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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Vielleicht hatten seine lustvolle Natur und sein Mangel an Scham sie von ihrer eigenen Prüderie befreit. Sie würde alles tun…
    alles … nur zeigte sie sich ihm niemals nackt.
    Inzwischen war es ein Spiel geworden zwischen ihr und ihm. Sie liebte ihn immer nur nachts und ohne Licht – wachte immer vor Anbruch der Dämmerung auf und kehrte in ihr eigenes Schlafzimmer zurück; oder aber sie glitt in seines, wenn er zusammen mit ihr in ihrem Bett eingeschlafen war. Er hätte die Regeln ändern können, hätte sie überwältigen können oder sie mit seinen Küssen derart betören, daß sie auch den letzten Rest ihrer Zurückhaltung verlor, doch das tat er nie. Als echter Kämpfer wollte er nicht durch Schläue gewinnen, sondern durch eine vollkommene Eroberung.
    Ihr Beharren darauf, sich nur im Dunkeln lieben zu lassen, hatte als sanfte Form sexueller Neckerei begonnen, aber im Laufe der Wochen begriff sie, in welch inniger Liebe sie ihm verbunden war; deshalb machte sie sich allmählich Sorgen darüber, wie er reagieren würde, wenn er sie schließlich in der Tat ohne Kleider zu sehen bekam. Inzwischen war sie im vierten Monat schwanger, und obgleich sie vor Gesundheit strotzte, hatte sie um die Hüften herum bereits derart zugelegt, daß sie ihre Hosen nicht mehr zu bekam und ihre Blusen nur noch locker hängend trug. Mit ihrem dicker werdenden Bauch und ihren wenig beeindruckenden Brüsten konnte sie unmöglich mit den Schönheiten seiner Vergangenheit konkurrieren.
    Aber es waren nicht nur die physischen Defizite, aufgrund derer sie zögerte. Was, wenn das Geheimnis ihres bisher nicht entdeckten Körpers der Köder war, der ihn allnächtlich zu ihr trieb? Was, wenn der Grund für seine Erregung nur das ungelöste Rätsel ihres Leibes war? Was, wenn er, sobald seine Neugier befriedigt war, das Interesse an ihr verlor?
    Sie wollte sich einreden, daß es nicht wichtig war; aber sie wußte, wie sehr sich Cal für jede Form der Herausforderung begeisterte. Würde er ihre Gesellschaft immer noch in demselben Maß genießen, wenn sie sich seinen Wünschen ganz ergab? Mit Ausnahme seiner Mutter schien sie die einzige Frau in seinem Leben zu sein, die seinem Willen etwas entgegenzusetzen hatte.
    Er war ein intelligenter, anständiger, gutherziger Mann, doch zugleich dominant und von einem gewissen Konkurrenzdenken beseelt. Konnte es einfach ihr rebellisches Wesen sein, das ihn sowohl außerhalb des Bettes als auch auf den Laken in ihrer Nähe hielt?
    Sie mußte der Tatsache ins Auge sehen, daß die Zeit für Spielchen allmählich ablief. Es wurde entschieden fällig, tapfer die Kleider abzulegen, damit er sie begutachten könnte, und der Wahrheit ins Auge zu sehen. Wenn er sie nicht wollte, wie sie war, sondern sich nur aus Eroberungswillen mit ihr abgab, dann hatte das, was es zwischen ihnen gab, ohnehin keinen Wert. Es wäre Wahnsinn, sich noch länger zu verstecken.
    Jane stieg aus dem Bett und wandte sich dem Bad zu.
    Nachdem sie ihre morgendlichen Vitamine genommen und sich die Zähne geputzt hatte, kehrte sie in ihr Schlafzimmer zurück, trat, eine Hand auf ihrem stetig anschwellenden Bauch, ans Fenster und blickte in den Maivormittag hinaus. An den Berghängen tummelten sich Milliarden von Blüten: Hartriegel, wilde Rhododendren, flammende Azaleen und Berglorbeer. Ihr erster Frühling in den Appalachen war schöner, als sie es sich je hätte träumen lassen.
    Veilchen, Narzissen und Frauenschuh wuchsen dort, wo sie täglich spazierenging, und neben dem Haus verströmten Glyzinen und weiße Brombeerblüten ihren Duft. Nie zuvor hatte sie einen atemberaubenderen jubelnderen Mai erlebt.
    Aber schließlich ging es auch um ihre große Liebe.
    Ihr wurde klar, wie verletzlich sie aufgrund dieser Liebe war; aber da Cal ihr inzwischen statt herablassend stets lachend und voller Zärtlichkeit begegnete, begann sie zu hoffen, daß er vielleicht ebenfalls etwas für sie empfand.
    Noch vor zwei Monaten hätte sie die Vorstellung als absurd abgetan, doch nun kam es ihr nicht mehr ganz so unwahrscheinlich vor.
    Auch wenn man zwischen ihnen eigentlich keine Gemeinsamkeiten vermutet hätte, fanden sie doch immer ein Gesprächsthema oder einigten sich auf eine Unternehmung. Während sie die Vormittage am Computer arbeitete, ging Cal ins Fitneßstudio oder kam seinen Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde nach; doch nachmittags und abends machten sie etwas zusammen.
    Cal hatte Annies Haus fertig gestrichen und sie im Garten die

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