Bleib nicht zum Frühstück
gewesen heute vormittag; aber er hatte sein Verhalten bereits bedauert und sich entschlossen, rechtzeitig zu Hause zu sein, um ihre selbstgemachte Nudelsuppe zu würdigen. Eigentlich lief Jane nicht vor einer Auseinandersetzung davon. Er konnte sich problemlos vorstellen, daß sie ihm eines Tages eine Bratpfanne über den Schädel schlüge, aber einfach abhauen paßte nicht zu ihr.
Jetzt stand sie da, bis oben zugeknöpft und züchtig verhüllt, und ihm kam der Gedanke, daß man nur die manierliche Garderobe seines jüngeren Bruders mit ihrer vergleichen konnte. Sie hatte eins ihrer hoch taillierten Baumwollkleider für die Reise ausgesucht, cremefarben, mit großen braunen Knöpfen bis zum Hals. Es hing so locker an ihr herab, daß man ihr die Schwangerschaft nicht ansah; insgesamt wirkte sie proper und adrett. Der volle Rock bedeckte ihre Beine, gleichzeitig betonte er vorteilhaft ihre schlanken Knöchel und die schmalen Füße in dem Paar schlichter Ledersandalen.
Ihr Haar hielt sie mit einem Schildpattreifen aus der Stirn. Er beobachtete, wie das Sonnenlicht mit den goldenen Strähnen spielte, und dachte, wie hübsch sie war. Bei ihrem klassischen Anblick wallten zahlreiche Gefühle in ihm auf: Zärtlichkeit und Lust, Verwirrung und Widerwillen, Zorn und Verlangen, alles parallel. Warum herrschte in ihr soviel Aufsässigkeit? Ein streitsüchtiger Mensch reichte für eine Familie vollkommen aus – und dieser Streithammel war nun einmal er!
Aber um sein Temperament ging es gar nicht. Ein paar Stunden im Schlafzimmer und schon wäre nicht nur sein Verhalten vom Vormittag, sondern vor allem die idiotische Idee, nach Chicago zurückzukehren, vergessen. Nein, das Problem lag ganz woanders. Warum hatte sie ihm sagen müssen, daß sie ihn liebte? Verstand sie denn nicht, daß mit diesem ausgesprochenen Satz nichts mehr so sein konnte wie zuvor?
Wäre sie doch nur zehn Jahre früher in sein Leben getreten, ehe er sich mit dem Älterwerden und der Tatsache, daß ihn nach dem Ende seiner Footballkarriere nichts als ein weißer Fleck erwartete, auseinandersetzen mußte. Für die Professorin war es natürlich, die Gründung einer normalen Familie in Betracht zu ziehen. Sie leistete wertvolle Arbeit, mit der sie sich für den Rest ihres Lebens beschäftigen konnte. Er hingegen hatte nichts, und sein Leben nahm eine Richtung, die ihm nicht gefiel – eine Richtung, die vielleicht Bobby Tom Denton gelegen kam, ihm jedoch entschieden nicht.
Als er sich der gläsernen Schiebetür näherte, wußte er nur eines genau: Jane schien ernsthaft erbost zu sein, und die beste Möglichkeit, sie zu besänftigen, wäre, mit ihr ins Bett zu gehen. Doch ehe sie sich von ihm in sein Schlafzimmer locken ließ, war Diplomatie vonnöten.
»He, Professor!«
Jane drehte sich zu ihm um und schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. Er war zerzaust, verschwitzt und prachtvoll, als er auf die Terrasse hechtete. Sein Anblick schnürte ihr die Kehle zu, so daß sie kaum noch Luft bekam.
Er lehnte sich ans Geländer und setzte ein wölfisches Grinsen auf. »Ich habe trainiert und bisher noch keine Zeit zum Duschen gehabt – also, wenn du nicht zufällig auf wirklich unanständigen Sex versessen bist, läufst du am besten nach oben und sorgst dafür, daß das Wasser in der Dusche läuft.«
Sie versenkte ihre Hände in den Taschen ihres Kleides und kam langsam die hölzernen Stufen zur Veranda herauf. Woher nahm er nur diese Frechheit nach seinem beleidigenden Benehmen heute früh?
»Brian Delgado hat angerufen.« In einiger Entfernung von ihm blieb sie stehen.
»Aha! Was hältst du davon, mit mir unter die Dusche zu kommen und mir den Rücken abzuschrubben?«
»Delgado hat dir einen Bericht geschickt. Ich habe ihn gelesen.«
Endlich hob er, wenn auch alles andere als alarmiert, den Kopf. »Seit wann interessierst du dich für meine Verträge?«
»In dem Bericht ging es um mich.«
Sein Grinsen legte sich. »Wo ist er?«
»Auf deinem Schreibtisch.« Sie sah ihm in die Augen und versuchte, den Klumpen hinunterzuschlucken, der ihrer Stimme einen heiseren Klang verlieh. »Du mußt dich sofort entscheiden, denn du hast nur noch zwei Tage, ehe der Verwaltungsrat von Preeze zusammentritt. Glücklicherweise hat dein Anwalt bereits sämtliche Vorarbeiten geleistet. Er hat sich mit Jerry Miles getroffen und mit ihm einen wirklich widerlichen Plan ausgeheckt. Alles, was du noch zu tun hast, ist, einen Scheck zu unterzeichnen mit möglichst
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