Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Lungen fühlen sich an, als wollten sie zerspringen.
Charlotte kichert, und als ich wieder Luft bekomme, kichere ich auch. Jetzt lachen wir beide so hysterisch, dass die Leute sich die Köpfe nach uns verdrehen, als hätten wir halluzinogene Drogen genommen.
»Wie geht es dir denn im Moment, Evie?«, fragt sie, als ich endlich ein geruhsameres Programm auf dem Laufband gefunden habe.
»Du meinst abgesehen davon, dass ich mich beinahe auf einem Fitnessgerät umgebracht hätte?«, grinse ich.
»Du weißt schon, was ich meine.«
»Ach, ganz gut. Alles in Ordnung. Bisschen nervös wegen der Story, aber sonst alles gut.«
Ich weiß ganz genau, dass sie nicht von dem Artikel spricht. Und offen gestanden ist mein Bammel davorauch wenn sich mein Magen anfühlt wie eine Waschmaschinentrommel – nichts gegen meine Gefühle wegen Jack.
Trotzdem überrascht mich ihre Frage etwas, weil die Leute mich nicht mehr nach Jack fragen. Ich vermute mal, drei Wochen nach der Trennung ist das nicht mehr aktuell. Zudem habe ich mit niemandem je offen darüber gesprochen. Ich habe immer nur etwas in der Art gesagt wie zu Charlotte jetzt. Mir geht es gut. Könnte nicht besser sein. Alles bestens. Ehrlich, es geht mir sehr, sehr gut.
»Wenn das stimmt, dann freut mich das«, gibt Charlotte zurück. Aber sie wirkt nicht überzeugt.
»Warum siehst du mich an, als würdest du mir nicht glauben?«
Sie schaltet auf ein langsameres Tempo.
»Wir wissen doch alle, wie sehr du ihn mochtest«, sagt sie.
»Du willst sagen, ich bin eine schlechte Schauspielerin.«
»Natürlich nicht«, sagt sie. »Die Leute wissen einfach nicht, wie das ist, in jemanden verliebt zu sein, der das nicht erwidert.«
»Meine Güte«, keuche ich, »große Worte. Was ist denn los?«
»Nichts, das ist eben so, Evie«, beharrt sie, und plötzlich fällt mir auf, dass sie unglücklich aussieht.
»Was hast du denn?«, will ich wissen. »Ich dachte, ich hätte momentan ein Monopol auf heulendes Elend.«
»Ach, gar nichts.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich kriege nur meine Tage. Zurzeit rege ich mich über die winzigsten Dinge auf.«
»Das muss aber schlimm sein, wenn das mich einschließt. Komm, sollen wir was trinken gehen?«
»Zu einer Cola light sage ich nie nein«, willigt sie ein.
Manchmal vergesse ich, wie verblüffend Charlottes Verwandlung war. Aber wenn sie ein bisschen Make-up auflegt und sich eine Jeans überzieht – die jetzt schmale Passform hat statt gar keiner Passform -, fällt mir wieder auf, wie viel sie geschafft hat.
Im Pub bestellen wir uns etwas zu trinken und unterhalten uns den gesamten restlichen Abend, vorwiegend über meinen Artikel. Es tut gut, etwas von meiner Anspannung loszuwerden. Dann, als die letzte Runde ausgerufen wird, kommt Charlotte auf das Thema, das ich gemieden habe.
»Warst du in Jack verliebt?«, fragt sie ohne Vorwarnung.
Ich hole tief Luft.
»Wenn ich das mir selbst gegenüber eingestehen würde, dann wäre ich wirklich ein hoffnungsloser Fall, oder?«
»Wie meinst du das?«
»Na ja«, erkläre ich, »wenn der einzige Mann, in den ich mich jemals verliebt hätte, mich nicht wollte … das wäre doch tragisch.«
»Hmmm.«
»Außerdem ist es gerade mit Seb ganz nett«, ergänze ich.
»Nett?«, wiederholt sie, und ich muss feststellen, dass ich ungefähr so überzeugend wirke wie der Strafverteidiger von Jack the Ripper.
»Mir ist wohl eines klar geworden«, sage ich. »Manchmal – egal wie sehr man jemanden mag, egal wie sehr man jemanden liebt, egal wie verzweifelt man jemanden will … manchmal kann man ihn einfach nicht haben. Es tut wahnsinnig weh. Aber manchmal kann man jemanden einfach nicht haben.«
Ich hebe den Kopf und sehe, dass Charlotte sich die Augen wischt.
Dann fällt mir etwas ein: Bei der Hochzeit meiner Mutter erwähnte sie etwas von einem Kuss. Der Sache bin ich immer noch nicht auf den Grund gekommen.
Gerade will ich es ansprechen, als der Wirt an unseren Tisch kommt.
»Habt ihr zwei kein Zuhause?«, grummelt er.
Ich blicke mich um. Außer einem deutschen Schäferhund, der am anderen Ende der Theke eine Tüte Zwiebel-Käse-Chips verputzt, sind wir die letzten Gäste im ganzen Pub.
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Nachrichtenredaktion des Daily Echo , Freitag, 29. Juni
D IE SEKRETÄRIN des Herausgebers hat mir mitgeteilt, mich am folgenden Tag unmittelbar, nachdem die erste Ausgabe der Zeitung um elf Uhr vormittags aus dem Pressesaal nach oben gebracht wurde, bei ihm zu melden. Als ich anklopfe,
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