Bleib für immer!: Roman (German Edition)
denn dann?« Jetzt kratzt er sich so heftig die linke Kinnseite, dass es gleich anfangen muss zu bluten.
»Es geht darum, dass wir nicht mehr zusammen sind«, erkläre ich sanft. »Und wir kommen auch nicht wieder zusammen.«
» Noch nicht«, erinnert er mich.
Bevor ich ihm diese Illusion rauben kann, taucht Bob auf.
Es war Bob, der mich damals mit Gareth bekanntmachte, und ich bin unendlich erleichtert, dass ich nun die Last seiner Anwesenheit nicht mehr alleine tragen muss.
»Herzlichen Glückwunsch, Bob!«, sagt Gareth und klopft ihm so fest auf die Schulter, dass er fast nach vorne kippt. »Wie läuft’s?«
»Ähm, gut, danke«, hustet Bob. »Und bei dir? Hast du schon einen neuen Job gefunden?«
Ich runzle die Stirn. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Gareth nicht mehr an der Uni arbeitet.
»Ach, ich habe so einige Eisen im Feuer, drücken wir es mal so aus«, antwortet er mit einem nervösen Seitenblick auf mich.
»Wann hast du denn dort aufgehört?«, erkundige ich mich.
»Vor ein paar Wochen. Ich, äh, bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht mehr das Richtige für mich ist.«
Jetzt runzelt Bob die Stirn.
»Wie dem auch sei«, fährt Gareth fort, »ich geh mir mal was von dem tollen Essen holen. Bis später, Evie, bis später, Bob.«
Als er abzieht, wende ich mich meinem neuen Stiefvater zu.
»Was war das denn jetzt?«, frage ich.
»Hmm, komische Sache eigentlich«, meint Bob. »Er wurde nicht im engeren Sinn gefeuert, aber es geht das Gerücht, dass er und der Rektor sich darauf geeinigt haben, dass er verschwindet und sich nie wieder an der Universität blicken lässt.«
»Aber warum denn?« Gareth mag ja momentan ungefähr so erquicklich sein wie eine Milbenplage, aber mir war er nie vorgekommen wie der Typ, der gefeuert wird.
»Das ist nicht so ganz klar«, erzählt Bob. »Ich weiß nur, dass sie schon ewig versuchen, ihn loszuwerden. Er ist nach allem, was man so hört, als Kollege etwas schwierig. Ein bisschen … intrigant, heißt es. Aber was genau sich da im Zuge seiner Kündigung abgespielt hat, kann ich nicht sagen. Nur dass er einen Riesenstreit mit einer Mediendozentin hatte, einer netten Frau namens Deirdre Bennett. Dicker Hintern und furchtbare Zähne, aber nett. Jedenfalls war er danach einfach verschwunden. Niemand vermisst ihn besonders, muss ich sagen.«
»Na dann war das aber das letzte Mal, dass ich mir von dir einen Mann vorstellen lasse«, bemerke ich.
Er wirft einen Blick auf Jack, der sich im Zelt mit meiner Mutter unterhält, und nickt.
»Sieht nicht so aus, als wärest du darauf in Zukunft angewiesen, oder?«
92
D EM GESICHTSAUSDRUCK von Graces Mutter nach zu urteilen, hat sie entweder chronische Blähungen oder das Buffet begeistert sie nicht.
»Es ist ein ungewöhnliches Menü, Evie«, drückt sie es höflich aus. »Kaum Blätterteigteilchen.«
»Es gibt ein paar gute Salate«, wirft Grace ein, obwohl Scarlett in ihrer Sportkarre auch nicht besonders überzeugt aussieht.
»Stimmt …«, meint Mrs Edwards und beißt zögerlich in ein Kichererbsenpastetchen. »Wenn auch manches mich eher an das Zeug erinnert, mit dem du Pollys Kaninchenstall ausstreust.«
Da erscheint plötzlich meine eigene Mutter, im Gehen ihre Pfauenfeder zurechtrückend.
»Amüsiert ihr euch alle?«, fragt sie.
»Und wie«, antwortet Grace. »Ich fand die Trauung wunderbar. Kennst du meine Mutter schon?«
Graces Mutter lächelt und streicht sich ihr Kleid glatt, das aussieht, als stammte es aus der Garderobe der verstorbenen Queen Mum.
»Ich bin hocherfreut, Ühre Bekanntschaft zu machen«, sagt sie mit ihrer besten Telefonstimme. »Und herzlichen Glückwunsch.«
»Oh, vielen Dank«, sagt meine Mutter, greift nach ihrer Hand und schüttelt sie energisch. »Es freut mich wirklich sehr, dass Sie heute kommen konnten.«
»Ach, ja«, fährt Mrs Edwards immer noch in ihrem merkwürdigen Tonfall fort, »üch bin nur mitgekommen, um mich um die Kleinen zu kümmern. Aber üch bringe sie bald nach Hause, damit meine Grace ein bisschen Zeit für sich hat. Sie hat ja nicht viel Zeit, normalerweise, bei ührem anspruchsvollen Job.«
»Äh, ja – danke, Mum«, unterbricht Grace, bevor Mrs Edwards uns mit Geschichten ergötzen kann, wie »weit« sie doch schon immer für ihr Alter war.
»Wie schmeckt Ihnen das Essen?«, fragt meine Mutter. »Ah, ich sehe schon, es hat Ihnen geschmeckt, Mrs Edwards.«
»Also, ja«, sagt Graces Mutter, »wobei ich persönlich eher der klassische Typ beim
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