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Bleib cool Samantha

Titel: Bleib cool Samantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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ich mir jemanden gesucht, der nicht so launisch ist. Und so klettig. Wenn ich mehr Erfahrung gehabt hätte, hätte ich mir jemanden gesucht, der mehr so ist wie…«
    Ich starrte sie an. »Wie wer?«
    »Ach niemand«, sagte Lucy schnell. »Vergiss es.«
    »Nein, jetzt sag schon«, drängte ich sie. »Wie wer? Mir kannst du’s sagen, Lucy. Ich will es wissen. Und ich sag es auch nicht weiter.«
    David, dachte ich. Sie sagt jetzt bestimmt gleich David. Natürlich wünscht sie sich einen Freund wie David. David hat sich Proll-Namen für uns ausgedacht. Lucy und Jack hatten nie Proll-Namen füreinander.
    Und sie weiß, dass David mich nie anruft, um nachzuprüfen, ob ich nicht vielleicht gerade was mit einem anderen Jungen mache, sondern weil es ihn wirklich interessiert, wie es mir geht, und weil er wissen will, wie mein Tag war.
    Und sie kriegt mit, dass David mich immer bis zur Tür begleitet, wenn wir zusammen weg waren. Okay, das ist manchmal die einzige Gelegenheit, die wir haben, um uns in Ruhe zu küssen, und es kann natürlich sein, dass ihn das auch ein bisschen motiviert.
    Aber das ist egal. Das weiß Lucy ja nicht. Jack hat sie nie bis zur Tür begleitet.
    Sie wünscht sich einen Freund, der mehr so ist wie mein Freund. Ganz klar.
    Und das kann ich gut verstehen. O Gott, wenn ich so darüber nachdenke, muss ich sagen, dass David echt der beste, tollste Freund ist, den man sich nur wünschen kann.
    Wieso behandle ich ihn dann so mies?
    »Na ja, weil er…« Es hörte sich fast so an, als würde Lucy schluchzen. »Er ist so… so unglaublich intelligent.«
    Arme Lucy. Klar, David ist wirklich viel intelligenter als Jack. Das lässt sich nicht leugnen. Natürlich ist Jack ein talentierter Künstler, aber deswegen ist er noch lange nicht intelligent. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er einmal behauptet hat, Picasso hätte den Fauvismus begründet. Das hat er ernst gemeint.
    »Ja«, sagte ich mitfühlend. »Ja, das ist er echt.«
    »Ich meine, irgendwie macht es einen Mann voll attraktiv, wenn er so viel weiß… na ja, wenn er alles weiß.« Lucy klang jetzt wirklich so, als würde sie gleich wieder in Tränen ausbrechen. »Jack denkt bloß, dass er alles weiß.«
    »Ja«, sagte ich wieder, und Lucy tat mir total leid. Wenn David doch nur einen Bruder hätte. »Stimmt, das denkt er echt.«
    »Die ganze Zeit hat er davon geredet, dass er ein Rebell ist… aber was ist man denn bitte für ein Rebell, wenn einem die Eltern alles bezahlen?«
    »Stimmt«, sagte ich. »Das stimmt echt.«
    »Jack war im Grunde nur ein Blender«, sagte Lucy mit tränenfeuchten Augen.
    »Stimmt«, sagte ich. David dagegen würde niemand für einen Blender halten. Er ist immer voll und ganz der, der er ist, und niemand sonst. »War er wirklich.«
    »Ich will aber nicht mit einem Blender zusammen sein«, sagte Lucy heftig. »Ich will jemanden haben, der echt ist. Einen echten Mann.«
    Wie David. Natürlich wünschte sie sich jemanden wie David.
    »Du wirst ihn finden«, tröstete ich sie. »Eines Tages.«
    »Ich habe ihn schon gefunden.«
    »Warte mal?«, rief ich. »Was?«
    »Ich habe ihn schon gefunden«, schniefte sie. »A-aber er wi-hill mich nicht!«
    Dann schluchzte sie hemmungslos und vergrub ihren Kopf in meinem Schoß.
    »Moment mal.« Ich starrte fassungslos auf den rotgoldenen, seidenweichen Wasserfall aus glänzenden Haaren herab, der sich in meinen Schoß ergoss. »Du hast ihn schon gefunden? Wo?«
    »In der Schu-hule«, heulte Lucy.
    Und obwohl ich im tiefsten Inneren natürlich gewusst hatte, dass sie nicht von David sprach, empfand ich doch so etwas wie Erleichterung darüber, dass es nicht mein Freund war, nach dem sie sich verzehrte.
    »Aber das ist doch super, Lucy«, sagte ich, obwohl ich immer noch leicht verwirrt war. »Ich meine, dass du so schnell einen anderen gefunden hast…«
    »Hörst du mir denn gar nicht zu?« Lucy setzte sich plötzlich kerzengerade auf und blitzte mich mit rot geweinten Augen wütend an. »Ich habe doch gesagt, dass er mich nicht will!«
    »Er will dich nicht?« Ich sah sie mit großen Augen an. »Aber warum nicht? Hat er schon eine Freundin?«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Jedenfalls nicht dass ich wüsste.«
    »Heißt das, er ist… ich meine, ist er schwul?« Das war nämlich der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte, warum ein Junge nichts von meiner Schwester wollen könnte, falls er nicht – wie David – bereits eine andere liebte.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.

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