Bleib ungezaehmt mein Herz
blickte auf sie hinunter und lächelte unwillkürlich über ihre schamlose Körperhaltung.
»Nur auf angenehme Weise.« Sie öffnete träge die Augen.
»Übrigens«, sagte er und glitt langsam mit der Fingerspitze zwischen ihren Brüsten hinunter. »Um auf die vieldiskutierte Sache mit dem Zweispänner zurückzukommen ...«
Judith stieß seine Hand weg, setzte sich mit gekreuzten Beinen aufs Bett und starrte ihn an. »Jetzt hör mir mal zu«, sagte sie ruhig. »Du bist ein alter Muffel, Marcus Devlin... nein, bitte unterbrich mich nicht. Habe ich dich seit unserer Heirat jemals auch nur im geringsten in Verlegenheit gebracht?«
»Nein, nicht daß ich wüßte«, gab er zu. »Und du tust es auch besser nicht.«
Judith tätschelte sein Knie. »Das habe ich auch nicht vor. Ich werde einen neuen Trend kreieren. Ich habe nicht die Absicht, beim Rennen in Epsom mitzumachen oder die Poststraße von London nach Brighton in gestrecktem Galopp hinunterzubrausen, das natürlich nicht. Ich werde einfach nur etwas Unübliches tun... es ist vielleicht ein bißchen gewagt, na schön. Aber wart's nur ab. Ich wette mit dir, in einer Woche gibt es noch eine Menge anderer Frauen, die hochsitzige Zweispänner fahren. Und«, fügte sie hinzu, »du wirst erleben, daß keine von ihnen mit meinem Stil und meinen Fähigkeiten mithalten kann.«
»Eingebildetes Weibsstück«, sagte er.
»Wart's nur ab«, erwiderte sie störrisch.
Marcus antwortete nicht sofort, weil ihm plötzlich ein ganz neuer Gedanke gekommen war. »Wie hast du gelernt, so geschickt zu kutschieren, Judith?« wollte er wissen.
»Oh«, sagte sie ausweichend. »Ein Freund hat es mir vor zwei Jahren beigebracht«
»Ein Freund?«
»Ja, in Wien. Er fuhr ein wundervolles Apfelschimmelgespann und war so liebenswürdig, mir Unterricht zu geben.«
»Als Gegenleistung wofür?«
»Nun, für meine Gesellschaft«, sagte sie, als verstände sich das von selbst.
»Einer deiner Flirts, mit anderen Worten.«
»So könnte man sagen, ja. Obwohl er ein sehr respektabler Charmeur war. Ein österreichischer Graf mit beträchtlichem Vermögen.«
»Um das du und dein Bruder ihn erleichtert habt, wie ich annehme.«
»Um ein paar Tausend«, gestand sie heiter. »Er konnte es sich leisten, und als Entschädigung hat er meine Gesellschaft genießen dürfen.«
»Und da fragst du dich, warum ich manchmal dein Werturteil anzweifle.«
Judith biß sich auf die Lippen. »Dies ist etwas völlig anderes. Warum hältst du mir immer wieder meine Vergangenheit vor?« Sie drehte den Kopf zur Seite und blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an.
Ja, warum? Marcus betrachtete ihr abgewandtes Profil, sah eine Träne auf ihrer Wange schimmern. Möglich, daß er Judith nicht ganz fair behandelte. Egal, unter welchen Umständen ihre Ehe zustande gekommen war... aber Marcus konnte einfach nicht anders, als stolz auf seine schöne, elegante, intelligente Frau zu sein. Vielleicht war es an der Zeit, die Vergangenheit zu begraben.
Er beugte sich vor und wischte die Träne auf ihrer Wange mit einer Fingerspitze fort. »Wenn du mich davon überzeugen kannst, daß du mit einem temperamentvollen Gespann zwischen den Deichseln eines solchen Gefährts in jedem Fall umgehen kannst, dann darfst du deine Kutsche behalten.«
Judith schluckte ihre Tränen hinunter und schwang sich aus dem Bett. »Wir werden die Sache sofort einem Test unterwerfen.« Sie zog ihm spielerisch die Decke weg. »Nun mach schon, Faulpelz, steh auf. Wir fahren mit deiner Kutsche und deinen Grauen nach Richmond, und ich werde dir zeigen, wie ich mit einem Vierergespann umgehe. Und ich verspreche dir, ich werde dir beweisen, daß ich auf den Zentimeter genau lenken kann.«
»Ich kann mir gut vorstellen, daß du das wirst.« Er stand auf und sagte dann bedächtig: »Übrigens, ich glaube, du schuldest mir zwanzig Guineas.«
»Ganz richtig, mein Lieber, das glaube ich auch«, erwiderte Judith mit melodischer Stimme.
16. Kapitel
»Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.« Charlie blickte mit verwirrtem Gesicht von den Karten in seiner Hand auf.
Sebastian, der hinter Charlie stand, betrachtete das Kartenblatt des jungen Mannes und grinste, als er die drängende Ungeduld seiner Schwester spürte. Judith war eine gute Lehrerin, aber es fehlte ihr an Nachsicht. Sie schaute hoch und fing Sebastians Blick auf. Dann holte sie tief Luft und zwang sich zur Geduld. »Willst du eine weitere Karte, Charlie?«
»Ich weiß es nicht genau.« Er
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