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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ihnen trat jetzt deutlich zutage, und selbst Harriet war sich einer bedrohlichen Spannung bewußt, als sie ihren Blick zwischen den beiden Frauen hin- und herwandern ließ.
    »Ich habe gehört, Sie sind kürzlich aus Berkshire zurückgekehrt, Lady Carrington.« Agnes verbeugte sich.
    »Mein Mann mußte sich um sein Gut kümmern«, sagte Judith, die Verbeugung erwidernd.
    Nachdem die Mindestanforderungen an die Höflichkeit erfüllt waren, drehte Agnes sich wieder zu Harriet um. »Harriet, meine Liebe, hätten Sie etwas dagegen, ein bißchen länger zu bleiben? Ich habe Lord Gracemere versprochen, ihn bis zu seinem Haus mitzunehmen, wenn wir gehen, aber er ist noch im Kartenzimmer beschäftigt.« Ein trillerndes Lachen begleitete die Erklärung. »Ich glaube nicht, daß Ihre Mama sich Sorgen machen wird, da sie weiß, daß Sie mit mir zusammen sind.«
    Harriet murmelte etwas, aber ihr Blick flackerte in einer stummen Bitte zu Judith hinüber.
    »Ich bin im Begriff, meine eigene Kutsche herzubestellen«, antwortete Judith schnell. »Wenn Harriet müde ist, bin ich gern bereit, sie nach Hause zu bringen. Lady Moreton wird gegen ein solches Arrangement sicher nichts einzuwenden haben.«
    »O nein, ganz sicher nicht.« Harriet stimmte hastig zu. »Und um ehrlich zu sein, Lady Barret, ich bin wirklich ziemlich müde.« Sie faßte sich an die Schläfen und lächelte schwach. »Ich fürchte, ich bekomme Kopfschmerzen... es ist so heiß und stickig hier.«
    Judith las unverhüllte Bösartigkeit in dem Blick, den Agnes ihr zuwarf. Er ließ sie frösteln, und dennoch begegnete sie ihm mit einem leicht triumphierenden Hochziehen der Brauen. Sie befanden sich tatsächlich auf einem Schlachtfeld... blieb nur noch die Frage, warum sie sich bekämpften.
    Agnes gab sich geschlagen. Sie verbeugte sich, bekundete Harriet ihr Mitgefühl, versprach, am nächsten Morgen bei ihr und Letitia vorbeizuschauen, und ging dann.
    »Danke«, flüsterte Harriet.
    Judith kicherte. »Sie brauchen mir nicht zu danken. Ihr Auftritt war absolut perfekt. Ich hätte beinahe selbst an die Kopfschmerzen geglaubt. Kommen Sie. Wir wollen Sebastian aus dem Kartenzimmer loseisen. Und er kann uns dann nach Hause begleiten.«
    Harriet war sofort von dem Vorschlag angetan, und die beiden machten sich auf die Suche nach Sebastian. Als sie jedoch das Kartenzimmer betraten, ging ein seltsamer Ausdruck über Sebastians Gesicht. Er warf seine Karten sofort hin und kam auf sie zu.
    »Du solltest nicht hier sein«, sagte er fast brüsk zu Harriet und führte sie in den Ballsaal zurück.
    »Wir wollten dich holen«, erklärte Judith verwirrt. »Wir dachten, du würdest uns vielleicht nach Hause begleiten.«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Er schien sich wieder zu fangen, aber seine Miene wirkte immer noch etwas düster. »Ich lasse sofort deine Kutsche vorfahren.«
    »Was ist los?« flüsterte Judith, als Harriet fortging, um ihren Umhang zu holen.
    »Ich will Harriet nicht im Kartenzimmer haben«, erwiderte er gedämpft, aber deutlich zornig. »Es ist kein Ort für
    sie.«
    »Oh.« Judith folgte Harriet zum Ruhezimmer der Damen, während sie sich seine Bemerkung durch den Kopf gehen ließ. Sebastian wollte also nicht, daß seine zukünftige Frau in irgendeiner Weise vom Makel der Spieltische befleckt wurde. Interessant. Sebastian verband solche Orte mit all dem, was er hinter sich zu lassen beabsichtigte, wenn Gracemere erst einmal für seine Tat gebüßt hatte. Sie trugen den Makel gewissenlosen Spiels, den Makel von Verzweiflung, Armut, Wut und Ungerechtigkeit. Aber trugen sie nicht auch Erinnerungen an das Band zwischen ihm und seiner Schwester? An all die Jahre, als sie nichts gehabt hatten außer einander? Der Gedanke, daß sie und Sebastian sich auseinander entwickeln könnten, machte Judith traurig.
    Marcus war gerade nach Hause gekommen, als Judith aus ihrer Kutsche stieg. »Ich habe schon überlegt, ob ich dich bei den Sedgewicks abholen soll«, sagte er. »War es ein angenehmer Abend für dich?« Er hielt ihr die Tür zur Bibliothek auf.
    Angenehm? Ich habe mit Gracemere geflirtet und mit den Karten betrogen. Ein Abend der Täuschungsmanöver. Sie hatte gedacht, sie wäre in der Lage, sich bei Marcus nichts anmerken zu lassen, wenn sie sich nur daran erinnerte, wie wichtig es war, Stillschweigen zu bewahren, sich einschärfte, wieviel von dieser Geheimhaltung abhing. Statt dessen stieg Panik beim Klang seiner Stimme in ihr auf. Sie fühlte, wie eine

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