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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Davenport. Darf ich heute nachmittag bei Ihnen vorsprechen?«
    »Leider geht es meiner Tante, die bei uns wohnt, nicht besonders gut, und Besucher regen sie immer schrecklich auf. Das Geräusch des Türklopfers reicht schon, um einen hysterischen Anfall bei ihr auszulösen«, antwortete Judith mit verbindlichem Lächeln.
    »Was für eine meisterhafte Schwindlerin Sie doch sind,
    Miss Davenport«, stellte er liebenswürdig fest. »Aber ich werde nicht nach dem Grund fragen, warum Sie Ihre Adresse so streng geheimhalten.«
    »Wie zuvorkommend von Ihnen, Lord Carrington.«
    »Ja, nicht wahr? Aber vielleicht könnte ich Sie dazu überreden, bei mir zu Hause vorbeizuschauen.«
    »Nun, Mylord, das ist allerdings kein Vorschlag, den ich gentlemanlike nennen würde.«
    »Ich habe natürlich angenommen, Ihre Tante würde Sie als eine Art Anstandsdame begleiten«, murmelte er.
    In Judiths Augen blitzte es belustigt auf. Dies hier war viel interessanter als ein gewöhnlicher Flirt. Marcus Devlin war ganz sicher ein amüsanter Gegner, wenn es zu einer Herausforderung kam. »Ich fürchte, sie geht nicht aus dem Haus.«
    »Wie äußerst unbequem... oder meine ich vielleicht bequem?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen könnten, Lord Carrington.«
    »Tja, was machen wir denn nun? Ich würde mich gern vertraulich mit Ihnen unterhalten. Wie kann ich das zuwege bringen?«
    »Vorgestern abend haben Sie sich als bemerkenswert geschickter Entführer erwiesen«, hörte Judith sich sagen; sie war selbst erstaunt über die gewagte Bemerkung.
    Er verbeugte sich, seine schwarzen Augen glitzerten hinterhältig. »Wenn Sie so vorgehen möchten, dann werde ich Ihren Wunsch natürlich mit Freuden erfüllen. Verabschieden Sie sich, und anschließend sehen wir uns nach einem Ort um, wo wir ungestört sind.«
    »Es dürfte ein bißchen schwierig für Sie sein, mich aus diesem Raum zu entführen.« Judith wies auf die Menschenmenge.
    »Wollen wir eine Wette eingehen?«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe und legte den Kopf schief, als müßte sie über den Vorschlag nachdenken. Dies hier war eindeutig viel unterhaltsamer als ein simpler Flirt. »Zwanzig Guineas?«
    »Abgemacht, Miss Davenport.« Im nächsten Augenblick hatte er sie mit einer schwungvollen Bewegung hochgehoben und auf seine Arme genommen. Es geschah so überraschend, daß es Judith einen Moment die Sprache verschlug. Und dann bahnte er sich mit seiner Last einen Weg durch die Menge. »Miss Davenport hat einen Ohnmachtsanfall. Ich fürchte, die Nachricht von Napoleons Ankunft hat sie völlig überwältigt.«
    »O mein Gott, aber es ist ja auch kein Wunder«, sagte der schnauzbärtige alte Colonel. »Wir müssen das empfindliche Zartgefühl der Ladies vor solchen Neuigkeiten schützen.«
    »Ganz richtig, Naseby«, stimmte Marcus zu. »Ich werde sie nach draußen bringen, an die frische Luft. Es ist sehr stickig hier.« Die Leute wichen zurück, schnalzten mitfühlend mit der Zunge, machten ihm den Weg zur Tür frei. Judith, die sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt hatte, fand es immer noch unmöglich, irgend etwas zu sagen, was die Situation nicht noch mehr ins Lächerliche gezogen hätte. Deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als die Augen geschlossen zu halten und sich nicht zu rühren, während Marcus sie aus dem Haus und hinaus auf die Straße trug.
    Dort stellte er seine siedende Last wieder auf die Füße, rieb sich mit großer Befriedigung die Hände und sagte: »Sie schulden mir zwanzig Guineas, Miss Davenport.«
    »Das war einfach unerhört!« rief sie. »Und zu behaupten, ich wäre aus Angst vor Napoleon ohnmächtig geworden, war... war ja wohl... ach, mir fehlen einfach die Worte!«
    »Niederträchtig«, schlug er hilfsbereit vor. »Abscheulich, schäbig...«
    »Und unsportlich«, gab sie hitzig zurück. »Beleidigend und verletzend.«
    »Aber unwiderstehlich, wie Sie zugeben müssen.«
    »Ich gebe überhaupt nichts zu.« Sie strich ihren Rock glatt und steckte eine verrutschte Nadel in der winzigen
    Spitzenkappe fest, bevor sie ihren Sonnenschirm aufspannte. »Ich habe keine zwanzig Guineas bei mir, Mylord. Aber ich werde sie heute nachmittag an Ihre Adresse schicken.«
    »Das paßt mir ausgezeichnet.« Er verbeugte sich. »Allerdings bin ich im Moment mehr daran interessiert, einen Ort zu finden, wo wir ungestört sind. Wir werden in den Park gehen, denke ich.« Er hakte sie unter.
    »Ich habe keine Lust, im Park spazierenzugehen.« Bockigkeit schien reife

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