Bleib doch für immer!
ihm“, befahl sie Eric.
Er warf ihr einen Blick zu, der ihr zu sagen schien, dass dies nur eine Sache zwischen zwei Männern war und sie sich gefälligst heraushalten sollte.
Gavin griff nach seiner Jacke und ging zur Tür, wo Eric bereits auf ihn wartete.
„Wie lange werdet ihr denn unterwegs sein?“, fragte Becca, die den beiden gefolgt war. Jetzt klang sie doch besorgt.
„So lange wie nötig“, entgegnete Eric.
„Ist schon okay.“ Beschwichtigend streichelte Gavin ihr über den Arm. „Du kannst ja inzwischen herauszufinden versuchen, wie ernst es deinen Brüdern wirklich damit ist, hierher zu ziehen. Sie haben ja wohl einige Frauen kennengelernt.“ Er öffnete die Tür und ließ Eric den Vortritt.
Eine Weile liefen die beiden Männer schweigend nebeneinander her. Es war der erste Sonntagmorgen, den Gavin in Sacramento verbrachte. Auf den Straßen herrschte nicht viel Verkehr, und die Luft war angenehm mild.
„Ich habe letzte Nacht ein paar Erkundigungen über dich eingezogen“, begann Eric schließlich.
„Das überrascht mich nicht.“ Gavin fragte sich sogar, warum Becca das nicht längst auch schon getan hatte. Dann hätte sie ihm bestimmt eine Menge Fragen gestellt.
„Ich hätte es schon früher getan“, erklärte Eric. „Aber ich kannte deinen Familiennamen nicht. Sie hat von dir immer nur als ‚Doc‘ geredet.“
Er klang vorwurfsvoll. „Da haben wir nie drüber gesprochen“, entschuldigte Gavin sich. „Ich wusste nicht, dass sie ein so großes Geheimnis daraus gemacht hat, Eric. Wahrscheinlich hatte sie ihre Gründe.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, welche das gewesen sein sollen. Du hast eine gut gehende Gemeinschaftspraxis mit drei anderen Gynäkologen. So etwas erzählt man doch gern weiter.“
Jetzt wusste Beccas Bruder bereits etwas, von dem sie noch keine Ahnung hatte. Worauf würde das alles hinauslaufen? Wie viele Lügen würde er noch erzählen müssen? „Vielleicht wollte sie dich überraschen, und wir sollten uns erst besser kennenlernen.“
Sie bogen um eine Ecke. Ihre Schritte wurden ausholender, und ihr Tempo stieg mit der wachsenden Anspannung.
„Mich überraschen? In der Tat habe ich eine Menge herausgefunden, was mich überrascht hat, Gavin.“
Gavin wappnete sich für das, was jetzt kommen würde. „Zum Beispiel?“
„Dass du gar nicht bei ‚Ärzte ohne Grenzen‘ registriert bist.“
„Nein.“
„Becca hat aber andauernd erzählt, dass du oft im Ausland bist – sogar die meiste Zeit. Deshalb konnten wir dich ja nicht früher kennenlernen. Das war angeblich auch der Grund für die überstürzte Hochzeit. Sie hat gesagt, du würdest in ein ziemlich gefährliches Land gehen.“
„Ich denke, sie wollte euch bloß ein bisschen hinhalten.“ Sie liefen durch den Schatten zweier Hochhäuser. Die Temperatur fiel sofort um einige Grade.
„Warum sollte sie das tun?“
Gavin blickte ihm direkt ins Gesicht. Eric sah immer noch sehr schlecht aus. Aber er würde jetzt wohl kaum über sein Befinden reden wollen.
„Sie fühlte sich von dir und deinen Brüdern unter Druck gesetzt“, erklärte Gavin. „Offenbar geht das schon seit Jahren so. Ihr habt andauernd versucht, sie mit Männern bekannt zu machen, obwohl sie es überhaupt nicht wollte. Ihr habt sie nicht wie einen erwachsenen Menschen behandelt, sondern wie eure kleine Schwester.“ Er machte eine kurze Pause.
„Ich verstehe das – ich habe selbst zwei jüngere Schwestern –, aber irgendwann hatte sie keine Lust mehr darauf. Ich glaube, sie wollte uns einfach mehr Zeit lassen, um zu sehen, wohin es mit uns führen würde. Deshalb hat sie euch all diese Dinge erzählt, damit wir uns nicht überstürzt kennenlernten.“
Eric sah ihn verwirrt an. „Das erstaunt mich jetzt aber, Gavin. Wir wollten sie nur beschützen. Wir hatten schließlich keine Eltern mehr, die das tun konnten.“
„Beschützen heißt aber nicht ersticken. Genauso hat sie es nämlich empfunden. Becca ist dreißig Jahre alt und hat einen College-Abschluss. Sie ist eine diplomierte Betriebswirtin, Geschäftsführerin eines erfolgreichen Unternehmens und eine knallharte Verhandlungsführerin. Ihre Partner sind gewiefte Geschäftsleute. Eure Schwester schlägt sich wunderbar. Ihr solltet euch einmal überlegen, was mittlerweile aus ihr geworden ist – und euch ein bisschen aus ihrem Leben zurückhalten.“
„Zurückhalten? Wir haben versucht, sie zu retten.“
„Zu retten? Vor was denn? Ich fürchte, ich verstehe
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