Bleib für immer!: Roman (German Edition)
bestimmt. »Sprich ihn darauf an, sag ihm, dass du ihn liebst.«
Ich entdecke den Anflug eines Lächelns.
»Für jemanden, der noch nie eine längere Beziehung hatte, gibst du ganz schön gute Ratschläge.«
Ich lege den Arm um sie.
» Hatte ist das Stichwort. Jetzt bin ich das Musterbeispiel dafür. Jack und ich sind so verliebt, dass Romeo und Julia gegen uns emotional verkümmert wirken.«
»Das freut mich«, sagt sie. »Wirklich.«
Da klingelt schon wieder Jacks Handy. Dieses Mal gehe ich dran, damit es endlich still ist.
»Hallo, bei Jack«, sage ich.
»Äh, oh, hallo«, höre ich eine junge Frauenstimme am anderen Ende. »Kann ich bitte mit Jack sprechen?«
»Im Moment nicht«, antworte ich. »Ich meine, er ist in der Nähe, aber wo genau, weiß ich nicht. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Ja«, sagt die Frau. »Sagen Sie ihm doch bitte, dass Beth angerufen hat. Ich wollte ihm nur sagen, dass er noch mein T-Shirt hat. Das habe ich heute Morgen vergessen, und ich wollte nur wissen, ob ich morgen vorbeikommen und es abholen kann.«
Ich erstarre.
»Soll ich ihm die Nummer aufschreiben?«, frage ich.
»Nein, die hat er«, entgegnet sie.
Plötzlich fällt mir nicht ein, was ich sagen oder tun soll.
»Hallo?«, sagt sie.
»Äh, ja, kein Problem.« Ich beende das Gespräch.
»Was ist denn los?« Grace beugt sich zu mir vor. »Evie, du bist weiß wie die Wand. Was um Himmels willen ist denn los?«
96
E VIE, DU BIST EINE IDIOTIN. Nein, schlimmer. Du bist eine blauäugige Idiotin.
Vom ersten Moment an, als ich Jack damals auf dem Landesteg der Scilly-Inseln mit Beth reden sah, wusste ich, dass da etwas in der Luft lag. Zwischen den beiden war mehr Chemie, als man normalerweise über einem Bunsenbrenner antrifft. Dann der Anruf auf seinem Handy neulich. Und jetzt das. Wie konnte ich nur so blöd sein?
Ich weiß ganz genau, wie. Ich war derart hin und weg von ihm, dass jedes Gramm gesunder Menschenverstand offenbar ebenfalls hin und weg war, und gleichzeitig schaffte ich es, mir einzureden, dass ich gar nichts bemerkt hätte.
Was vollkommen absurd ist, denn es wurde mit Zaunpfählen gewunken. Ich wusste , dass etwas vorging, und schenkte dem bewusst keine Beachtung.
»Ich fasse es einfach nicht«, sage ich zu Grace, als ich durchs Zelt rausche. »Wirklich nicht.«
»Bist du sicher, dass es keine andere Erklärung geben kann?« Sie bemüht sich, mit mir Schritt zu halten.
»Sag du es mir.« Ich drehe mich schwungvoll um, woraufhin mein Kopf sich anfühlt, als würde jemand darin einen Holzschuhtanz aufführen. »Was für eine Erklärung sollte es dafür geben können? Auf Georgias Hochzeit habe ich doch schon die Anzeichen gesehen. Er hat ihr seine Telefonnummer gegeben. Ich habe die beiden flirten gesehen. Dann taucht ihr Name auf dem Display seines Handys auf. Und jetzt hat Beth offenbar ein Kleidungsstück in seiner Wohnung vergessen, als sie … heute Morgen ging!«
Grace sucht sichtbar nach den passenden Worten, aber ihr Mund öffnet und schließt sich einfach nur wie bei einem frustrierten Goldfisch.
»Dann warst du also letzte Nacht nicht mit ihm zusammen?«, fragt sie endlich, sich an den letzten Strohhalm klammernd.
»Ich habe meiner Mutter geholfen, sich auf die Trauung vorzubereiten.« Ich schimpfe jetzt so heftig, dass ich klinge wie Gordon Ramsay mit PMS. »Was offenbar die perfekte Gelegenheit war. Mir fällt einfach keine andere mögliche Erklärung ein, außer dass Beth die ganze Nacht wilden, leidenschaftlichen Sex mit ihm hatte.«
»Na gut, vielleicht hat sie die Nacht dort verbracht. Aber es könnte auch ganz unschuldig gewesen sein«, sagt Grace. Doch ich sehe ihr an, dass sie sich das selbst nicht gut vorstellen kann.
»Wenn es so unschuldig war, warum hat er es dann nicht erwähnt?«, frage ich traurig.
»Ich will ja nur nicht, dass du etwas tust, was du später bereust, Evie.« Sie umfasst meinen Arm. »Ich weiß doch, wie sehr du ihn magst.«
»Das war, bevor ich wusste – mit Sicherheit wusste -, dass er mich hintergeht.«
Ich lasse Grace am Eingang des Zeltes stehen und suche weiter nach Jack. Doch meine Mutter erwischt mich zuerst. Sie ruft meinen Namen und hüpft auf mich zu, die Pfauenfeder hängt inzwischen in einem perfekten rechten Winkel.
»Ich habe dich den ganzen Abend kaum gesehen«, strahlt sie. »Amüsierst du dich?«
»Äh, klar.« Mühsam ringe ich mir ein Lächeln ab. Ich könnte nicht durchsichtiger sein, wenn ich aus Plexiglas wäre.
»Was
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