Bleib nicht zum Frühstück
restlichen Pflanzen gesetzt. Sie waren mehrere Male in Asheville gewesen, hatten in einigen der besten Restaurants der Stadt diniert und waren inmitten ganzer Busladungen von Touristen über das Biltmoregelände spaziert.
Auf ein paar der leichteren Wanderwege hatten sie den Great Smoky Mountain Nationalpark erkundet, und er war mit ihr nach Connemara gefahren, der Wirkungsstätte Carl Sandbergs. Voller Begeisterung besichtigte sie das wunderschöne Haus, und er photographierte sie zusammen mit den dort grasenden Ziegen.
Doch nach Salvation fuhren sie nach wie vor getrennt.
Wenn Jane Einkäufe zu erledigen hatte, begab sie sich alleine in die Stadt. Manchmal traf sie zufällig auf Kevin und sie aßen zusammen im Petticoat Junction Cafe, ohne darauf zu achten, daß man sie dort ebenso wie im Mountaineer mit feindseligen Blicken maß. Glücklicherweise sah man ihr in den Flatterkleidern ihren Zustand noch nicht an.
Sie und Cal stritten nach wie vor, wenn er doch wieder den Macho herauskehrte, aber im allgemeinen kam es schnell zum Friedensschluß; niemals mehr begegnete er ihr mit dem kalten Haß der ersten Wochen ihres Zusammenseins. Statt dessen brüllte er sie nun öfter mal an, und sie brachte es nicht über sich, ihm den Spaß zu verderben, indem sie sich allzu schnell geschlagen gab. Bei Lichte besehen genoß sie sogar die Kämpfe ebenso wie er.
Sie hörte, daß er mit Duschen fertig war. Da es keinen Sinn machte, sich und ihn unnötig in Versuchung zu führen, gab sie ihm noch ein paar Minuten, sich abzutrocknen und ein Handtuch um die Hüften zu schlingen, ehe sie leise durch die halbgeöffnete Tür schlüpfte.
Er stand am Waschbecken, und das schwarze Badetuch lag so tief um seine Hüften, daß es um ein Haar herunterrutschte. Während er sich Rasiercreme im Gesicht verteilte, unterzog er ihr rotes Snoopy-Nachthemd einer gründlichen Musterung.
»Wann zeigst du endlich Mitleid, Professor, und hörst auf, mich mit deinen sexy Negliges um den Verstand zu bringen?«
»Morgen abend komme ich mit Winnie-Pooh.«
»Das überlebe ich nicht.«
Sie lächelte, klappte den Toilettendeckel zu und setzte sich. Eine Zeitlang begnügte sie sich damit, ihn beim Rasieren zu beobachten, doch dann sprach sie ihn auf das Thema eines Streits vom Vortag an.
»Cal, erklär mir doch bitte noch einmal, warum du nicht ein bißchen Zeit mit Kevin verbringen willst.«
»Fängst du schon wieder damit an?«
»Ich begreife einfach nicht, warum du ihn nicht trainieren willst. Schließlich bist du sein Idol.«
»Er kann mich nicht ausstehen.«
»Nur, weil er es selbst zu etwas bringen will. Er ist jung und talentiert, da stehst du ihm im Weg!«
Es gefiel ihm nicht, daß sie gelegentlich mit Kevin zusammen war; aber da sie den jüngeren Mann nur als Freund betrachtete, und da Cal Kevin offenbar erklärt hatte, er bräche ihm beide Arme, rührte er sie auch nur einmal an, bestand für den Augenblick eine Art, wenn auch unsicherer, Waffenstillstand.
Cal legte den Kopf in den Nacken und rasierte sich unter dem Kinn. »Er ist nicht so talentiert, wie er denkt. Zwar hat er einen tollen Arm – daran besteht kein Zweifel – und besitzt eine gesunde Aggressivität; aber er muß noch lernen, wie man die Abwehrtechniken des Gegners durchschaut.«
»Warum bringst du es ihm nicht bei?«
»Wie gesagt, ich fände es unlogisch, meinen eigenen Konkurrenten zu trainieren, und außerdem wäre ich der letzte, von dem er sich einen Rat geben ließe.«
»Das ist nicht wahr. Warum meinst du, hängt er immer noch hier in Salvation herum?«
»Weil er mit Sally Terryman schläft.«
Jane hatte die kurvenreiche Sally bereits des öfteren in der Stadt gesehen, und Cal lag mit seiner Vermutung sicher richtig, aber da es ihr um etwas anderes ging, tat sie, als hätte sie den Einwand überhört. »Er wäre ein wesentlich besserer Spieler, wenn du mit ihm arbeiten würdest, und du würdest etwas Wichtiges hinterlassen, wenn du selbst einmal abdankst.«
»Bis dahin ist es noch lange hin.« Er beugte den Kopf über das Waschbecken und wusch sich den Schaum aus dem Gesicht.
Da sie sich auf gefährlichem Terrain befand, sprach sie möglichst behutsam weiter. »Du bist sechsunddreißig, Cal.
Ewig wird es sicherlich nicht mehr dauern.«
»Dieser Satz beweist nur wieder einmal, wieviel Ahnung du vom Football hast.« Er nahm sich ein Handtuch und trocknete sich die Wangen ab. »Ich bin auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Warum sollte ich also
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