Bleib nicht zum Frühstück
Liebeserklärung, aber seine Worte drückten eine gewisse Wärme aus. »Ich muß darüber nachdenken.«
»Worüber?«
»Ob ich mich vor dir ausziehe oder nicht.«
»In Ordnung.«
Dies war noch etwas, was ihr an ihm gefiel. Auch wenn er sich teilweise wie ein Oberfeldwebel gebärdete, unterschied er doch stets zwischen dem, was wichtig, und dem, was ohne Bedeutung war, und er schien zu verstehen, daß sie sich in diesem Punkt nicht drängen ließ.
»Da wäre noch etwas, was wir klären müssen.«
Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich mag mein Auto. Es hat Persönlichkeit.«
»Die haben die meisten Psychopathen auch; aber das heißt noch lange nicht, daß man einen von ihnen im Haus haben will. Ich werde dir sagen, was wir machen…«
»Cal, bitte spar dir deine Spucke und halt mir nicht wieder eine deiner Sonntagspredigten, denn das würde nur dazu führen, daß ich dich noch mal erwürge oder dergleichen. Ich habe dich gebeten, mir bei der Suche nach einem Wagen behilflich zu sein, aber du hast dich geweigert, und so bin ich eben selbst aktiv geworden. Der Wagen bleibt.
Wenn die Leute mich darin durch die Gegend gondeln sehen, werden sie das lediglich als weiteres Zeichen dafür nehmen, wie wenig ich deiner würdig bin.«
»Da hast du vielleicht recht. Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich sicher nicht mit einer Frau zusammenbleibe, die einen solchen Klapperkasten fährt.«
»Und ich werde mir eine Bemerkung darüber verkneifen, was das über deine Wertvorstellungen aussagt.« Seine Wertvorstellungen waren wunderbar. Einzig in bezug auf Frauen verriet er einen deutlichen Mangel an Geschmack.
Er grinste, aber sie weigerte sich, sich davon umstimmen zu lassen. So leicht bekäme er sie nicht herum. »Ich möchte dein Ehrenwort, daß du dich nicht an meinem Besitz vergreifst. Daß du ihn weder auf den Schrottplatz fährst noch ihn abschleppen läßt, wenn ich mal nicht in der Nähe bin.
Der Wagen gehört mir und er bleibt. Kurz und gut, wenn du Hand an meinen Escort legst, hast du die letzte Packung Lucy Charms in diesem Haus genossen.«
»Klaust du mir dann vielleicht noch mal meine Marshmallows?«
»Ich wiederhole mich nie. Beim nächsten Mal nehme ich Rattengift.«
»Du bist das blutrünstigste Weib, dem ich je begegnet bin.«
»Es ist ein langsamer und qualvoller Tod, den ich niemandem empfehlen würde.«
Lachend kehrte er ins Bad zurück, schloß die Tür, doch streckte unmittelbar danach noch einmal den Kopf heraus.
»Diese ganze Diskussion hat mir Appetit gemacht. Wie wäre es, wenn wir uns etwas kochen, sobald ich angezogen bin?«
»In Ordnung.«
Während es draußen weiter regnete, genossen sie Suppe, Salat und Sandwiches sowie eine Tüte Taco Chips. Beim Essen gelang es ihr, ihm ein paar weitere Einzelheiten über seine Arbeit mit Teenagern aus der Nase zu ziehen; bereits seit Jahren widmete er sich in seiner Freizeit sozial benachteiligten und behinderten Kindern. Er hatte Gelder für Freizeitzentren gesammelt, Reden gehalten, um Freiwillige für nachmittägliche Hausaufgabenbetreuung zu rekrutieren, schulinterne Footballturniere organisiert und versucht, die Gesetzgeber des Staates Illinois dazu zu bewegen, daß sie ihre Antidrogen- und Sexualkundeprogramme erweiterten.
Als sie meinte, sicher wäre nicht jede Berühmtheit bereit, so viel Zeit zu opfern ohne Honorar, zuckte er mit den Schultern. Es war einfach eine sinnvolle Form der Beschäftigung, knurrte er.
Die Uhr in der Eingangshalle schlug Mitternacht, und allmählich ging ihnen der Gesprächsstoff aus. Zwischen ihnen entstand ein verlegenes Schweigen, wie es zuvor niemals der Fall gewesen war. Sie spielte mit einer nicht gegessenen Brotkruste herum, und er verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl. Sie hatte sich den ganzen Abend über wohl gefühlt, aber jetzt kam sie sich linkisch und alles andere als attraktiv vor.
»Es ist schon spät«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, ich gehe ins Bett.« Beim Aufstehen nahm sie ihren Teller mit.
Auch er erhob sich und entwand ihr den Teller. »Du hast gekocht, also räume ich die Küche auf.«
Aber statt sich der Spüle zuzuwenden, blieb er auf der Stelle stehen und sah sie begehrlich an. Beinahe hörte sie die Frage, die auszusprechen er offenbar nicht in der Lage war. Heute nacht, Rosebud? Bist du bereit, die Maske fallen zu lassen und zu tun, was wir beide wollen?
Hätte er die Hand nach ihr ausgestreckt, wäre sie verloren gewesen; aber er stand unbewegt da, denn
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