Bleib cool Samantha
wir machen sollen, falls das mit dem Neinsagen nicht funktioniert. In Ländern, in denen Eltern mit ihren Kindern offen über Sex und Verhütungsmittel sprechen und in denen Jugendlichen beigebracht wird, dass sie sich für ihre Sexualität nicht schämen müssen, liegen die Zahlen für Teenagerschwangerschaften und Geschlechtskrankheiten viel niedriger als…«
»Ich verstehe deine Besorgnis, Samantha«, unterbrach mich der Präsident und lächelte etwas gezwungen. »Aber ich rede ja nicht von deiner Familie oder den Familien, in denen deine Mitschüler an dieser fantastischen Schule aufwachsen. Ich rede von Familien, die nicht so privilegiert sind wie eure…«
Ich traute meinen Ohren nicht. Was wollte er damit sagen? Dass Eltern, die in Cleveland Park und anderen Nobelvororten wohnten, von Natur aus keine schlechten Eltern sein konnten, dass die Jugendlichen hier keinen Sex hatten?
»Ich spreche von Familien, in denen Kindern nicht die Moralvorstellungen beigebracht werden, die deine Eltern dir vermittelt haben«, fuhr der Präsident fort. »Du und deine Freunde hier an der Adams Highschool – ihr seid Paradebeispiele für die Art von Jugendlichen, die unsere Nation braucht. Junge Menschen, die feste Moralvorstellungen haben, die sich für die Ideale, an die sie glauben, einsetzen, die Nein sagen zu Drogen und Sex…«
»Dann gebe ich also ein schlechtes Beispiel ab«, rief ich wütend, »weil ich zum Sex nicht Nein gesagt habe? Wollen Sie das damit sagen?«
Eine Sekunde lang herrschte gespenstische Stille, während alle – einschließlich mir selbst – verarbeiteten, was ich gerade gesagt hatte.
Als die Erkenntnis, dass ich gerade per MTV der gesamten Nation verkündet hatte, ich hätte mit meinem Freund geschlafen (auch wenn es gar nicht stimmte), in mein Großhirn eingesickert war, hatte ich nur noch den Wunsch, der Boden der Turnhalle würde sich öffnen und mich verschlingen.
Leider tat er das nicht.
»O Gott«, hörte ich die Stimme meiner Mutter in der plötzlichen Stille, die das Publikum erfasst hatte. Und kurz darauf hörte ich noch ein »O Gott«, diesmal von Davids Mutter.
Und dann erwachte Random Alvarez aus dem Schlummer, in den er anscheinend gefallen war, während der Präsident und ich geredet hatten, und sagte in die Kamera: »Okay, nach einer kurzen Werbepause sind wir gleich wieder zurück!«
D ie zehn wichtigsten Gründe, weshalb ihr es euch vielleicht zweimal überlegen solltet, falls ihr irgendwann mal die Gelegenheit habt, das Leben des Präsidenten zu retten:
10. Egal wo ihr hingeht – ihr werdet immer und überall von Leuten wie den Johnsons belästigt.
9. Möglicherweise werdet ihr in die größte Talkshow des Landes eingeladen und lehnt millionenmal ab, überlegt es euch dann aber doch anders, weil ihr findet, dass das eine gute Gelegenheit wäre, auf das Problem der Kindersklaverei hinzuweisen (die es wirklich gibt – sogar in Amerika). Tja, und dann heult ihr die ganze Sendung hindurch, weil die Moderatorin das Gespräch auf Mewsie bringt, die kleine Katze, die ihr als Zehnjährige hattet und die an Katzenleukämie gestorben ist.
8. In der Videothek, in der ihr arbeiten müsst, um Geld für eure Zeichenkohle zu verdienen, fragen euch ständig Leute, die »Men in Black II« zurückgeben, ob ihr ihnen die Wahrheit über Area 51 und die Außerirdischen sagen könntet, weil ihr doch so einen guten Draht zum Weißen Haus hättet.
7. Ihr müsst quasi eure gesamte Freizeit im Weißen Haus verbringen und dort für irgendwelche Fans Fotos von euch signieren.
6. Bildet euch bloß nicht ein, dass ihr jemals wieder bei McDonalds essen könntet. Ihr werdet sofort von lauter Wildfremden belagert und kommt gar nicht dazu, in euren Hamburger zu beißen.
5. Alle, die euch kennen, werden euch bitten, ihnen Autogramme vom Präsidenten zu besorgen.
4. Ihr werdet feststellen, dass eure Mahnschreiben der Stadtbibliothek, in denen ihr an längst überfällige Bücher erinnert werdet und die ihr weggeworfen habt, plötzlich bei eBay zu ersteigern sind, weil alle ein Stück von euch besitzen wollen.
3. Möglicherweise verliebt ihr euch in den Sohn des Präsidenten und kommt mit ihm zusammen.
2. Das bringt euch in eine peinliche Situation, wenn der Präsident euch bittet, bei seiner Kampagne »Rückkehr zur Familie« mitzumachen. Ihr könnt nämlich nicht ablehnen.
Aber der Hauptgrund, warum ihr es euch vielleicht zweimal überlegen solltet, ob ihr dem Präsidenten wirklich das Leben
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