Bleib für immer!: Roman (German Edition)
nein«, lacht er, »zumindest haben sie mich bisher nicht erwischt.«
»Warum haben wir dann über dich berichtet?«
»Ich arbeite für eine Entwicklungshilfeorganisation namens Future for Africa «, erklärt er. »Wir schaffen nachhaltige Projekte in der Dritten Welt, Hilfe zur Selbsthilfe, und betreiben außerdem einige Flüchtlingslager. Deine Zeitung hat vor gut einem Jahr einen fantastischen Artikel über uns gebracht. Eine ganze Doppelseite. Zu der Zeit hatten wir große Schwierigkeiten, und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr uns das geholfen hat. Die Werbung war für uns unbezahlbar.«
Ich weiß nicht, warum, aber das erstaunt mich. Der einzige Mann mit sozialem Gewissen, mit dem Valentina jemals auch nur annähernd eine Beziehung hatte, war ein Pfarrer in Ausbildung, den sie in ihrem zweiten Jahr an der Uni zu verführen versuchte.
Und als wir beide ins Gespräch kommen, beim schummrigen Schein eines einzelnen Teelichts und mit der Tanzfläche scheinbar meilenweit von uns entfernt, entdecke ich noch viel mehr Überraschungen an Jack.
Zum Beispiel seine Herkunft. Trotz seiner erfolgreichen beruflichen Karriere und dem schwer einzuordnenden Akzent war er auf einer Gesamtschule, deren durchschnittlicher Abschluss einem höchstens einen Job einbrachte, bei dem man hundert Mal am Tag fragen muss: »Möchten Sie Pommes dazu?«
Er war der Erste aus seiner Familie, der zur Uni ging, und diese Uni war zufällig Oxford, wo er ein Einser-Examen in Geschichte machte. Ein Jahr lang nahm er sich eine Auszeit und reiste durch die ganze Welt, bevor er dann schließlich die Stelle bei der Entwicklungshilfeorganisation antrat, in der er inzwischen zum Geschäftsführer aufgestiegen ist.
Heute liebt er Kinder, aber am meisten afrikanische Kinder, und möchte eines Tages adoptieren. Er ist ein abtrünniger Vegetarier (der Duft von gebratenem Speck nach einer langen Kneipennacht setzte dem ein jähes Ende), der ungefähr zwei Bücher pro Woche liest – alles von Dickens bis Lee Child.
Das Einzige, was er sich im Fernsehen anschaut, sind alte Folgen von Frasier. Lieber hört er so oft Radio, dass er zu seiner eigenen Beschämung gestehen muss, über jede Folge von The Archers genau Auskunft geben zu können. Er ist fanatischer Sportler und liebt scharfes Essen (besonders thailändisches), teuren Rotwein und Tortillachips.
Ach ja, und er erholt sich gerade von einem gebrochenen Herzen.
20
D IE EINZELHEITEN über Jacks Trennung sind relativ spärlich. Es ist noch nicht lange her. Sie waren längere Zeit zusammen. Es besteht keine Chance, dass sie wieder zusammenkommen.
Ich sitze und nicke und nehme alles auf; meine Miene besagt, dass ich mich gründlich einfühlen kann, dass ich exakt weiß, was er durchmacht. Aber natürlich könnte nichts der Wahrheit ferner liegen. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was er durchmacht, denn meine einzige »ernsthafte« Beziehung ist die zu der Frau, die seit fünf Jahren die Strähnchen in meine Haare färbt.
Tatsache ist, dass ich zu diesem Thema praktisch nichts beizusteuern habe. Jedenfalls nicht, ohne meine erbärmliche Vorgeschichte in Sachen Männer einzugestehen – womit ich es überhaupt nicht eilig habe.
Warum nicht? Na ja, er soll einfach nicht erfahren, dass ich Zweierbeziehungen ungefähr genauso gut draufhabe wie intergalaktisches Reisen.
Wie dem auch sei, es sollte nicht der Eindruck entstehen, als habe sich die Unterhaltung nur um ihn gedreht. Bei Weitem nicht. Ich habe ihm alles erzählt – von dem Vater, an den ich mich nicht erinnere, über mein Streben nach einer großartigen journalistischen Karriere bis hin zu der Information, dass ich mir nur noch ein Bein rasieren konnte, bevor wir zum Altar schritten. (Keine Ahnung, warum mir das herausgerutscht ist. Ich habe es sofort bereut.)
»Wie ist es, auf einer Hochzeit zu sein, bei der man kaum jemanden kennt?«, frage ich ihn.
»Mir hat es Spaß gemacht. Man lernt ja schnell Leute kennen. Da wärst zum Beispiel du«, sagt er und ich muss feststellen, dass mein Herz wieder schneller schlägt. »Und Pete und ich sind heute Abend Freunde fürs Leben geworden. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so besessen von Rugby ist wie ich.«
»Spielst du auch selbst?«
»Ja. Mir ist durchaus klar, dass manche Leute unter Spaß etwas anderes verstehen, als jeden Samstag von vierzehn anderen Kerlen zu Boden gerungen zu werden. Aber ich liebe es.«
Ob das jetzt an dieser bildlichen Vorstellung liegt oder
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