Bleib ungezaehmt mein Herz
ganzem Herzen, sie hätte niemals davon angefangen. »Es geht hier nicht um unsere Heirat«, sagte sie verzweifelt. »Oder nicht wirklich. Es geht um etwas viel Einfacheres. Ich möchte, daß du mir vertraust. Mein Urteilsvermögen hat mich in all den Jahren nie getrogen, und es ist nicht deine Angelegenheit, welche Kutsche ich fahre. Ich hatte meinen Bruder als Vermittler angestellt...«
»Ich darf nicht vergessen, ihm meine Dankbarkeit zu bezeugen.« Die bissige Zwischenbemerkung kam im selben kalten, beherrschten Ton. »Und nun zu dir, meine Liebe. Wenn dein Bruder die Pferde nicht haben will, schicke ich sie gleich morgen früh auf den Schlachthof nach Tattersalls.« Er wandte sich ab, als wäre das Thema für ihn damit erledigt.
»Nein! Das werde ich niemals dulden!«
»Dir bleibt gar keine andere Wahl, meine liebe Frau.«
»Oh, aber ganz sicher! Ich werde die Pferde einfach im Stall meines Bruders unterstellen und mit ihnen ausfahren, wann immer es mir paßt.«
Der Fehdehandschuh war geworfen. Marcus trat auf Judith zu, eine dünne weiße Linie um seine zusammengepreßten Lippen. »Bei Gott, Judith, ich werde dir beibringen müssen, daß ich meine, was ich sage!«
»Wenn du Hand an mich legst, erschieße ich dich, so wahr mir Gott helfe!«
Judith sprang auf. Ihre Knie stießen gegen den Rand des niedrigen Tisches und kippten ihn um. Schachfiguren flogen in alle Richtungen, und das massive Marmorbrett fiel schwer auf Marcus' Füße. Er schrie vor Schmerz auf und hüpfte von einem Bein aufs andere.
»Jetzt sieh nur, wozu du mich gebracht hast«, sagte Judith und vergaß ihren Ärger in ihrer Bestürzung. »Ich wollte dir nicht weh tun!«
»Nein, du wolltest mich nur erschießen«, knurrte Mar-cus auf einem Bein hüpfend, während er seinen verletzten Fuß rieb. »Entscheide dich, Frau.«
»Du weißt, ich würde so etwas nie tun«, sagte sie händeringend. »Oje, bist du schlimm verletzt?«
»Unsagbar.« Er senkte seinen Fuß vorsichtig auf den Teppich und verlagerte sein Gewicht auf den anderen.
»Es tut mir wirklich leid«, entschuldigte sich Judith zerknirscht. »Aber du hast mich so schrecklich wütend gemacht. Ich habe es nicht absichtlich getan.«
»Gott allein weiß, wieviel Schmerz du verursachen würdest, wenn es mit Absicht geschähe.« Er blickte sie an, und seine Augen verengten sich. Das seidene Band an Judiths Hals hatte sich gelöst und die üppige, cremeweiße Rundung ihrer Brüste entblößt, die sich unter dem heftigen Gefühlsansturm der letzten halben Stunde immer noch rasch hoben und senkten. In ihren goldenen Augen flackerte Angst und ein Rest von Wut, ihre Lippen waren vor Bestürzung leicht geöffnet.
»Ich denke«, erklärte Marcus bedächtig, »du solltest den Rest dieser hitzigen Auseinandersetzung auf dem Rücken liegend führen. So werde ich mich sicherer fühlen.« Er griff über den umgestürzten Tisch hinweg, packte Judith unter den Armen und hob sie hoch.
»Was zum Teufel tust du?« Judith strampelte heftig mit den Beinen, während Marcus sie ohne jede Anstrengung festhielt.
»Was glaubst du wohl?« Er stellte sie auf die Füße, seine Hände glitten um ihre Taille, und in der ebenholzfarbenen Tiefe seiner Augen glomm ein räuberischer Funke auf.
»Nein!« Judith drehte den Kopf zur Seite, gerade als er seinen Mund auf ihren pressen wollte. »Ich erlaube dir nicht, mich zu lieben, wenn wir uns streiten.«
Sein Mund, der ihre Lippen verfehlt hatte, fand statt dessen die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. Seine Zunge schnellte plötzlich vor, und Judith wand sich verzweifelt hin und her, als die heiße, feuchte Spitze ihre Ohrmuschel liebkoste.
»Ich habe dich aber nicht um Erlaubnis gebeten«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
»Verdammt, Marcus, nein! Du willst das hier nicht!« Sie versuchte, ihn mit den Händen wegzustoßen, und wehrte sich mit aller Macht gegen seinen harten Griff.
»Die Entscheidung überlaß nur mir.« Er drängte Judith unerbittlich zurück, bis sie die Bettkante in ihren Kniekehlen spürte. Sie ruderte wild mit den Armen, als sie rückwärts in die Kissen fiel, wand und drehte sich hilflos in Marcus' brutaler Umarmung, während sie eine Reihe derber Flüche in allen Sprachen, die sie kannte, ausstieß.
Er glitt mit den Fingern unter das schmale Seidenband um ihre Taille und zog die Schlinge auf. Dann packte er Judiths wild dreinschlagende Arme und hielt sie über ihrem Kopf fest, blickte in ihr erhitztes Gesicht, las in ihren Augen
Weitere Kostenlose Bücher