Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Grund? Und worüber nicht reden? Sie hatte keine Ahnung und kreuzte die Finger im Rücken, in der Hoffnung, Marcus würde es dabei belassen. Eine vergebliche Hoffnung.
    »Du läßt mir nicht mehr viele Möglichkeiten«, bemerkte er und betrachtete sie abschätzend.
    Etwas in seinem Blick ließ Judith sofort wachsam werden. Die Belustigung war immer noch da, und im Hintergrund schimmerte sinnliche Erregung durch, doch sie wirkten nicht so tröstlich, wie sie hätten sein können. Seine kraftvolle Gestalt, der energische Zug um seinen Mund und sein vorgeschobenes Kinn strahlten finstere Entschlossenheit aus.
    »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, erwiderte sie betont unbekümmert. »Ich bin nicht ganz auf der Höhe, weil es ein schrecklich öder Abend war; außerdem habe ich Kopfschmerzen.« Es war eine lahme Ausrede, und Judith war nicht sonderlich überrascht, daß sie nicht ankam.
    »Dummes Zeug!« lautete Marcus' kompromißlose Antwort. »Du führst etwas im Schilde, und ich weiß aus Erfahrung, wenn du beschlossen hast, etwas vor mir geheimzuhalten, wächst es sich zu einem gigantischen Zankapfel aus. Ich bin nicht bereit, mich wieder mit dir in eine Schlacht zu stürzen... weder jetzt noch in Zukunft, wenn mir - was auch immer es ist - schließlich zwingend zu Ohren kommt. Du wirst mir also jetzt Rede und Antwort stehen, wenn ich darum bitten darf.«
    Hätte Judith nicht so eine schwere Last auf dem Gewissen gehabt, hätte sie auf diese Herausforderung auf die Weise reagiert, die sie verdiente. Aber heute abend war sie von der Wahrheit zu eingeschüchtert, um zurückzuschlagen. »Bitte«, sagte sie, die Hände an die Schläfen pressend, »ich bin wirklich zu müde, um mich drangsalieren zu lassen.«
    »Drangsalieren?« Marcus war völlig verblüfft. »Ich möchte wissen, was dich bedrückt, und du behauptest, ich drangsaliere dich?«
    »Du willst ja gar nicht wissen, was los ist«, schrie sie, wütend über diese eindeutige Fehlinterpretation der Unterhaltung. »Du glaubst, ich führte etwas im Schilde und ich wollte etwas vor dir geheimhalten. Das ist nicht dasselbe, laß dir das gesagt sein.«
    »Nach meinen Erfahrungen, soweit es dich betrifft, Judith, ist es das aber.« Er schüttelte den Kopf in offensichtlicher Resignation. »Na schön, wie du willst. Aber behaupte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Marcus!« quietschte Judith, als sie sich plötzlich gepackt und auf einen niedrigen Tisch gehoben fühlte. Er beugte sich vor, und im nächsten Moment lag sie quer über seiner Schulter, mit dem Kopf nach unten, den Teppich im Blick, und ihre Locken, die lose von dem mit Elfenbein und Perlen geschmückten Zierkamm herabfielen, hingen ihr wirr ins Gesicht.
    »Ja, meine Liebe?« fragte Marcus dienstbeflissen, als er mit ihr zur Tür marschierte.
    »Laß mich runter!« Sie boxte ihn mit den Fäusten in den Rücken und nieste, als ihre Locken sie in der Nase kitzelten. Die Absurdität ihrer Lage ging ihr erst richtig auf, als sie die Halle durchquerten. Ihr Abendkleid aus smaragdgrünem Taft war kaum für eine so rohe Behandlung geeignet, und die Perlengehänge an ihren Ohrläppchen baumelten höchst lächerlich gegen Marcus' Rücken. Sie stieß heftig mit den Füßen in den weißen Seidenpumps um sich.
    »Wenn wir oben sind«, erwiderte er ruhig und legte eine stützende Hand auf ihre Kehrseite, ignorierte aber ihr Gezappel.
    »Aber die Diener«, keuchte Judith. »Du kannst mich doch nicht auf so peinliche Art und Weise durchs ganze Haus schleppen.«
    »Kann ich das nicht?« Seine Stimme vibrierte vor Lachen. »Du hattest reichlich Gelegenheit, kooperativ zu sein, mein Luchs.«
    Judith fügte sich knurrend in ihr Schicksal, schloß fest die Augen und betete innerlich, daß alle Bediensteten bereits im Bett waren... alle, das heißt bis auf Millie und Cheveley. Judith krümmte sich unwillkürlich bei dem Gedanken. »O Gott, Marcus, du mußt mich in mein Zimmer gehen lassen.«
    »Muß ich das?«
    »Bitte!«
    Er blieb stehen. »Wenn du mir sofort sagst, was ich wissen will, erlaube ich dir, dein Zimmer auf deinen eigenen beiden Füßen zu betreten.«
    »O Gott«, murmelte Judith wieder. Aber im gleichen Augenblick kam ihr die erhellende Idee. Es schien mit dem vielen Blut zusammenzuhängen, das ihr in den Kopf strömte. Ihre Erklärung würde noch nicht mal eine Lüge sein, nur die halbe Wahrheit.
    Als Judith nicht augenblicklich auf sein Ultimatum reagierte, stieg Marcus weiter die Treppe hinauf,

Weitere Kostenlose Bücher