen.«
Jetzt schüttelte ich ihn. »Du hast mich zu Tode erschreckt! Und weißt du überhaupt, wie viele Naturgesetze du gerade komplett zerstört hast?«
»Nicht die Natur, wie ich sie kenne!« Er hob mich hoch und wirbelte mich herum.
»Ist das ein Freudentanz?«, schrie ich. Ich wollte nicht lachen, konnte aber nicht anders. »Das ist so fremdisch. Ich werde es jedem erzählen.«
»Erzähl’s ihnen!« Wyatt setzte mich wieder auf die Füße und küsste mein Gesicht ab. »Wenn sie sich über mich lustig machen, dann verschwinde ich einfach.« Er schlüpfte mit einem Tusch nach rechts und verschwand.
Sekunden später tauchte er plötzlich wieder auf, indem er nach links glitt. Dann stolzierte er herum, als gehörte ihm der Planet.
Ich schlug ihm gegen den Hinterkopf. »Hör auf, so anzugeben.« Aber ich grinste, als ich es sagte. Seine Freude war ansteckend. »Wie kannst du einfach so verschwinden?«, fragte ich ihn, als der Freudentanz langsam in seiner Wirkung bei ihm nachließ.
»Ich bin nicht verschwunden«, korrigierte er mich. »Nicht so, wie du meinst. Ich hab nicht einfach aufgehört zu existieren. Es ist mehr so … als würdest du eine Abkürzung nehmen. Statt die Straße runterzugehen, gehst du durch eine
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