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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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seine Last anscheinend mit der größten Leichtigkeit tragend.
    »Bitte!« flehte Judith, als sie den obersten Treppenabsatz erreichten. »Laß mich runter, und ich sage dir, was los ist, sobald wir in meinem Zimmer sind. Ich werde es dir sagen, ich gebe dir mein Wort darauf.«
    Marcus gab keine Antwort, sondern ging einfach weiter den Korridor hinunter bis zu Judiths Schlafzimmer. Vor der Tür hielt er jedoch gnädigerweise inne. »Das Wort eines Luchses?«
    »Das Wort einer Davenport«, sagte sie erschöpft. »Ich könnte es nicht ertragen, wie ein Sack Kartoffeln ins Zimmer geschleppt zu werden.«
    Lachend ließ Marcus Judith herunter und hielt sie in der Taille fest, als ihre Füße den Boden berührten. »Ich hatte dich gewarnt, daß ich diverse Methoden der Überredung zur Verfügung habe.«
    Judith strich sich die Haare aus den Augen und versuchte, ihr schlimm zugerichtetes Kleid zu glätten. Sie blickte zornig zu ihm auf, ihr Gesicht rot vor Entrüstung und ihrer Huckepackreise. »Wie konntest du nur?«
    »Es war ganz einfach.« Er öffnete die Tür für sie, bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ihm zu folgen, und verbeugte sich spöttisch.
    »Du lieber Gott, Mylady!« quietschte Millie, von ihrem Stuhl aufspringend. »Sehen Sie sich nur Ihr Kleid an.« Sie starrte ungläubig auf Judiths zerknittertes Abendkleid und die wirren Locken.
    »Ich fühle mich, als hätte mich jemand rückwärts durch eine Hecke gezerrt«, erklärte Judith mit einem zornfunkelnden Blick auf ihren Mann.
    Marcus grinste. »Du hast fünfzehn Minuten Zeit, um dich zum Schlafengehen fertigzumachen, meine Liebe. Danach wirst du deinen Teil des Abkommens erfüllen.«
    »Schönes Abkommen«, murmelte Judith, als Marcus die Verbindungstür hinter sich schloß. »Helfen Sie mir beim Auskleiden, Millie. Fünfzehn Minuten sind nicht viel Zeit.«
    »Nein, Mylady. Aber was ist denn nur passiert?«
    »Dies ist Seine Lordschafts Vorstellung von einem Scherz«, erklärte Judith, ihr Bild im Spiegel musternd. »Was für ein unordentlicher Anblick!«
    Millie half Judith in ihr Nachthemd und bürstete ihr das Haar, brachte wieder Ordnung in die kupferfarbene Lockenmasse. »Wenn das alles ist, Mylady, dann nehme ich das hier zum Reinigen und Bügeln mit.« Sie hob das völlig zerknitterte Kleid auf dem Weg zur Tür auf.
    »Ja, danke, Millie. Gute Nacht.«
    Judith blies alle Kerzen bis auf eine aus, hüpfte rasch ins Bett, klopfte die Kissen hinter ihrem Kopf zurecht und zog sich die Decke bis zum Kinn hinauf. So bot sie ihrem Ehe-mann ein züchtiges Schlafenszeitbild, als er hereinkam, um ihre Erklärung zu hören. Ihre schuldbewußte Panik war unter Marcus' spontaner Handlung verschwunden, und sie wußte jetzt, wie sie mit der Situation fertig werden würde; sie war so ruhig und gelassen, als spielte sie um hohe Einsätze in der Pickering Street.
    »Nun, werte Gattin?« Marcus schloß die Tür hinter sich und trat ans Bett. »Du siehst vielleicht aus, als könntest du kein Wässerchen trüben, aber ich weiß es besser. Heraus mit der Sprache!« Er schnippte mit den Fingern.
    Judith runzelte die Stirn und setzte sich auf, den Rücken gegen die Kissen gestützt. »Ich habe dir bereits gesagt, daß ich einfach töricht war und aus einer Mücke einen Elefanten gemacht habe, aber da du darauf bestehst, werde ich es dir sagen. Es geht um Agnes Barret.« Sie lehnte sich wieder zurück, mit der Miene eines Menschen, der eine schwierige, aber höchstwahrscheinlich sinnlose Aufgabe erfüllt hat.
    »Agnes Barret?« Marcus setzte sich ans Fußende des Bettes. »Das mußt du mir näher erklären.«
    »Ich weiß aber nicht, wie«, sagte sie, und die Antwort entsprach durchaus der Wahrheit. »Sie regt mich schrecklich auf. Ich habe das Gefühl, wir führen einen tödlichen Kampf gegeneinander, aber ich weiß nicht, aus welchem Grund oder mit welchen Waffen. Immer wenn ich verpflichtet bin, mit ihr zu sprechen, fühle ich mich, als trampelte ein gesamtes Regiment über mein Grab.«
    »Großer Gott!« Marcus hob die Kerze und hielt sie so hoch, daß der Lichtschein auf Judiths Gesicht fiel. Er konnte die Wahrheit in ihren Augen lesen. »Und was ist heute abend passiert?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir haben nur ein paar Worte gewechselt... mehr war es eigentlich nicht, aber ich habe sie daran gehindert, Harriet nach Hause zu begleiten, und Agnes war wütend auf mich. Wir haben Blicke ausgetauscht; ich glaube, so könnte man es nennen. Aus irgendeinem Grund versucht

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