Bleib für immer!: Roman (German Edition)
ich nach. Vielleicht muss ich sie mit der Gabel pieken, um sie aufzurütteln.
»Oh, Entschuldigung«, sagt sie endlich. »Es ist super. Ganz toll. Ja, wirklich. Ganz toll.«
»Und bringt es einen näher zusammen?«, will Georgia wissen.
»Ähm, tja, das ist schwer zu sagen«, entgegnet Grace ausweichend.
Ich bin verwundert. Wie alle anderen hatte ich auf etwas mehr Begeisterung gehofft.
»Damit will ich sagen, dass Patrick und ich uns immer sehr nah waren«, fährt Grace fort. »Außerdem ist es anders, wenn man Kinder hat. Nichts kann einen enger zusammenbringen. Ich meine, kümmert ihr euch mal um zwei Uhr nachts um ein schreiendes Baby, wenn beide am nächsten Tag aufstehen und zur Arbeit gehen müssen. Wenn einen das nicht verbindet, dann weiß ich auch nicht mehr.«
Georgia lächelt, offenbar zufrieden mit dieser Interpretation.
»Also bist du froh, dass du es gemacht hast?«, fragt sie.
Wieder zögert Grace. »Absolut«, sagt sie dann etwas zu bestimmt. »Ja, absolut. Auf jeden Fall war es doch eine Wahnsinnsparty, oder nicht?«
Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg in die Mathew Street, die mit ihren gut besuchten Bars und Kneipen einen deutlich konventionelleren Rahmen für einen Junggesellinnenabend abgibt. Trotz der nur knapp über dem Gefrierpunkt liegenden Temperaturen tragen die meisten Frauen die Art von Bekleidung, die man eher in einem Klima wie, sagen wir mal, in Fidschi erwarten würde. Die Männer dagegen tragen einfach nur anerkennende Mienen.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Evie«, beginnt Georgia. »Alle haben sich angeboten, ein paar von meinen Geschenken in ihre Handtaschen zu stecken, damit ich nicht alles selbst mitschleppen muss. Ich glaube, dir sind die Plüschhandschellen zugeteilt worden, während du auf dem Klo warst.«
»Ich dachte mir doch, dass sie sich schwerer anfühlt«, sage ich. »Vor allem, weil Grace mir irgendwie auch ihren Lockenstab aufgehalst hat. Andererseits könnten die Handschellen noch nützlich werden. Wenn diese Leona sich weiter über die Schrecklichkeit der Ehe auslässt, könnten wir sie einfach irgendwo an ein Geländer ketten.«
Georgia lacht. Wir stehen vor einem Retroklub, der früher zu Studienzeiten zu unserem festen Ausgehrepertoire gehörte. Als die Tür hinter uns zufällt, werden wir von den Anfangsklängen des Disco-Klassikers »Native New Yorker« empfangen, und Valentina muss nicht lange gebeten werden, sich wieder mit der Tanzfläche anzufreunden.
Die Hände auf den Hüften, die Lippen geschürzt, schleudert sie ihre Jacke à la Saturday Night Fever auf einen Stuhl und nimmt mit langen Schritten ihren Platz in der Mitte der Tanzenden ein. Sie schwingt die Hüften wie ein professionelles Showgirl. Oder auch Ladyboy.
»Was meint ihr«, frage ich Grace und Charlotte. »Sollen wir uns zu ihr gesellen? Oder wollt ihr erst mal hier sitzen bleiben?«
Ich persönlich kann es kaum erwarten, auf die Tanzfläche zu stürmen. Aber das Hintertürchen ist für Charlotte gedacht, die normalerweise ungefähr so gerne tanzt wie nackt auf der Church Street Handstand zu machen.
Aber sie überrascht mich.
»Ich komme mit, Evie«, erklärt sie. »Warum nicht?«, setzt sie nervös hinzu, als ich sie ungläubig ansehe.
Charlotte tanzt vielleicht auf eine stille, zurückhaltende Art, aber sie tanzt gut. Und nach drei oder vier Liedern sieht sie tatsächlich aus, als würde sie sich amüsieren.
»Charlotte«, überbrüllt Grace die Musik, »ich weiß, dass ich das schon mal gesagt habe, aber du siehst wirklich großartig aus.«
»Danke, Grace«, entgegnet sie. »Obwohl ich noch einen weiten Weg vor mir habe.«
»Ach ja?«, wundere ich mich. »Du siehst jetzt schon wie ein anderer Mensch aus.«
»Ich muss auf jeden Fall noch einiges abnehmen. Aber ich bin absolut fest entschlossen, das zu schaffen.«
»Freut mich für dich«, sagt Grace.
»Ich meine, ich würde wahnsinnig gern so aussehen wie du«, fügt Charlotte hinzu.
»Wie ich?« Grace wirkt ehrlich erstaunt.
»Ja, wie du. Du bist attraktiv, du hast eine wunderschöne Familie. Mit dir würde ich jederzeit tauschen.«
Ein Ausdruck von Erkenntnis huscht plötzlich über Graces Miene.
»Ich habe wirklich Glück, oder?«, meint sie lächelnd.
Nach einer weiteren halben Stunde Tanzen zu Musik, die zuletzt in den Charts war, bevor ich laufen konnte, wirkt Grace reif für eine Verschnaufpause.
»Habt ihr Lust, was zu trinken?«, setzt sie sich gegen die Jackson Five durch.
Ich nicke, und
Weitere Kostenlose Bücher