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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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soll.“
    Etwa eine Stunde später wanderte Gracila glücklich durch den Park zum Bach hinunter.
    „Aber gehen Sie nicht zu weit in den Wald hinein, Mylady“, hatte Mrs. Hansell gesagt, ehe sie mit dem Picknickkorb bewaffnet das Haus verlassen hatte. „Mittags wird es jetzt schon sehr heiß, und man muß immer mit einem Gewitter rechnen.“
    „Falls es regnet, stelle ich mich schon irgendwo unter.
    Bitte, regen Sie sich nicht auf, wenn ich beim ersten Tropfen nicht schon zurück bin.“
    Mit beschwingten Schritten ging Gracila über die Wiesen und wäre vor Freude am liebsten auf und ab gehüpft.
    Ein Tag war aufregender und schöner gewesen als der andere. Gracila genoß jede Stunde, die sie mit Lord Damien Zusammensein konnte, und nachts träumte sie von ihm, wie sie auch diese Nacht von ihm geträumt hatte – einen Traum, bei dem sie herzlich hatte lachen müssen.
    Am Tag zuvor hatte nämlich ein Fisch angebissen, und Lord Damien hatte die Angelschnur mit einem Ruck aus dem Wasser gezogen und wollte sie sich mit Schwung über die Schulter werfen. Doch er hatte die überhängenden Zweige vergessen.
    Die Angelschnur hatte sich verfangen, der Fisch war ausgekommen und in den Bach zurückgefallen, und Gracila hatte gelacht und gelacht, bis Lord Damien schließlich mitgelacht hatte.
    „Wie können Sie es wagen, mich auszulachen!“ rief er schließlich.
    „Sie können sich nicht vorstellen, wie komisch Sie ausgesehen haben.“
    Und dann hatten sie beide wieder gelacht, einfach, weil sie ausgelassen und glücklich waren.
    Danach hatte Lord Damien mehr Angelglück. Er fing zwei Forellen, schürte am Rand des Baches ein Feuer und briet die Fische. Die Haut war etwas verbrannt, aber Gracila glaubte, nie etwas Köstlicheres gegessen zu haben.
    Es war ein lukullisches Mahl. Lord Damien hatte von Mrs. Bates herzhafte Sandwiches mitbekommen, Gracila Teekuchen, Obst, ein Töpfchen mit Pudding und frisch gepreßten Orangensaft.
    Sie teilten alles, auch die Flasche Wein, die Lord Damien aus seiner Satteltasche gezogen hatte.
    Er konnte Gracila sogar dazu überreden, nach dem Essen einen winzigen Schluck Kognak aus seinem Flachmann zu trinken. Den Kognak, erzählte er, hatte schon sein Großvater eingelagert.
    Geschmeckt hatte ihr der Kognak nicht, aber sie ließ es sich nicht anmerken.
    Ehe er einen Schluck zu sich nahm, hob er den Flachmann in die Höhe.
    „Auf Ihr Lachen und Ihre Augen“, sagte er.
    Sie wurde rot und wich seinem Blick aus.
    Danach schwiegen sie, und dieses Schweigen war ihr irgendwie peinlich, um so mehr, als sie spürte, daß mit ihrem Herzen etwas geschehen war.
    Den ganzen Nachmittag über traten Schweigepausen ein, und Gracila hatte das Gefühl, als sei die Sonne goldener denn je.
    „Ich habe mir überlegt“, sagte Lord Damien, ehe sie sich trennen mußten, „was wir machen sollen, wenn es einmal regnet und wir das Haus nicht verlassen können.“
    „Daran habe ich auch schon gedacht“, entgegnete Gracila.
    „Haben Sie einen Vorschlag, wie wir uns trotzdem sehen könnten?“
    Gracila schüttelte den Kopf. „Mrs. Hansell läßt mich bestimmt nicht weg, wenn das Wetter schlecht ist. Auch nicht, wenn ich sage, daß ich mich in den kleinen Pavillon setzen und lesen will.“
    „Dann werde wohl ich Ihnen einen Vorschlag machen müssen“, sagte Lord Damien.
    „Es hätte mir eigentlich schon viel früher einfallen müssen“, fuhr er fort. „Allerdings ist es bisher zum Glück nicht nötig gewesen.“
    „Was hätte Ihnen früher einfallen müssen?“ fragte Gracila.
    „Daß man den Westflügel erreichen kann, ohne gesehen zu werden.“
    „Meinen Sie über die Balustrade oberhalb der Eingangshalle?“ fragte Gracila. „Da riskiert man aber doch, einem Diener zu begegnen.“
    Lord Damien lächelte. „Eben nicht. Ich spreche nicht von der Balustrade.“
    „Sondern?“
    „Vom obersten Stockwerk.“
    Gracila hob erstaunt die Brauen. „Daran habe ich nie gedacht.“
    „Ich habe es gestern abend nach dem Essen ausgekundschaftet“, erzählte Lord Damien. „Da droben ist es zwar etwas staubig, aber man geht quer durch das ganze Haus, an den ehemaligen Dienstbotenkammern vorbei, und steigt auf der anderen Seite, also am Ende des Westflügels, die Treppe wieder hinunter.“
    „Ich weiß genau, wo diese Treppe ist“, sagte Gracila. „Gleich neben der Bibliothek.“
    „Genau. Und dort treffen wir uns dann.“
    „In der Bibliothek?“
    „Ja. Dort warte ich auf Sie.“
    „Phantastisch! Das

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