Bleib für immer!: Roman (German Edition)
sie lächelnd.
»Umso besser, seit ich verheiratet bin.« Er küsst sie auf die Lippen.
»Ach, Herrgott noch mal«, beschwere ich mich. »Ich weiß ja, dass ihr frisch verheiratet seid, aber ihr verleidet mir meine Erdnüsse.«
»Wir sind jetzt verheiratet, also können wir in der Öffentlichkeit knutschen, wann immer wir wollen«, erwidert Patrick. »Das ist alles amtlich bestätigt.«
»Verheiratete sollen nicht in der Öffentlichkeit knutschen «, kläre ich ihn auf. »Sie sollen sich in der Öffentlichkeit streiten – hat euch das niemand gesagt?«
Patrick setzt sich zu uns.
»Also, wie fühlst du dich?«, will ich wissen. »Anders?«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine«, erläutere ich,«fühlst du dich als verheirateter Mann anders als gestern, da du noch jung und unabhängig und ledig warst?«
»Gestern war ich trotzdem schon vierunddreißig«, sagt er. »Aber um deine Frage zu beantworten, ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube nicht – jedenfalls noch nicht. Aber frag mich morgen noch mal, vielleicht bereue ich die ganze Sache dann schon zutiefst.«
Grace bohrt ihm ihren Finger in die Rippen.
»Und du?«, wendet er sich an Grace. Offenbar weiß er selbst nicht so genau, was für eine Antwort er gerne hören möchte.
»Ich schon«, sagt sie. »Ich fühle mich auf gute Art anders.«
Wieder küsst er sie. Die beiden wirken absolut und grenzenlos verliebt.
In der Schulzeit schwärmte Grace für den schneidigenaber-gefährlichen Han Solo, nicht für den netten-aberweniger-interessanten Luke Skywalker. In mancherlei Hinsicht war es also wenig überraschend, dass sie am Ende bei Patrick hängen blieb statt bei einem ihrer früheren Freunde. Ihre früheren »ernsthaften« Beziehungen – eine in der sechsten Klasse und eine auf der Uni – dauerten beide über zwei Jahre, aber es war offensichtlich, dass keiner von ihnen »der einzig Wahre« war.
Nicht, dass sie nicht nett gewesen wären. Wahrscheinlich waren sie zu nett. Patrick hat Ecken und Kanten, und das übte, wenn man mal ganz ehrlich ist, die weit größere Anziehung aus.
In der Praxis bedeutete das, er war – sagen wir es mal so, er hat nichts anbrennen lassen. Patrick hatte so viele Frauen, bevor er Grace traf, dass George Clooney gegen ihn wie der Papst wirkt. Was für jemanden wie mich immer ermutigend ist und war. Denn wenn Patrick, der ehemalig überzeugte Junggeselle und unermüdliche Don Juan sich verlieben, zwei Kinder bekommen, sieben Jahre treu bleiben und sogar heiraten kann, dann muss es noch Hoffnung für einen so hoffnungslosen Fall wie mich geben.
»Sieht nicht so aus, als würde diese Ehe heute Nacht vollzogen«, raunt Grace mir später mit einem Blick auf Patrick zu, der sich in leichter Schräglage mit einigen Gästen unterhält.
»Aber es ist eure erste Nacht als Mann und Frau«, widerspreche ich. »Das muss phänomenal werden. So lauten die Regeln.«
»Ich hab ihn noch nie so betrunken gesehen.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich fürchte, meine neuen Agent-Provocateur -Dessous werden da nicht ausreichen.«
»Ich dachte immer, man bekäme mit der Heirat eine urkundliche Bescheinigung für garantierten Sex«, wende ich ein. Aber da Patricks Schwanken stärker wird, vermute ich, sie könnte recht behalten. Das Einzige, was ihn heute noch mal auf Touren bringen würde, wäre ein Defibrillator.
»Mami, kommst du mit mir tanzen?«, fragt Polly und zupft an Graces Rock.
»Wenn die Disco anfängt, versprochen«, sagt sie. »Ich muss noch ein paar Leute begrüßen.«
»Aber die geht jetzt los, Mami«, beharrt sie.
»Hast du schon mal deinen Daddy gefragt?«, erkundigt sich Grace.
»Ja, aber er ist zu betrunken.«
Das kann Grace schlecht bestreiten.
»Sie hat aber recht«, sage ich und deute mit dem Kopf auf die Tanzfläche.
»Was, dass Patrick betrunken ist?«, fragt Grace. »O ja, das haben wir ja bereits festgestellt.«
»Nein, ich meine, dass die Disco eröffnet ist. Müsstest du nicht eigentlich den ersten Tanz absolvieren?«
Resolut stellt sie ihr Champagnerglas ab und schnappt sich Patricks Hand.
Ich folge ihnen zum Rand der Tanzfläche, während die anderen Gäste sich ebenfalls darum versammeln und die Musik einsetzt.
»Evie, tanzt du mit mir?«, bettelt Polly und zupft jetzt an meinem Rock.
»Das kann ich nicht. Deine Mami und dein Daddy müssen als Erste tanzen. Niemand sonst darf mitmachen.«
»Warum nicht?«
»Das ist eben so.« Mir ist klar, dass dieses Argument nicht unbedingt philosophisch
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