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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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„Bist du denn meine Freundin gewesen?“
    „Ja, das war und das bin ich! Jeden Augenblick!“
    Amadeus kreuzte die Beine und lehnte sich elegant gegen den Pfosten der Treppe, die nach unten führte. „Du hast mich verraten“, sagte er kalt.

    „Das ist nicht wahr!“
    „Du hast einen Geisterbanner ins Haus gebracht.“
    „Aber ich wollte dich nicht“...Monika unterbrach sich. „Woher weißt du überhaupt, daß er Geister bannen kann?“
    „Für so etwas habe ich eine Nase“, erklärte Amadeus hochmütig.
    „Aber du sagst doch immer, du bist kein Gespenst, sondern ein ganz normaler Junge... nur daß du kein Fleisch und kein Blut hast, nicht essen, trinken oder schlafen mußt und seit zweihundert Jahren zwölf geblieben bist...“
    „Sehr richtig“, behauptete Amadeus ungerührt.
    „Aber wie kannst du dann Angst vor einem Geisterbanner haben?“
    „Angst?! Fi donc! Wer spricht von Angst? Je n’ais pas peur! Aber diesen Kerl ins Haus zu holen... c’etait un affront!“
    „Jetzt hör mir mal gut zu, Amadeus! Ich schwöre es dir! Ich wollte dich gar nicht bannen lassen. Ich wollte nur wissen, wer du wirklich bist.“
    „Habe ich dir das nicht oft genug erzählt? Mußtest du da einen Fremden fragen?“
    „Ich bin in Sorge um dich, Amadeus!“
    „In Sorge? Pourquoi?“
    „Du hast mir doch einmal erzählt... erinnere dich... daß du ins Wasser gefallen und ertrunken bist, als deine Schwestern mit dem Kahn auf dem Seerosenteich geschaukelt haben
    Amadeus wurde ein bißchen unsicher. ,Ja“, sagte er trotzdem, „ja, so war’s.“
    „Wenn aber normale Menschen ertrinken, sind sie tot. Verstehst du? Tot. Tot wie ein Türstock.“
    Amadeus streichelte sich selbstzufrieden das Kinn. „Eh bien... ich bin eben ein ungewöhnlicher Mensch.“
    Monika seufzte. „Das kann man wohl sagen. Aber verstehst du denn nicht, warum ich mir trotzdem Sorgen um dich mache?“
    „Nein.“
    „Hm, wie soll ich dir das erklären. Sieh mal, tot ist nicht einfach tot.“
    „Eben hast du noch gesagt... wenn man gestorben ist, ist man tot wie ein Türstock.“
    „Ja, schon. Aber unser Relixlehrer... unser Religionslehrer sagt, nur der Körper ist tot, er verwest und wird von den Würmern gefressen
    „Fi donc!“ rief Amadeus entsetzt und hielt sich die Nase zu. „Ein Mensch ist aber nicht nur Körper“, fuhr Monika fort, „er hat auch eine Seele... eine unsterbliche Seele.“
    „Genau wie ich?“
    „Nein, eben nicht wie du. Die menschliche Seele kommt nach dem Tod in den Himmel.“
    „Sie kann fliegen?“ fragte Amadeus beeindruckt. „Wie hoch? Ich komme bis fast an die Wolken.“
    „Du darfst das nicht so wörtlich verstehen, Amadeus. Der Himmel... das ist nicht der Himmel, den man von hier aus sehen kann..., sondern der Himmel, das ist das Reich Gottes. Und in dieses Reich Gottes kommen die Seelen der Verstorbenen.“
    Amadeus legte die Stirn in Falten. „Bist du sicher?“
    „Unser Relixlehrer hat es uns so erzählt, und er ist ein sehr kluger und ehrlicher Mann.“
    „Das Reich Gottes“, wiederholte Amadeus nachdenklich und legte sich die Fingerspitze an die Nase, „wie sieht es denn da aus?“
    „Auf alle Fälle schön. Aber genau kann dir das niemand sagen, weil ja niemand von dort wieder zurückgekehrt ist.“
    „Schade, wie?“
    „Ja, sehr schade. Alle Menschen möchten es wissen.“
    „Und was tun die Seelen dort?“
    „Sie dürfen Gottes Herrlichkeit schauen.“
    „Und sonst?“
    „Sind sie ganz befreit und glücklich... und sie stimmen ein in den Jubel der himmlischen Chöre.“
    „Sie singen?“
    „Ja, so heißt’s. Sie musizieren.“
    „Dann tun sie mir leid!“ erklärte Amadeus mit Entschiedenheit. „Für Musik habe ich nie etwas übrig gehabt. Als ich noch ein Junge war... ein Junge von Fleisch und Blut, meine ich... da hatten wir ein Spinett! Weißt du, was das ist?“
    „Was die Leute früher statt einem Klavier hatten“, erklärte Monika, „klingt nur anders, dünner, nicht?“
    „Ich habe noch nie ein Klavier gesehen“, mußte Amadeus zugeben, „jedenfalls, ein Spinett ist ein Musikinstrument mit weißen und schwarzen Tasten...“
    „Wie ein Klavier!“ warf Monika dazwischen.
    „...und wenn man auf sie drückt, entstehen Töne. Alle meine Schwestern spielten Spinett. Sie hatten eine Lehrerin, Madame Bertier, das war so eine Hagere, Dürre mit einer langen Nase. Sie war gar nicht charmant... gar nicht nett. Ich sollte es auch bei ihr lernen... das Musizieren auf dem

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