Bleib doch für immer!
dich nicht.“
Eric fuhr sich durchs Haar. „Becca fährt immer auf der Überholspur und hetzt durchs Leben. Sie will unbedingt erfolgreich sein. Wir haben uns überlegt, dass sie mit dem richtigen Mann alles etwas lockerer angehen lässt. Wir befürchteten, dass sie geradewegs auf einen Burn-out zusteuert. Das wollten wir auf jeden Fall vermeiden. Wenn du das als unwillkommenes Einmischen bezeichnest – okay, dann sind wir eben so.“
„Nun, diese Befürchtung habe ich auch gehabt“, gab Gavin zu. Das also war der Grund. Becca hatte die Absicht ihrer Brüder falsch verstanden. Es ging nicht darum, sie mit einem Mann zu verkuppeln. Sie machten sich Sorgen um ihre Gesundheit. Sie hatten Angst um sie.
Schweigend schaute Eric sich um. Sie bogen um eine weitere Ecke. Jetzt waren sie fast schon wieder auf dem Rückweg. Die Hälfte des Gesprächs war vorbei.
„Was hat es mit der Anklage wegen eines ärztlichen Kunstfehlers auf sich?“, wollte Eric nun wissen. Offenbar hatte er das Gefühl, genug über Beccas Gesundheit geredet zu haben.
„Ich wurde freigesprochen. Mich traf keine Schuld.“ Ich habe getan, was ich tun musste, um zwei Menschenleben zu retten. Und jetzt müssen alle mit den Konsequenzen leben.
„Warum lebst du mit Becca hier? Dein Zuhause ist doch in San Francisco.“
„Nachdem die Verhandlung vor ein paar Wochen zu Ende war, habe ich beschlossen, eine Auszeit zu nehmen. Ich hatte eine ziemlich schlimme Zeit hinter mir. Außerdem hatte ich praktisch rund um die Uhr gearbeitet. Ich brauchte unbedingt eine Pause.“
„Und danach? Was passiert dann? Du wohnst dort, und sie bleibt hier?“
„Das ist eine Möglichkeit.“ Gavin war froh, dass Eric nicht weiter nach dem Prozess fragte. Wenn er mit jemandem darüber reden wollte, dann nur mit Becca. Er nahm sich vor, auf jeden Fall mit ihr darüber zu sprechen – egal, wie das Treffen mit ihren Brüdern ausgehen würde. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Das war er ihr schuldig.
„Eine Wochenendbeziehung. Sehr modern.“ Eric gab sich keine Mühe, seinen Sarkasmus zu verbergen. „Nicht ganz einfach, sich unter diesen Umständen um Nachwuchs zu kümmern. Aber was das angeht, kennst du dich ja bestens aus, oder?“
„Alles, was du sagst, klingt irgendwie nach einer Anschuldigung. Warum?“
„Weil wir hier über meine Schwester reden. Es gibt für mich keinen wichtigeren Menschen auf der Welt. Ich möchte nicht, dass sie verletzt wird.“
Und deine Schwester möchte keine Kinder. „Das kann niemand garantieren.“
„Ich weiß.“ Seine Stimme klang ganz rau.
Sie bogen um eine weitere Ecke.
Wir haben’s bald geschafft, dachte Gavin. Das Gespräch wäre bald beendet.
„Da gibt es noch etwas, das mich stört“, fing Eric wieder an.
Gavin wartete.
„Ich habe gehört, dass du ein hübsches Haus in San Francisco hast … aber eine Wohngemeinschaft? Stimmt das, Gavin? Ich meine, in deinem Alter und mit deinem Beruf?“
Gavin hatte allmählich genug von der Schnüffelei in seinem Privatleben. Schließlich war er mit der Schwester dieses Mannes nicht verheiratet. Er war ein Ehemann auf Zeit – eigens für diese Rolle engagiert und bezahlt. Wenigstens dieses Mal brauchte er nicht zu lügen.
„Das Haus war die beste Investition, die ich jemals gemacht habe. Ich habe es gekauft, um mir mit den Mieteinnahmen mein praktisches Jahr zu finanzieren. Ja, es gibt einige Mieter – wenn du das als Wohngemeinschaft bezeichnen willst. Es sind alles Ärzte. Wir alle haben sehr viel gearbeitet und uns kaum gesehen. Zwei Mitbewohner sind inzwischen ausgezogen, und der letzte wird im nächsten Monat heiraten. Dann gehört das Haus mir allein. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, genau das Richtige getan zu haben.“
Gavin schwieg. Allmählich hatte er genug von dieser Unterhaltung. Mehr konnte und wollte er Eric nicht erzählen. Andernfalls wäre er Becca womöglich in den Rücken gefallen.
„Entschuldige bitte“, antwortete Eric. „Da war ich wohl etwas zu voreilig. Das ist eine meiner schlechten Gewohnheiten.“
Gavin zuckte mit den Schultern, blieb aber stumm.
„Sieh mal.“ Eric klang jetzt versöhnlicher. „Seit ich hier bin, habe ich euch beide sehr genau beobachtet. Was ich gesehen habe, gefällt mir. Du tust ihr gut, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ihre Wohnung ist auf Vordermann gebracht und, was noch wichtiger ist, sie ist glücklich. Es ist nicht zu übersehen, wie sehr sie dich liebt – und du sie.“
Gavin
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