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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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konnte.
    »Eins, zwei, drei.«
    Wir machten einen Schritt vorwärts und fielen durch das Gras.
    Alles wurde für eine Sekunde schwarz. Mein Magen befand sich in freiem Fall … und dann knickten meine Knie ein, als mich die Schwerkraft auf einem Gehweg irgendwo in der Unterstadt wiederhatte.
    Definitiv Unterstadt, entschied ich. Häuser mit durchhängenden Veranden neben schäbigen Geschäften, die dringend einen neuen Anstrich brauchten. Die Leute sahen so abgewohnt und heruntergekommen aus wie die Geschäfte und waren vollkommen unbeeindruckt von unserem plötzlichen Erscheinen.
    Abgesehen von einem Mädchen.
    Sie hatte sich an der beigen Wand eines Dollarstores abgestützt und presste eine Hand auf ihre Brust, während sie uns mit riesigen Augen betrachtete. Ich musterte sie mit einem Blick: gelbes Shirt und blaue Jeans, keine sichtbaren Narben, unschuldige Augen.
    »Blöde Frem«, sagte ich schadenfroh, als sie sich umdrehte und wegrannte. Wenigstens war ich nicht mehr wie sie .
    »Ich weiß, wo wir sind«, sagte Wyatt und sah sich um. »Da ist Gourmandise .« Ich folgte ihm über die Straße zu einem Süßigkeitenladen mit einem Schaufenster voll klebrigem Süßkram und Schokopralinen. Am liebsten hätte ich meine Nase gegen das Fenster gepresst und das Glas abgeleckt.
    Wyatt zog mich zur Hintertür des Ladens. »Ich habe mal den Neffen der Besitzerin gerettet«, erklärte er mir, »und jetzt bekomme ich immer Süßigkeiten umsonst. Aber sie will nicht, dass andere Leute sehen, wie nett sie sein kann. Das würde ihren Ruf ruin…«
    Ihm blieben die Worte im Hals stecken, als wir Petra auf der Hintertreppe des Ladens erblickten, die mit einem Jungen knutschte.
    Der Funke, der den ganzen Nachmittag in Wyatts Augen gesprüht hatte, erlosch. »Pet?«
    Petra ließ von dem Jungen ab, um Luft zu holen. Ihr Gesicht war gerötet und fröhlich. Und es wurde noch fröhlicher, als sie Wyatts Schock bemerkte. »Ah, hallo«, begrüßte sie ihn. »Die Freaks kommen nicht nur nachts aus ihren Löchern, wie ich sehe.« Sie sah mich an. »Oder die Verrückten.«
    Ich seufzte. »Hi, Petra.«
    »Oh Gott, nicht so stürmisch, Hanna.« Sie wandte sich dem riesigen Fleischberg in der mehligen Schürze zu, mit dem sie rumgemacht hatte. »Baby, das sind Wyatt und seine Freundin Hanna. Leute, das ist Francis Allen, aber nennt ihn Frankie. Sonst wird er sauer. Und Frankie, nimm dich vor der da in Acht.« Sie zeigte auf mich. »Sie hat ein paar Schrauben locker.«
    Frankie war ein echter Schlägertyp, mindestens zwei Meter groß und mit Händen, in die locker der Mond passen würde. Er sah mich interessiert aus winzigen, kupferfarbenen Augen an. »Ein paar Schrauben locker, hm? Was bist du? Schizo?«
    »Manisch-depressiv«, erklärte ich ihm.
    Frankie wandte sich an Wyatt. »Und dir ist es egal, dass deine Freundin ein paar Schrauben locker hat?«
    Wyatt sah mich nicht einmal an. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Petra. »Sie ist nicht meine Freundin.«
    Jedes Wort war wie ein Peitschenhieb, jede Silbe riss mir die Haut auf.
    »Das ist clever«, sagte Frankie. »Feste Bindungen sind was für alte, verheiratete Leute. Pet weiß, dass ich nur an Sex interessiert bin.«
    Petra drückte ihren Typen liebevoll. »Du bist so ein Bastard.«
    »Mädchen sind wie die Eissorten bei Baskin-Robbins«, sagte Frankie, der sich in der Bastard-Rolle gefiel. »Du musst sie alle mal durchprobieren, bevor du deine Lieblingssorte kennst.«
    »Ich kenne Wyatts Lieblingssorte«, sagte Petra. »Schoko-Vanille mit Schuss , was, Hanna? O-oh. Frankie, schau sie dir an. Siehst du die kleinen Rauchwölkchen, die aus ihren Ohren kommen? Schnell, hol uns Milchkaffee! Damit sie sich abkühlen kann.«
    »Wir wollen nichts«, sagte Wyatt und zögerte nicht, für mich mitzusprechen.
    »Selbst schuld«, sagte Frankie. »Der Milchkaffee ist unterwegs, Süße.« Er rannte in den Laden.
    »Warum bist du so unhöflich?« Petra hüpfte die Stufen runter zu Wyatt. Sie wirkte wie eine Ballerina in ihren schwarzen Strumpfhosen und den flachen Schuhen. »Frankie arbeitet hier. Er kann uns mit Süßigkeiten versorgen.«
    »Wo hast du denn den Typen gefunden?«, regte sich Wyatt auf. »Unter einem Stein?«
    »Er macht doch nur Spaß«, sagte sie. Ihre Augen leuchteten schon bei dem Gedanken an ihn. »Frankie ist wirklich sehr niedlich.«
    »So niedlich wie Fußpilz. Warum gibst du nicht einfach zu, dass du nur versuchst, mich eifersüchtig zu machen?«
    Petra lachte ihm ins Gesicht.

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