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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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trifft sich gut, denn ich habe nichts mehr zu lesen. Alles, was ich im Renaissancezimmer finden konnte, habe ich schon durchgeschmökert.“
    „Warum haben Sie mir das denn nicht gesagt?“ .
    Gracila lachte. „Und wenn ich es Ihnen gesagt hätte, was hätten Sie dann getan? Millet beauftragt, dem Mädchen, das bei Ihnen wohnt, ein paar Bücher hinaufzubringen?“
    „Ich hätte sie Ihnen gern selbst gebracht“, sagte Lord Damien leise.
    „Obwohl Mrs. Hansell nebenan schläft? Das gäbe ein schönes Spektakel.“
    Lord Damien merkte, daß Gracila die Bemerkung rein wörtlich aufgefaßt hatte.
    Sie war so unschuldig und so rein, daß sie nicht einmal auf die Idee kam, er könne sie aus einem anderen Grund in ihrem Schlafzimmer besuchen wollen.
    „Gut“, sagte er. „Wir treffen uns also in der Bibliothek. Ich finde es allerdings nicht sonderlich schmeichelhaft, daß Sie lediglich wegen der Bücher in die Bibliothek kommen wollen. Ich hatte gehofft, daß ich etwas höher im Kurs stehe.“
    „Aber das tun Sie ja auch“, sagte Gracila sofort. „Sie müssen aber auch verstehen, daß mir die Abende endlos lang vorkommen, wenn ich nichts zu lesen habe.“
    „Und – schlau, wie ich bin, habe ich mir etwas einfallen lassen, um die langen Abende zu verkürzen. Wir treffen uns in der Bibliothek und verbringen die Abende zusammen.“
    „Das ist natürlich viel schöner als lesen“, sagte Gracila. „Sie müssen mir von Ihren Reisen und den vielen Städten erzählen, in denen Sie gelebt haben. Vielleicht gibt es in der Bibliothek ja auch Bildbände, wo Sie mir dies oder jenes zeigen können.“
    „Über Indien, das weiß ich zufällig, gibt es einen solchen Band. Er wird Sie bestimmt interessieren. Ich werde schauen, was sonst noch da ist.“
    „Ich freue mich jetzt schon auf diese Bücher. Ich finde es toll, wenn man sich die Dinge, von denen man erzählt bekommt, nicht vorstellen muß, sondern sie gleichzeitig sehen kann.“
    Lord Damien war bisher noch keiner Frau begegnet, die sich nicht nur für ihn persönlich interessierte, sondern auch für all das, was mit seinem Leben in Zusammenhang stand.
    In diesem Augenblick wurde es ihm bewußt, daß er Gracila nicht nur liebte, sondern daß sie Gefühle in ihm wachrief, die er noch nie für eine Frau empfunden hatte.
    Der Idealismus, den er verloren zu haben glaubte, war plötzlich wieder da, allerdings in viel tieferer, menschlicherer Form.
    Gracila ist wie eine Blume, dachte er, die man beschützen muß und keiner groben Berührung oder rauhen Winden aussetzen darf. Ihre Unschuld und ihre Reinheit faszinierten ihn, aber auch ihre unerweckte Weiblichkeit.
    Sein Blick lag auf ihren Lippen, und Gracila senkte errötend den Kopf, als habe sie seine Gedanken erraten.
    Lord Damien stand auf. „Wir sollten die Reste nicht liegenlassen. Falls zufällig jemand hier vorbeikommt, sieht es sonst so aus, als sei hier wer weiß wie geschlemmt worden.“
    „Für mich war es das beste Essen meines Lebens“ sagte Gracila.
    „Für mich auch“, entgegnete Lord Damien lächelnd.
    Er mußte daran denken, welche Unsummen er für seine berühmten Partys ausgegeben hatte, bei denen der Champagner in Strömen geflossen war und Delikatessen aus der ganzen Welt die verwöhnten Gaumen erfreut hatten.
    Und am Morgen danach das Kopfweh und der Kater …
    Wie er so hatte leben können, war ihm jetzt fast unbegreiflich.
    Und Gracila war es fast unbegreiflich, wie die Menschen so schlecht über Lord Damien reden konnten.
    Dieser blendend aussehende Mann faszinierte sie. Noch nie war sie einem Menschen begegnet, der auch die Gedanken verstand, die sie bisher nicht ausgesprochen hatte, weil sie gefürchtet hatte, nicht verstanden zu werden.
    Lord Damien hatte ihr nicht nur zugehört, er hatte ihr auch geholfen, sich über gewisse Dinge klar zu werden.
    Als sie sich hatten trennen müssen, war sie daher mit dem Gefühl zurückgeblieben, als habe sich ihr Geist erweitert, als sei sie von ihm in Höhen gehoben worden, die sie bisher noch nicht gekannt hatte.
    Bald sehe ich ihn wieder, dachte sie, als Mrs. Hansell nun hereinkam und die Vorhänge zurückzog.
    „Also, heute regnet es leider, Mylady“, sagte Mrs. Hansell. „Aber nach dem Gewitter von heute nacht war das zu erwarten.“
    „Es hat ein Gewitter gegeben?“ fragte Gracila erstaunt.
    „Und was für eines! Haben Sie es nicht gehört? Da haben Sie aber einen festen Schlaf, Mylady.“
    Gracila lächelte. Gestern noch wäre sie bei dem

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