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Bleib bei mir, Greg

Bleib bei mir, Greg

Titel: Bleib bei mir, Greg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Broadrick
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großen Kupferring, der an einer der Türen hing, gegen das Holz. Man hörte, wie innen das Echo widerhallte.
    Wie immer beeilte sich niemand, die Tür zu öffnen. Das war ein weiterer Trick von Tante Minnie. Sie hoffte stets, dass die Person an der Tür aufgeben und wieder fortgehen würde, wenn man sie nur lange genug warten ließ.
    Nachdem Fiona zum dritten Mal laut und lange geklopft hatte, hörte sie ein Murmeln auf der anderen Seite der Tür.
    „Ich komme ja schon, ich komme ja schon. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug.“
    Fiona erkannte die Stimme von Tante Minnies Haushälterin. Ohne Miss Becky würde Tante Minnie keinen Tag überleben. Eine Tatsache, die sie auch ohne Umschweife zugab.
    Becky öffnete die Tür, sah Fiona und zog sie sofort in ihre Arme. „Miss Fiona!
    Warum haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie kommen? Ich freue mich so, Sie zu sehen. Kommen Sie rein, Kind. Ihre Tante wird ganz aus dem Häuschen sein, wenn sie erfährt, dass Sie uns einen Besuch abstatten.“
    Fiona lächelte. „Das bezweifle ich nicht.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Übrigens Becky, ich habe noch jemanden mitgebracht.“
    Erst jetzt bemerkte Becky Greg, der die Frauen schweigend beobachtet hatte, und legte theatralisch die Hand auf ihr Herz. „Sagen Sie nur, Miss Fiona! Miss Minnie wird vor Freude sicherlich das Herz stehen bleiben.“ Sie wirbelte herum und rannte ins Haus.
    „Miss Minnie, Miss Minnie“, rief sie erregt. „Sie werden es nicht glauben! Miss Fiona hat einen Mann mitgebracht.
    Wir werden also doch bald eine Hochzeit feiern. Es wird ja auch langsam Zeit.
    Und er sieht wirklich gut aus. Warten Sie, bis Sie ihn gesehen haben.“
    Fiona hatte zuerst amüsiert, dann erstaunt und am Ende peinlich berührt den Worten der älteren Frau gelauscht. Sie wandte sich um und schaute Greg an, der ihren Blick gelassen erwiderte. Ihr entging jedoch weder das Aufblitzen seiner Augen noch das amüsierte Zucken seiner Mundwinkel. Sie dagegen wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.
    „Entschuldige, Greg“, begann sie hastig, wurde jedoch sofort von ihm unterbrochen.
    „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war nur ein Irrtum, den wir rasch aufklären können.“
    Sie straffte die Schultern. „Du hast Recht. Natürlich“, erwiderte sie und versuchte, sich gelassen zu geben. Am liebsten hätte sie Greg jetzt einen Moment allein gelassen und wäre zu ihrer Tante gelaufen, um den Irrtum aufzuklären. Aber das wäre schrecklich unhöflich gewesen, und das war sie nicht.
    Zumindest in der Regel nicht.
    Fiona betrat das Haus und spürte, wie Greg ihr folgte. Dann sah sie, dass ihre Tante bereits langsam auf sie zukam. Jeder Schritt schien ihr schwer zu fallen, also musste sie im Moment wieder mal besonders stark unter ihrer Arthritis leiden. Fiona kannte ihre Tante gut genug, um zu wissen, dass sie dann besonders schlecht gelaunt war. Nicht gerade ein gutes Omen für das, was Greg und sie vorhatten. Gleichzeitig fand Fiona die Szene auch irgendwie komisch.
    „Fiona!“ rief Minnie erfreut. Sie war eine hoch gewachsene, hagere Frau mit einer Haltung, um die jeder Soldat sie beneidet hätte. Sie umarmte Fiona, küsste sie auf beide Wangen und nahm dann den Mann in Augenschein, der hinter ihrer Nichte stand.
    „Ich glaube nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind“, richtete sie das Wort an Greg und hielt ihm die Hand mit solch aristokratischer Eleganz entgegen, dass er nicht wusste, ob sie einen Handkuss oder ein Händeschütteln erwartete.
    Fiona war die Situation unendlich peinlich. „Tante Minnie“, beeilte sie sich zu sagen, „ich würde dir gern…“
    „Ich nehme an, dass er für sich allein sprechen kann“, unterbrach Minnie sie scharf und stieß ungeduldig mit ihrem Stock auf den Boden.
    Greg nahm die Hand der alten Dame, hob sie mit einer Nonchalance, die Fiona überraschte, an seinen Mund und hauchte einen Kuss auf die schmale, mit Altersflecken übersäte Hand.
    „Mein Name ist Gregory Dumas, Miss MacDonald“, erklärte er höflich. „Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen.“
    Minnie entriss ihm die Hand, als ob sie sich verbrannt hätte. „Sie sind Amerikaner!“ Die alte Dame warf Fiona einen empörten Blick zu. „Was ist nur aus dieser Welt geworden. Es ist schon schlimm genug, dass du dich in die Einsamkeit zurückgezogen hast. Aber ich werde es nicht tolerieren, dass du nach Amerika ziehst. Hast du mich verstanden?“
    „Tante Minnie“, versuchte Fiona ihre Tante zu

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