Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Abendbrot gegessen. Das war nun mein ganzes Sonntagsprogramm.-
    Ja, kleine Lenimaus, nun ist es Weihnachten, nur dass wir es um vier Tage verschieben. Ich werde nun am Heilig Abend Dein Paket auspacken, während Du ausser diesem Briefe nichts weiter vorfindest. Aber in Gedanken bin ich dann den ganzen Abend bei Dir. Es ist nun das fünfte Fest, was wir in unserer Ehe feiern und da will ich Dir gleich nochmals sagen, dass ich Dich recht von Herzen lieb habe und dass es immer so bleiben wird. Vor allen Dingen freut es mich, dass Du nun bald für immer zu Hause bleibst und nicht mehr Dich für andere Leute so abrackern brauchst. Ich wollte, es wäre schon früher gegangen, kleiner Hase, dass Du Dich nur Deiner Wirtschaft hättest widmen können, aber Du hattest nun mal einen armen Schlucker geheiratet. Und wenn ich nun daran denke, dass wir schon nächste Weihnacht zu dritt feiern werden, ach kleiner Strolch, man darf gar nicht daran denken, dass es soviel Glück auf einmal gibt. Freust Du Dich auch so auf das, nein Dein Kind? Weißt Du, sei nicht böse, aber Dich kann ich mir noch gar nicht als kleine Mutter vorstellen, denn wenn ich daran denke, dass Du immer wie ein kleines Mädel im Bett liegst, wo soll bei dem Kind da der Respekt herkommen? Bei mir und bei meiner Gesetztheit ist das schon was anderes. Es ist für mich trotz der anderen vier schönen Weihnachtsfeste bestimmt das schönste, dazu das grosse Weihnachtsgeschenk, wieder bei Dir zu sein, mehr kann man doch nicht verlangen. Ach Strolch, wie bin ich bloss froh, wieder bei Dir zu sein, hoffentlich drücke ich Dich nicht vor Wiedersehensfreude tot. Nun will ich gleich nochmals wegen des Abholen vom Bahnhof schreiben. Solltest Du an die Bahn kommen, so musst Du in Betracht ziehen, dass ich eventl. gegen 20.15 Uhr, 20.45 Uhr oder später kommen kann. Komme ich zwischen 20 und 21 Uhr, so treffen wir uns, na sagen wir mal direkt am Querbahnsteig am Bahnsteig 10. Denn ich muss ja durch den Wehrmachtsschalter und da es dunkel ist, müssen wir einen solchen festen Treffpunkt ausmachen. Denk mal, heute über eine Woche haben wir wieder nach langer Zeit Abendbrot zusammen gegessen. Jetzt fällt mir noch ein, ich kann doch am kommenden Sonntag mal baden, denn hier habe ich keine Gelegenheit mehr dazu.
    Nun wünsche ich Dir angenehme offizielle Feiertage, unsere beginnen später. Ich hoffe, Dich recht gesund, froh und munter anzutreffen und bin bis zu unserem Wiedersehen mit vielen lieben Grüssen und Küssen
    Dein Dichliebender Hans.
    (Übersetzung des Briefes von Maja Rydberg)
     
    Lieber Hans und Leni!
    Herzlichen Dank für den Brief, den wir vor einiger Zeit erhielten. Es ist erfreulich zu hören, dass es Euch gut geht. Hier ist es jetzt kalt und ungemütlich, Schnee und Regen wechseln sich ab. Mona sehnt sich nach Schnee, denn es versteht sich, dass sie zum Skifahren hinaus will. Wir haben hier eine Vereinigung, welche sich Hausmutterverein nennt. Dort soll morgen ein kleines Fest steigen, wo Mona dabei ist, denn sie spielt in einem kleinen Theaterstück:‘Wenn der Weihnachtszwerg zu Hause bleibt’ mit. Wir alle wollen hingehen. Ja, nun ist wieder Weihnachten. Kannst Du Dich erinnern, dass Du uns früher immer ein Weihnachtspaket mit einer Stolle schicktest? Das war so gut, dass ich es am liebsten immer alles selbst aufgegessen hätte. Ja, nun wünschen wir Euch allen ein frohes Fest und hoffen, dass es Euch allen gut geht. Vater ist nicht ganz in Ordnung und Nisse hatte Blutvergiftung im rechten Arm. Es ist jetzt aber wieder gut. Maja Stina hat einen Platz hier im Kontor. Lasse hilft Vater noch. Er wurde 18 Jahre am 6.12.Von Kalle und Mary kann ich Euch grüssen, sie schrieben im Dezember; sie fragten mit an, ob Post von Euch da wäre. Sonst ist alles beim Alten hier bei uns. Ich will versuchen, dass Vater sich mal wieder mit knipsen lässt, da schicke ich Euch dann ein Bild. Alle hier zu Hause lassen Euch grüssen und schreibt bald, wenn es geht. Wir freuen uns sehr, wieder etwas von Euch zu hören und warten auf den Tag, da wir Euch wieder treffen.
    Mit Grüssen
    Vater und Maja
     
    Als Schlussatz: bügele Deine Hosen. Komisch, nicht ????
    Montag, den 22.12.
    Lieber kleiner Strolch!
    Jetzt habe ich mir im Geschäftszimmer erst zwei Umschläge geholt, sonst hättest Du und Mutter keine Post bekommen. Nun ist der Vormittag wieder rum, früh habe ich bei zehn Mann Unterricht gehalten, und dann war eine Stunde exerzieren. Eine Hundekälte herrscht heute. Um 1 Uhr