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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schon den ganzen Abend darauf gewartet, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Er verbeugte sich und hob Judiths Hand an seine Lippen.
    »Mylord...« Judith blickte zu dem Mann auf, der mehr als zwei Jahre lang ihre Gedanken beherrscht hatte, sowohl im Schlafen als auch im Wachen - von dem Moment an, als sie und ihr Bruder den Brief lasen, den ihr Vater unmittelbar vor seinem Tod geschrieben hatte, und endlich begriffen, daß seine Schande und seine Flucht ins Exil andere Gründe hatte als nur seine ungezügelte Leidenschaft für Glücksspiele.
    Bernard Melville hatte blaßblaue Augen - Fischaugen, wie Judith mit einem plötzlichen Anflug von Abscheu dachte. Sie schienen direkt in ihre Seele hineinzusehen.
    Sie zog ihre Hand aus seiner, widerstand dem Drang, ihre Handflächen an ihrem Rock abzuwischen. Sie fühlte sich von seiner Berührung besudelt, trotz der seidenen Handschuhe, die sie trug. Er hatte einen grausamen Mund und eine scharf gezeichnete Nase unter diesem Paar Fischaugen. Eine zügellose Ausstrahlung. Wie um alles in der Welt sollte sie ihren Haß und ihren Ekel ausreichend verbergen, um ihn zu becircen?
    Aber sie würde sich natürlich zusammennehmen. Sie war schließlich eine Expertin im Verbergen von Gefühlen... dank des Earls von Gracemere. Sie klappte ihren Fächer auseinander und lächelte den Grafen über den Rand hinweg an. »Sie sind gerade vom Land zurückgekommen, Sir? Von woher?«
    »Oh, ich habe ein Gut in Yorkshire«, erklärte er. »Ein ziemlich trostloser Ort, aber ich halte es für meine Pflicht, gelegentlich mal nach dem Rechten zu schauen.«
    Cranshaw. Das Landgut, das er von ihrem Vater gewonnen hatte. Der Besitz, der Sebastian rechtmäßig zustand! Heiße Wut wallte in Judith auf, und sie senkte hastig die Lider, um sich nicht zu verraten. »Ich kenne mich in Yorkshire nicht aus, Sir.«
    »Ich habe gehört, Sie haben den größten Teil Ihres Lebens im Ausland verbracht, Madam.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, daß Sie soviel über mich wissen, Sir.« Sie lachte das kokette, verführerische Lachen, das sie bis zur Perfektion beherrschte.
    »Meine liebe Lady Carrington, Sie müssen wissen, daß die Nachricht von ihrer Heirat für uns alle wie eine erfrischende Brise während eines ansonsten langweiligen Sommers gewesen ist.«
    »Sie zollen mir ein zu hohes Kompliment, Lord Gracemere. Ich hatte ja keine Ahnung, daß meine Heirat sich mit Waterloo als dem wichtigsten Ereignis des Sommers messen könnte«, erwiderte sie aalglatt. Es war ein Fehler, aber sie hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können.
    Ein anerkennendes Gekicher breitete sich in der Gruppe aus, und Gracemeres Wangen färbten sich tiefrot. Dann lachte auch er. »Sie haben ganz recht, auf meine Dummheit hinzuweisen, Madam. Es war ein zweifelhaftes Kompliment. Verzeihen Sie mir, aber Ihre Schönheit hat meinen Verstand einfach überwältigt.«
    »Das, Sir, ist ein unwiderstehliches Kompliment«, erwiderte Judith und schlug ihm spielerisch mit ihrem Fächer auf den Arm. »Und wie bewundernswert schnell Sie Ihre Fassung wiedergefunden haben!«
    Er verbeugte sich erneut. »Darf ich hoffen, daß Sie mir die Ehre dieses Tanzes erweisen?«
    »Ich hatte ihn zwar meinem Bruder versprochen, aber ich glaube nicht, daß er auf seinem Anspruch bestehen wird, Sir.« Judith wandte sich zu Sebastian um, der sich zwanglos und wie zufällig der Gruppe genähert hatte. »Du entläßt mich doch, nicht wahr, Sebastian?«
    »Die Ansprüche eines Bruders sind bekanntlich gering, meine Liebe«, sagte er heiter.
    »Kennen Sie meinen Bruder, Lord Gracemere?«
    »Ich glaube nicht«, meinte Gracemere. »Aber die Familienähnlichkeit ist frappierend.«
    »Ja, so sagt man.« Sebastian verbeugte sich. »Sebastian Davenport, zu Ihren Diensten.«
    »Freut mich.« Der Earl erwiderte die Verbeugung und musterte den jungen Mann mit kaltem, berechnendem Blick, während Sebastian ein ziemlich albernes Lächeln beibehielt. Agnes hatte ihn bei Mrs. Dolby gesehen, also mußte er Spieler sein. Wie gut er war, blieb abzuwarten. »Sie müssen zu einer meiner Kartenparties kommen«, meinte Gracemere leicht herablassend. »Falls Sie sich aus solchen Dingen etwas machen.«
    Sebastian versicherte ihm, daß er durchaus Interesse habe, und murmelte etwas davon, wie geehrt er sich fühle. Dann legte Judith dem Earl ihre Hand auf den Arm, und Bernard Melville führte sie auf die Tanzfläche.
    »Sie sind also nicht aller Welt nach Brüssel gefolgt, um die große

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