Bleib ungezaehmt mein Herz
heißen Ziegelstein zu ihren Füßen liegen hatte. Kalt und müde bis in die Knochen, doch war es ein Erschöpfungszustand des Geistes, nicht des Körpers. Ab und zu fiel ein Mondstrahl durch die Fenster herein und tauchte das Innere des Wagens in ein trostloses, fahles Licht... so trostlos und fahl wie ihre Seele, so schien es, als sie sich in ihrer Niedergeschlagenheit abstrusen Gedanken hingab.
Millie war aufgeblieben, um auf Judith zu warten, doch die tröstliche Wärme und das milde Licht des vom Feuerschein erhellten Schlafzimmers trugen nur wenig dazu bei, Judith aufzuheitern. »Helfen Sie mir mit meinem Kleid, Millie, anschließend können Sie zu Bett gehen. Den Rest erledige ich selbst.«
Die Kammerzofe hakte das Abendkleid aus smaragdgrüner Seide auf und half Judith aus dem apfelgrünen, mit Perlen bestickten Halbunterrock. Sie hängte die Kleider in den Schrank und ging, nachdem sie ihrer Herrin eine gute Nacht gewünscht hatte.
Judith saß in Mieder und Unterrock vor dem Spiegel und hob gerade die Hände, um ihre Smaragdkette und die dazu passenden Ohrgehänge abzunehmen, als sich die Verbindungstür mit einem plötzlichen und völlig unerwarteten Ruck öffnete. Marcus stand in seinem Hausmantel auf der Türschwelle, seine dunklen Augen glühten wie Kohle.
»Nein!« rief er.
Judith ließ vor Schreck einen Ohrring fallen. Er landete klappernd auf dem Frisiertisch. »Nein, was?«
»Nein, ich wünsche mir nicht, wir wären uns nie begegnet«, erklärte er, durchquerte mit energischen Schritten den Raum und stellte sich hinter sie. Langsam wandte Judith sich um und sah ihn an.
Seine Hände schlossen sich um ihren Hals, seine Daumen schoben ihr Kinn hoch. Er konnte ihre schlanke, zerbrechliche Alabasterkehle warm gegen seine Finger pulsieren spüren. »Nein«, wiederholte er leise. »Du bist zwar eine heißblütige, gefährliche Wildkatze mit einer so scharfen Zunge, daß ich mich manchmal wundere, daß du dich nicht selbst daran verletzt, aber ich könnte mir niemals so etwas wünschen.«
Judith brachte keinen Laut heraus. Sein Blick schien sich förmlich in ihre Augen hineinzubrennen, und ein Schauer heißer Begierde durchlief ihren Körper.
»Und du?« drängte er. »Wünschst du es dir, Judith? Sag es mir. Sag mir die Wahrheit.«
Sie schüttelte stumm den Kopf. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, und sie fühlte ihren Puls heftig gegen seine warmen Handflächen klopfen. »Nein«, flüsterte sie schließlich. »Nein, ich wünsche es mir auch nicht.«
Marcus beugte den Kopf und ergriff Besitz von ihren Lippen, während seine Hände immer noch um ihren Hals lagen. Die elementare Kraft dieses Kusses ließ Flammen der Sinnlichkeit in ihrem Inneren auflodern, sprengte die Schutzwälle ihrer Seele, machte die schwache Verteidigung zunichte, die sie vielleicht errichtet hätte, um sich vor der Zerstörung durch seine wilde, verzehrende Leidenschaft zu schützen. Judith verlor sich völlig in seinem Kuß, während seine Zunge in ihren Mund hineinglitt, Teil ihres eigenen Körpers wurde, und ihre Haut, wo sie seine berührte, ihr nicht länger zu gehören schien.
Ohne seine Lippen von ihren zu heben, zog er Judith auf die Füße. Sie gehorchte blind, den reichen Duft seiner Haut einatmend, seinen Geschmack in ihrem Mund spürend. Marcus drängte sie rückwärts, bis sie die Wand hinter sich hart gegen ihre Schulterblätter drücken fühlte.
Dann löste Marcus seinen Mund von ihrem und blickte sie an, und sie schien in den glänzenden schwarzen Teichen seiner Augen zu ertrinken, schien nur noch in dem winzigen Spiegelbild ihrer selbst in seiner dunklen Iris zu existieren.
»Heb deinen Unterrock.«
Es war ein zärtlicher, halb geflüsterter Befehl, und dennoch schwang in jedem Wort die Macht und die Verheißung heftiger Begierde mit. Langsam hob Judith den weichen Stoff bis zur Taille hoch.
»Spreiz die Beine.« Er nahm die Hände von ihrem Hals, öffnete seinen Morgenrock und enthüllte den erregt aufgerichteten Schaft, bereit, Besitz von ihr zu ergreifen.
Judith gehorchte dem mächtigen Ansturm der Lust, der sie auf Wogen der Leidenschaft mit sich fortzureißen schien, und spreizte die Beine. Sie hielt immer noch ihren Unterrock in der Taille und lehnte sich haltsuchend gegen die Wand, als Marcus ohne Umschweife tief in sie eindrang. Sein Blick hielt ihren fest, während er sich in ihr bewegte, die Hände leicht auf ihre Hüften gelegt. Nur ihre Lenden berührten sich, nur ihre Augen sprachen.
Seine
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